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Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Eriksson
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Menschenmenge in eine Kakophonie aus lärmenden Einzelstimmen aus, wie ein Gänseschwarm, der sich von einem Feld erhebt. Constance lief zum Fenster hinüber, das Ausblick über das Rollfeld bot. Sie konnte nicht glauben, was für ein Glück sie hatte. Sie hatte bedauert, keine Zeit in Ägypten verbringen zu können; es war einer von Thomas’ Träumen gewesen, die Pyramiden zu sehen, durch das Tal der Könige zu laufen und auf dem Nil zu segeln. Aber sie hatte sich zwischen Ostafrika und Ägypten entscheiden müssen, da ihr Geld nicht ausreichte um einen extra Zwischenstopp einzulegen. Jetzt hatte das Schicksal interveniert. Das musste ein Zeichen sein.
    Trevor trat neben sie, seine Brille in der Hand. »Wie zum Teufel soll ich um halb zwei in der Frühe Nairobi und mein Büro in Calgary kontaktieren?« Er rieb sich über seinen Nasenrücken. »Ich wette, die Telefone funktionieren nicht an diesem gottverlassenen Ort.« Er sah Constance an. »Worüber sind Sie so glücklich?«, knurrte er. »Wir sitzen fest, in Ägypten.«
    »Genau.« Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte sie sich zu ihm. »Wir sitzen fest, in Ägypten.«
    »Gucken Sie nicht so aufgeregt. Es ist nur für eine Nacht«, erwiderte er. »Wo ist denn Ihr Gepäck?« Constance zeigte auf ihren großen weißen Koffer auf dem Gepäckband. Er grunzte, als er ihn anhob. »Was haben Sie da drin?« fragte er. »Noch weitere Ehemänner?«
    »Selbstverständlich nicht«, wehrte sie ab, dann fiel ihr auf, dass er scherzte. »Drei waren mehr als genug.«

    Der Geruch nach exotischen Gewürzen und ranzigem Olivenöl stach Constance in die Nase, als sie den Speisesaal betraten, einen lang gestreckten, freudlosen Raum, der vollgestellt war mit Holztischen und Stühlen, an der Wand eine Bar. Bunte Fliesen mit geometrischen Mustern schimmerten durch die Schmutzschicht auf dem Fußboden. Einstmals prachtvolle Kronleuchter, auf denen sich der Staub ballte, hingen von der Decke herab. Mehrere Männer, die mit Klemmbrett, Kugelschreiber und der vorschriftsmäßigen Pistole bewaffnet waren, wiesen den Menschen willkürlich Räumlichkeiten zu, die Männer zusammen mit anderen Männern, die Frauen mit Frauen. Sie schenkten den Wünschen der Passagiere keinerlei Beachtung, gleichgültig, ob sie verheiratet oder alleinstehend waren, jung oder alt. Wortgefechte brachen aus; ein deutscher Mann stolzierte davon und ließ seine weinende Gattin bei ihren neuen Zimmergenossinnen zurück.
    Trevor lehnte sich gegen die Bar. »Ich würde sogar mit King Kong kampieren, so müde wie ich bin.«
    Constance hielt sich mit der Hand an seinem Ellbogen fest und fühlte sich plötzlich erschöpft wie schon lange nicht mehr. So abenteuerlich die Situation auch war, so brauchte sie doch ein Bett und ein vertrautes Gesicht. Als der Beamte mit den Fingern auf sie beide zeigte, hängte sie sich bei Trevor ein, und als er auf sie herabblickte, starrte sie geradewegs geradeaus, denn sie wollte nicht wissen, was er dachte. Und erst recht wollte sie nicht allein sein.
    »Sie... und Sie.« Der Mann zeigte auf Constance und auf zwei große, dicke, schwitzende Engländerinnen, die an einem der Tische saßen. »Zimmer 205.«
    Constance schüttelte den Kopf.
    Der Beamte wiederholte seinen Befehl, und eine der Engländerinnen griff sich Constance’ freien Arm. »Lassen Sie uns tun, was er sagt, damit wir heute Nacht ein paar Stunden Schlaf bekommen«, versuchte die Frau sie in breitem Cockney-Dialekt zu überreden.
    »Constance«, drängte Trevor. »Gehen Sie mit ihnen.«
    Constance umklammerte Trevors Arm nur noch fester, dankbar, dass er sich daraufhin nicht rührte oder versuchte, ihren Arm aus seinem zu lösen. Sie war es leid, von Männern herumkommandiert zu werden. Martin war ein lieber Kerl gewesen, hatte sie immer nach ihrer Meinung gefragt, war interessiert gewesen an ihren Ideen, aber Donald und sogar Thomas hatten sich aufgeführt, als habe sie keinen Funken Verstand im Schädel. Der Beamte umfasste mit einer seiner Hände fest ihr Handgelenk und versuchte sie loszureißen. Sie beschwor ihre letzten Energiereserven, starrte ihm in die Augen und drückte mit ihren Fingern nur noch fester zu.

    Trevor verzog das Gesicht und blickte auf Constance nieder. Sie wirkte gebrechlich, kraftlos, als könne ein Windhauch sie umstoßen, und aus einem Riss in den Tiefen seines Körpers stieg Mitgefühl empor wie ein Sprühstoß Dampf aus einem Spalt in der Erde. »Nehmen Sie Ihre Pfoten von ihr«, verlangte

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