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Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Eriksson
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macht.« Helen gab zwei Extra-Streifen Speck auf Trevors Teller.
    Zwischen Trevor und Bjorne entwickelte sich eine lockere Freundschaft. Bjorne zeigte ihm, wie man die Farmgeräte benutzte: den Gabelstapler, den Traktor, den Aufsitzmäher, den Mähdrescher. Trevor fuhr mit ihm im Truck, um die Bewässerungsrohre zu überprüfen oder Futter für das Vieh zu transportieren. Wenn sie in dem Ford über die Felder hoppelten, redeten sie über Eishockey. Über seine Herzprobleme sprach Bjorne nie. Trevor wusste von Angela, dass seine Herzoperation für Ende Oktober geplant war, nach der Ernte.
    Mitte Juli bat Bjorne Angela und Trevor ihn zu begleiten, um von einer Farm im südlichen Saskatchewan einen Bullen abzuholen. Die drei zwängten sich nebeneinander ins Führerhaus des Fünftonnen-Trucks mit einem Lunchpaket von Helen, das groß genug war, um sie eine ganze Woche zu ernähren. Sie fuhren gen Süden, Angela zwischen den beiden Männern. Sie erzählten einander Witze und hörten Musik. Das Land wurde immer karger und flacher, je weiter sie nach Süden kamen. Unweit der Grenze zu Saskatchewan erstreckte sich zu beiden Seiten der Straße jahreszeitlich bedingtes Sumpfland, und der Asphalt wurde zu einem sich windenden Band, das an einem breiten, seichten See entlangtrieb. Riesige Schwärme von Kanada-Kranichen mit roten Köpfen suchten auf ihren dürren Beinen nach Futter; Riesentafelenten und Spießenten tauchten und fraßen in ihrer ausgelassenen Gemeinschaft. Als der Truck sich näherte, rannten die Vögel in Schwärmen über das Wasser, erhoben sich in die Lüfte und drehten in großen, lärmenden Wolken am Himmel ihre Runden. Tiefe Wolkenbänke nahten von Osten her, und der Wind wurde über der Weite des Wassers immer stärker. Kleine Wellen mit weißen Gischtkronen schlugen an den Straßenrand. Windböen brachten den Truck zum Schaukeln, drohten, ihn von der Straße in den mit Wasser gefüllten Graben zu wehen. Als der Sturm losging, fuhr Bjorne an den Straßenrand, weil die Regentropfen zu dick und zu schwer waren für die Windschutzscheibe, als dass sie draußen noch irgendetwas hätten erkennen können. Sie mussten sich gegenseitig anbrüllen, weil der Lärm auf dem Metalldach so heftig war; er machte die Atmosphäre im Inneren des Trucks intim und gemütlich. Trevor streckte seinen Arm hinter Angela auf der Rücklehne aus. Er wollte sie immerzu berühren und fragte sich, ob sich das so anfühlte, wenn man verliebt war.
    Die drei und der Besitzer des Bullen brauchten eine ganze Stunde, um das angriffslustige Tier in den Truck zu bekommen. Auf der Heimfahrt schnaubte und scharrte er hinten, obwohl sie ihm ein Beruhigungsmittel verabreicht hatten.
    »Warum macht ihr es nicht mit künstlicher Befruchtung?«, fragte Trevor.
    »Wir haben es gern, wenn unsere Damen glücklich sind.« Bjorne zwinkerte Trevor zu und stupste Angela in die Seite, die ihm einen Klaps aufs Knie gab. »Hey Trev, ich habe ein Lied für dich geschrieben«, erzählte er.
    »Für mich?«, fragte Trevor. »Du hast für mich ein Lied geschrieben?«
    »Das habe ich. Es ist eine liebliche kleine Weise. Schade, dass ich meine Gitarre nicht dabeihabe.«
    »Sing es trotzdem«, sagte Angela und lächelte Trevor an, der auf die Geste reagierte, indem er sprachlos dasaß. Jemand hatte ein Lied für ihn geschrieben? »Wie heißt es?«
    »Weiß ich noch nicht genau«, gab Bjorne zur Antwort. »Es ist noch nicht ganz fertig, muss noch weiter ausgearbeitet werden.«
    »Halt uns nicht hin«, protestierte sie. »Leg los, du kannst es an uns austesten.«
    »Willst du es hören, Trev?«, fragte Bjorne.
    »Ja, natürlich!« Trevor nickte vor sich hin. »Und ob.«
    »Okay, los geht’s.« Bjorne schob seine Baseballkappe nach hinten und fing an zu singen, in einem klaren Bariton, der das Führerhaus mit Klang erfüllte.

»Auf dieser alten Farm malochst du dir die Finger wund.
Auf dieser alten Farm malochst du dir die Finger wund.
Doch geb’ ich sie nie auf, denn sie ist mein Zuhaus’.

Auf bei Morgengrau’n, das Land lässt mich nicht ruh’n.
Auf bei Morgengrau’n, das Land lässt mich nicht ruh’n.
Mein Körper, der schmerzt, ich werd’ malochen bis zum Tod.

Mein Baby, das liebt den Traktor mehr als mich.
Mein Baby, das liebt den Traktor mehr als mich.
Mein Baby, das wird geh’n, wenn der Traktor nicht mehr ist.

Bruder, ich hab’ den Swede-Lake-Traktor-Blues.
Bruder, ich hab’den Swede-Lake-Traktor-Blues...«

    Er schlug mit der Handfläche auf das

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