Mehr als die Summe - Star trek : The next generation ; 5
vermitteln, dass die Borg als Individuen, genau wie wir, begonnen haben und dann in etwas anderes verwandelt wurden, könnte es ihm dabei helfen, zu begreifen, dass dies gegen ihren Willen geschah. Dass den Borg durch ihre Assimilierung Schaden zugefügt wurde. Da das Wesen daran interessiert zu sein scheint, andere Geschöpfe vor Schaden zu bewahren, könnten wir es auf diese Weise vielleicht von unserer Sache überzeugen.«
Picard war sich der Ironie ihrer Situation bewusst. Im Grunde war es geradezu erfrischend anders, zur Abwechslung mal einem fortgeschrittenen und unglaublich mächtigen Wesen zu begegnen, das tatsächlich die grundlegenden Werte der Föderation – Mitgefühl und Sorge für die Leben und Rechte anderer Wesen – teilte. Es war bedauerlich, dass die Unschuld und die grundlegende Anständigkeit dieses Wesens in diesem speziellen Fall der Mission der
Enterprise
im Weg stand. Er hoffte wirklich, dass es ihnen gelingen möge, es davon zu überzeugen, dass sie eigentlich gemeinsame Ziele verfolgten.
Er nickte. »Lieutenant Chen, versuchen Sie Lieutenant Choudhurys Vorschlag umzusetzen. Und wenn Sie noch eigene Ideen haben, die hilfreich sein könnten, setzen Sie sie um. Es ist von höchster Wichtigkeit, dass wir die Clusterentität dazu bringen, die Wahrheit über die Borg zu erkennen. Nicht nur zu unserem eigenen Schutz«, er blickte sie einen Moment eindringlich an, »sondern auch, weil sie das, was die ihr antun werden, wenn wir versagen, nicht verdient.«
Als der Computer Miranda Kadohata eröffnete, dass sich T’Ryssa Chen auf Holodeck eins befände, war ihr erster Impuls, anzunehmen, dass der Lieutenant sich ein paar nette Stunden machte, während es eigentlich Arbeit zu erledigen gab. Miranda unterdrückte diesen Impuls. Tatsächlich hatte T’Ryssa bislang im Umgang mit der Clusterentität einen ziemlich guten Job gemacht – vielleicht besser, als man es angesichts der Umstände erwarten konnte –, und ihre Bereitschaft, sich in diese Mission reinzuhängen, war mehr als deutlich. Also hielt sich Miranda mit einem Urteil zurück und ging zum Holodeck, um mit eigenen Augen zu sehen, was T’Ryssa dort trieb.
Sie fand den Lieutenant umgeben von einer Vielzahl simulierter Familien und Kindern der unterschiedlichsten Spezies und in den verschiedensten Entwicklungsstufen vor. Daneben gab es eine schwangere Frau, einen nistenden Aurelianer und eine ziemlich explizite Simulation von einer vierköpfigen andorianischen Lebensgemeinschaft beim Geschlechtsakt. All diese Simulationen wurden von Clusterkonstrukten genau beobachtet, wobei diese unterschiedliche Formen angenommen hatten, um zu imitieren, was sie sahen (wenn ‚sehen‘ das richtige Wort war). T’Ryssa betrachtete das andorianische Quartett selbst mit einigem Interesse, und ihr schoss das Blut ins Gesicht, als sie Miranda bemerkte. »Commander! Ah … hören Sie, es ist nicht so, wie es aussieht …«
»Es sieht so aus, als würden sie versuchen, der Clusterentität einiges über den humanoiden Lebenszyklus – und den einiger fremderer Völker – beizubringen. Nicht wahr?«
»Oh. Nun, ich denke, dann ist es doch so, wie es aussieht. Ich, äh, kam zu dem Schluss, dass das Holodeck etwas sein könnte, das ein Gefühl von Vertrautheit hervorruft, da dessen Funktionsweise dem ähnelt, was das Wesen selbst mit seinen Konstrukten anstellt. Ich denke also nicht mehr nur etwas in seine Richtung, sondern denke es und erschaffe zugleich ein konkretes Abbild davon.«
»Und hat das dem Wesen geholfen, uns zu verstehen?«
»Ich glaube schon. Es scheint auf jeden Fall, äh, reger an der Unterhaltung teilzunehmen.« Sie deutete um sich auf die verschiedenen beobachtenden Konstrukte. »Ich habe mit nur einer Simulation begonnen, aber es schien Schwierigkeiten zu haben, sich darauf zu konzentrieren, und dann kam mir der Gedanke, dass es vermutlich imstande ist, enorme Mengen an Sinneseindrücken gleichzeitig zu verarbeiten. Also gab ich ihm einen ganzen Haufen Inputs. Das könnte seiner normalen Informationsverarbeitung näher kommen.«
Miranda nickte. »Ich muss sagen, dass war sehr aufmerksam von Ihnen. Aber gab Ihnen der Captain nicht den Auftrag, mit dem Wesen über die Borg zu sprechen?«
Die jüngere Frau wirkte empört. »Das tue ich, Commander. In gewisser Weise. Ich will sagen, dass ich es anfangs versucht habe, aber es gelang mir einfach nicht, dem Wesen diese ganze Sache mit der Individualität klar zu machen. Ich musste zurück zu
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