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Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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sicher, ob sie es schaffen würde. Kurzentschlossen griff sie mit den Fingern in den Draht und begann zu klettern.
    Auf halbem Weg nach oben fuhr ihr der Schmerz in die Gelenke. Er durchzuckte sie wie Peitschenhiebe. Auch der Wind nahm zu, rüttelte am Zaun, sodass der ungebetene Gast beinahe abgeworfen worden wäre.
    »Wenigstens ist es trock–«
    »Sag’s nicht!«, warnte Lowrie.
    Meg beendete den Satz nicht. Früher hatte sie nie daran geglaubt, dass etwas ihr Glück oder Pech bringen könnte. Aber mittlerweile war sie bereit, an so ziemlich alles zu glauben. Nach einer Ewigkeit des Stöhnens und Schwitzens gelang es ihr, sich auf das Abschlussrohr zu hieven.
    »Sie schwitzen wie ein Schwein, alter Mann«, grummelte sie.
    »Das Hemd ist ruiniert.«
    Lowries Herz dröhnte. Ihre Anwesenheit genügte nicht mehr, es ruhig weiterschlagen zu lassen. Hätte er allein versucht, den Zaun zu erklimmen, läge er jetzt mit absoluter Sicherheit als Leiche unten im Matsch.
    Meg gönnte sich eine kleine Pause. Der Wind beutelte sie von allen Seiten. Selbst die gewaltigen dunklen Tribünen boten keinen Schutz, wie sie gedacht hatte. Nein, der Wind schlängelte sich durch die Lücken und sammelte sich wie Wasser in einer Leitung.
    Sie schwang sich auf die andere Seite. Da Lowries Beine mittlerweile so gut wie nutzlos waren, hing sein ganzes Gewicht an den Fingern. Die Gelenke krachten und drohten nachzugeben. Nach einem schier endlosen Kampf plumpste sie zu Boden. Durch den Hintern von Lowries Hose drang Pfützenwasser.
    Meg war zu schlapp, um sich darum zu scheren. »Ich weiß nicht, wie wir hier wieder rauskommen«, keuchte sie, »aber ganz bestimmt nicht über den Zaun. Noch so eine Kletternummer, und wir sind beide am Ende.«
    Sie schlüpfte aus dem Kopf des alten Mannes und übergab die Kontrolle über den Körper wieder seinem Besitzer.
    Sofort spürte Lowrie das Wummern seines überforderten Herzens. »Das ist verrückt«, ächzte er. »Vollkommen schwachsinnig.«
    Ausnahmsweise war Meg froh, ein Geist zu sein. Zumindest hatte sie die Sache mit dem Tod schon hinter sich. »Hab ich doch gleich gesagt.«
    Lowrie lehnte sich eine Weile gegen den Zaun, bis das Dröhnen in seiner Brust zu einem leisen Pochen abgeebbt war. »Okay«, seufzte er. »Mir geht’s besser. Weiter im Text.«
    »Sind Sie sicher?«
    Der alte Mann rappelte sich auf die Füße. »Es hat ja wohl wenig Sinn, jetzt aufzugeben. Den anstrengenden Teil haben wir schließlich gerade hinter uns gebracht.«
    »Wir? Sie haben bloß dagesessen und zugeguckt. Ich habe Ihren schlappen alten Körper über den Zaun geschleift.«
    »Dafür bist du doch hier, oder?«
    »Scheint so.«
    »Na also. Können wir dann vielleicht mit dem Gestreite aufhören und weitermachen, bevor ich tatsächlich einen Herzinfarkt bekomme?«

Kapitel 8
Der Ausgleichstreffer
    C roke Park war selbst zu dieser nächtlichen Stunde gut beleuchtet. Hoch oben summten orangefarbene Flutlichter, die unheimliche Schatten über die mächtigen Tribünen warfen. Der Boden war übersät mit Flaschen und Dosen. Der Wind hatte sie in die Ecken geschoben wie Treibgut. Offensichtlich war das Aufräumteam nach dem letzten großen Spiel noch nicht wieder im Einsatz gewesen.
    Lowrie humpelte auf das Spielfeld. Die Nachtbeleuchtung warf einen blassen Schimmer über das Gras und tauchte es in ein gespenstisches Weiß. Der alte Mann konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er war hier, wirklich hier, nach all den Jahren. Mit ausgestreckten Armen ging er zum Mittelkreis, im Geist umtost vom Beifall seiner Klassenkameraden. Na, ihr Lästermäuler? Wer traut sich nicht? Wer ist ein mieser kleiner Bauernfeigling?
    »Hier bin ich!«, brüllte er, dass seine Stimme von den Tribünen widerhallte. »Lowrie McCall, der sich mitten in der Nacht reingeschlichen hat!«
    Meg kicherte. Sie sah, wie das Glück den alten Mann in orangefarbenen kleinen Lichtspiralen umstrahlte.
    »Ich bin hier, um in Croke Park ein Tor zu schießen!«
    »Was Sie nicht sagen«, knurrte eine Stimme.
    Erschrocken fuhren die beiden Partner herum. Ein Wachmann warf ihnen einen höchst ungemütlichen Blick zu. Ein Funkgerät hing wie ein Revolver an seiner Hüfte.
    »Und was mich wirklich interessiert«, fuhr er lakonisch fort, »ist, wie ihr beide ein Tor schießen wollt, wenn ihr nicht mal ’nen Ball dabei habt.«
    Lowrie schluckte. Meg ebenfalls. Die Sache hatte gleich zwei Haken. Erstens: Wie wollten sie eigentlich Fußball spielen, ohne einen Ball zu

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