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Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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versprochen, einander bald wiederzusehen. Ein Versprechen, das Lowrie in nüchternem Zustand niemals gegeben hätte, weil er nur zu gut wusste, dass er es nicht würde halten können.
    »Das bedeutet, dass wir einen Wunsch frei haben«, sagte Meg.
    »Hmm?«, murmelte Lowrie. Wenn es nicht zu anstrengend gewesen wäre, hätte er auch sagen können: Was meinst du damit?
    »Na, ich habe niemanden geschlagen, also haben wir einen Wunsch frei.«
    »Stimmt. Ham ’nen Wunsch frei.« Das klang lyrisch, also machte Lowrie ein Lied daraus. »Wir ham ’nen Wunsch fraaaii.«
    Diesmal lachte Meg nicht. Ihr kam eine Idee. »Kann ich den Wunsch haben?«
    »Hmm?«
    »Geben Sie mir den Wunsch. Es gibt jemanden, dem ich gerne eins verpassen würde.«
    Lowrie kniff die Augen zu und zeigte verschmitzt mit dem Finger auf sie. »Ich weiß, was du vorhast.«
    »Tatsächlich?«
    »Jawoll. Du willst Franco eins überziehen.«
    »Okay, stimmt. Also, wie sieht’s aus?«
    »Nur zu. Mach ihn fertig. Ich werde dich nicht daran hindern.«
    Meg zog eine finstere Miene. »So läuft das nicht. Ich hab’s schon versucht, ich kann nur da hingehen, wo Sie hingehen.«
    Lowrie dachte darüber nach. Vielmehr versuchte er, sich durch den Nebel zu kämpfen, der sein Hirn umwaberte. Schließlich gelangte er zu einem Ergebnis. »Einverstanden«, verkündete er. »Unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«, fragte Meg, obwohl sie bereits ahnte, was er sagen würde.
    »Ich will wissen, was er dir getan hat.« Auf einmal klang Lowrie erstaunlich nüchtern. »Ich will wissen, warum du so wütend auf ihn bist.«
    Meg seufzte. Sie hatte noch nie darüber gesprochen. Mit niemandem. »Das kann ich nicht«, sagte sie schließlich. »Ich kann’s einfach nicht.«
    »Könntest du es mir nicht einfach zeigen?«, fragte Lowrie und tippte sich an den Kopf.
    Meg biss sich auf die Unterlippe. »Vielleicht. Aber bei Ihrem schwachen Herz …«
    »Das Risiko gehe ich ein.«
    »Also gut. Aber nerven Sie mich im Jenseits nicht mit Vorwürfen, falls Sie ’nen Herzinfarkt bekommen.« Lowrie lächelte schwach. »Versprochen.«
    Meg krempelte den Ärmel ihrer Jacke auf und griff mit der Hand in Lowries Ohr.
    Er kicherte. »Das kitzelt!«
    »Hören Sie gefälligst mit dem Gezappel auf! Sonst kriegen Sie noch ’nen Hirnschaden.« Er saß still.
    »Aha. Da haben wir’s.«
    Lowrie erblasste. Er wurde von einer Horde wütender Rugbyspieler in Ballettröckchen verfolgt.
    »Hoppla. Das war die falsche Erinnerung.« Meg schloss die Augen und konzentrierte sich. Denk an den Tag, befahl sie sich. Lass alles wieder hochkommen. Ich bin dreizehn Jahre und einen Tag alt. Ich bin so lange wie möglich draußen geblieben, aber es ist kalt, und ich habe Hunger, und ich weiß nicht, wo ich sonst hingehen soll …
    Ich erinnere mich, dass ich stundenlang hinten im Videoladen gesessen und mir auf dem großen Bildschirm Filme angeguckt hatte. Trish bat mich zu gehen, als die ersten Abendkunden kamen. Auf nette Art. Weil sie Franco kannte und wusste, was mich zu Hause erwartete.
    »Tut mir Leid, Meggy«, sagte sie. »Du kennst die Regeln. Der Chef kann jeden Moment kommen.«
    Ich rutschte von der Fensterbank. Mein Po war sowieso längst taub. »Schon in Ordnung, Trish. Danke für den Star Trek. Den kannte ich noch nicht.«
    »Komm doch später wieder. Ich bin bis zwölf da.«
    »Mal sehen. Hängt von dem Widerling ab.«
    Trish schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was ich mit dem Typen anstellen würde.«
    Ich nickte. »Ich auch.«
    Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke hoch bis zum Kinn und ging raus in den Wind. Der Ort wimmelte nur so von Leuten, die aus Autos stiegen oder in Fish & Chips-Buden gingen. Mütter, die ihre Kinder verwöhnten. Wie meine Mam mich verwöhnt hatte. Komisch, fast alles erinnerte mich an Mam. Wenn ich irgendwo langkam, eigentlich halbwegs gut gelaunt, schoss mir manchmal plötzlich ein Bild von ihr durch den Kopf. Alles Mögliche konnte das auslösen, jemand, der einen Pullover wie sie trug, oder ein Hauch von Jasmin, ihrem Lieblingsparfüm.
    Ich zog ein finsteres Gesicht, damit mich niemand blöd anmachte. Bei uns im Viertel muss man immer möglichst düster dreinschaun, sonst kommen einem die Jungs auf dem Nachhauseweg dumm. Ein Kerl hat es mal versucht, und dem habe ich Tinte über seinen Jogginganzug gespritzt. Der ist heulend wie ein Baby nach Hause gelaufen. Die Typen stellen sich total an wegen ihrer Klamotten. Ist ja auch schwierig, cool zu sein, wenn das ganze

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