Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Eriksson
Vom Netzwerk:
zuvorkommend gegenüber Senioren. Wenn es einen Himmel gibt, werden Sie geradewegs emporschießen zur rechten Hand Gottes.
    Nur was wird aus mir ? Ich bin verdammt aufgrund dessen, was ich heute getan habe. Ich habe Donald in einen Vulkan fallen lassen. Und es war kein Unfall. Ich bin mit dem Bus zum Vulkan von Poás außerhalb von San José gefahren, bin bis zum Rand des Kraters gelaufen und habe ihn hineingeschmissen, mit der Erdnussbutterdose und allem. Hinein in einen See aus Schwefelsäure. Feuer und Schwefel. Ich nehme mal an, dass der Grund eines Vulkans der Hölle einigermaßen nahekommt.
    Ich habe ein nettes amerikanisches Mädchen, das ich im Bus kennengelernt hatte, gebeten, die Tat im Bildfestzuhalten, aber sie hat nicht rechtzeitig geknipst. Sie werden mir also einfach glauben müssen.
    Es ist alles ein Geheimnis, Trevor, nicht wahr? Wohin wir gehen, wenn wir sterben. Aber spielt es eine Rolle? Zählt nicht einzig und allein, wie wir unser Leben leben? Am Ende liegt unser aller Schicksal in den Händen von Anubis.

    Alles Liebe, Constance

    P.S.: Angela wird auch in den Himmel kommen, gar keine Frage bei dem Namen.

    Trevor nahm das Foto noch einmal in die Hand. Constance hatte also eine adäquate letzte Ruhestätte für Donald gefunden. Das verdiente der Mistkerl. Ihre Anspielung auf Afrika nagte an seinem Gewissen. Nun denn, er würde geradewegs den Bach runtergehen, zusammen mit Donald, und sich in den Flammen der Hölle winden wegen all seiner Lügen und Täuschungen. Sie hielt ihn für einen netten Jungen. Gute Taten für die Armen.
    Tante Gladys und Onkel Pat hatten Brent und Trevor jeden Sonntag in die Lutheranische Kirche geschleppt, wo sie sich drehten, wanden, herumzappelten und Wortspiele mit den Bekanntmachungen auf der Anschlagtafel spielten, bis Tante Gladys ihnen eine klatschte. Im Alter von vierzehn Jahren hatte Brent Geld aus dem Kollektenbeutel gestohlen, und Onkel Pat hatte den Stock herausgeholt, als sie nach Hause kamen. Brent hatte seinen Onkel herausgefordert, sich mit Fäusten mit ihm zu prügeln, und als der Mann verloren hatte, diente ihm dies als Ausrede dafür, fortan selbst zu Hause zu bleiben. Tante Gladys hatte Trevor mitgeschleppt, bis er ebenfalls vierzehn wurde, sie aufgab und fortan allein ging. Onkel Pat hatte vor dem Fernseher gesessen und Bier getrunken, während Brent und Trevor bis zum Mittagessen durch die Straßen von Regina gestreift waren statt die Hausarbeiten zu erledigen, die auf dem Zettel aufgelistet waren, den Tante Gladys an den Kühlschrank gehängt hatte — obwohl sie wussten, dass es dafür eine Tracht mit dem Riemen gab.
    Trevor pinnte das Foto an den Kühlschrank; der Ausdruck auf Constance’ Gesicht war eindeutig eher Übermut als schlechtes Gewissen.

    Als er am nächsten Tag zur Arbeit kam, fand er eine Nachricht auf seinem Schreibtisch, er solle sich bei Andy melden. Er klopfte an die Tür von Andys Büro.
    »Herein«, rief Andy und schob seinen Stuhl zurück. » Trevor«, sagte er dann. »Nimm Platz.«
    »Was gibt’s?«, fragte Trevor. »Wohin soll’s gehen?«
    Andy öffnete eine Akte und runzelte die Stirn. »Ich habe dich nicht hergebeten, um über Reisepläne zu sprechen.« Er drehte die Akte herum, sodass sie in Trevors Richtung zeigte. »Deine Verkaufszahlen der letzten paar Monate. Sind in allen Sparten abgesackt, Trev. Was ist los mit dir?«
    Trevor richtete sich gerade und steif auf. »Das kann so nicht stimmen. Da müssen dir Unterlagen fehlen.«
    Andy blätterte durch den Stapel Papier. »Nein. Die Unterlagen sind vollständig. Dreizehn Reisen seit Februar. Deine Verkäufe sind um dreißig Prozent gesunken, verdammt noch mal! Tansania. Die haben zwei Traktoren geordert. Normalerweise bestellen die zehn. Was ist da passiert?«
    Trevor musste schlucken und rutschte tiefer in seinen Stuhl. »Ich... weiß nicht«, log er. Er hatte dem Vertreter der tansanischen Regierung lediglich gesagt, dass sie mit Handpflügen möglicherweise besser bedient wären. Die ungesunde Röte auf Andys Gesicht ließ ihn ahnen, dass diese Information nicht förderlich sein würde.
    »Du weißt es nicht?« Andy löste mit einer Hand seine Krawatte.
    »Ich... nein.« Er hatte ebenfalls erwähnt, dass sie sich ihre hohe Zahl an verfügbaren Arbeitskräften zunutze machen sollten. »Nein. Keine Ahnung.«
    Andy strich mit einer Hand über sein Gesicht und über sein Kinn, als versuche er, seine Wut herauszustreichen, dann sprach er mit fester Stimme weiter.

Weitere Kostenlose Bücher