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Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Eriksson
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Weibchen ihn jedes Mal zugunsten der jüngeren Bewerber zurückgewiesen, von denen viele sein eigen Fleisch und Blut waren. Eine fünfjährige Hündin hatte ihn schließlich akzeptiert. Bisher hatte sie auf seine Versuche, sich mit ihr zu paaren, damit reagiert, dass sie ihm fast in die Nase gebissen hatte, oder aber sie saß da mit dem Schwanz zwischen den Beinen.
    Am Hühnerstall musste er sich geschlagen geben; die Lücken zwischen den Planken, durch die er sich bei früheren Beutezügen Zutritt verschafft hatte, waren mit Draht und Holz geflickt worden. Sein nächstes Ziel war die Scheune, die Mäuse oder die unachtsame Katze verhieß, doch als er im hinteren Teil des Hofs auf das rot-weiße Gebäude zulief, hörte er den Hund bellen und trat den Rückzug in die Nacht an, mit leerem Magen.

22

    Caesar A. rannte Trevors Wagen schon an der Straße entgegen. Der Hund war so aufgeregt, dass er sich wie ein Verrückter um die eigene Achse drehte, und schwanzwedelnd lief er im Strahl der Scheinwerfer die Auffahrt hinunter. Als Trevor vor dem Haus aus dem Wagen stieg, vergaß der Hund seine Manieren und sprang an ihm hoch, legte die Vorderpfoten auf Trevors Bauch und versuchte, ihm über das Gesicht zu lecken.
    »Caesar, runter.« Helen eilte die Verandastufen hinab und trocknete sich dabei die Hände an einem Geschirrtuch. Caesar ging auf alle viere nieder und sprang in engen Kreisen um Trevors Beine herum. »Na, das ist aber eine schöne Überraschung. Wurde auch höchste Zeit«, sagte sie und schloss ihn in die Arme. Ihre Haare und ihre Bluse dufteten nach frischem Brot und nach Fisch. »Komm rein, bevor ich mir hier draußen den Tod hole.«
    Als Axel Trevor erblickte, legte sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht. »Dachte, der Erdboden hätte dich verschluckt, mein Sohn«, brummte er und quetschte Trevors Hand.
    »Ich... ich war... beschäftigt«, murmelte Trevor, der völlig fassungslos darüber war, wie begeistert sie ihn willkommen hießen und dass sie ihn offensichtlich vermisst hatten.
    »Setz dich, es ist noch Essen übrig«, befahl Helen. Sie stellte einen Teller vor Trevor auf den Tisch und schaufelte einen schmutzig-weißen Haufen gallertartige Masse darauf sowie eine Fuhre Kartoffelpüree, Erbsen und weiches, helles Fladenbrot. »Das ist Lefsa, Pfannkuchen aus Kartoffeln.« Helen zeigte auf das Fladenbot.
    »Und das da?« Mit seiner Gabel wies Trevor auf den Gallerthaufen.
    »Lutefisk, Laugenfisch. Das ist Kabeljau. Das isst man in Schweden zu Weihnachten. Wir hatten in diesem Jahr nicht die Energie, ein richtiges Weihnachtsessen zu kochen, aber Axel und ich hatten Appetit darauf, sodass Nancy uns letzte Woche eine Packung aus Lethbridge mitgebracht hat.«
    Trevor erschauerte bei dem Geruch der wabbelnden Masse aus Kabeljau, während Helen geschmolzene Butter und helle Soße darübergoss. »Kuchen gibt es heute nicht, aber ich habe eingemachte Kirschen und Eiscreme.« Sie ging zurück zur Arbeitsplatte.
    »Mir hast du keinen Nachtisch angeboten«, klagte Axel und stellte sich gegenüber von Trevor einen Stuhl hin.
    Sie knallte einen Becher mit Tee vor Axel auf den Tisch. »Du bist kein Besuch. Brauchst dir aber keine Gedanken zu machen, die Kirschen darfst du essen. Nur kein Eis.« Sie beugte sich dicht zu Trevor herunter und flüsterte: »Der Doktor hat ihn letzten Monat auf eine Diät gesetzt — Hypoglykämie.«
    »Helen«, protestierte Axel. »Nun belaste Trevor doch nicht mit unseren kleinen Problemen. Damit treibst du ihn nur gleich wieder aus dem Haus.«
    Trevor blickte auf den Teller mit dampfendem Essen, der vor ihm stand, und wusste, dass es nicht diese Unterhaltung war, die ihn möglicherweise wieder aus dem Haus treiben würde.
    »Fang an«, drängte Helen. »Ich weiß, dass es nicht das hübscheste Gericht ist, das man auf den Tisch bringen kann. Brauchst dir aber keine Sorgen zu machen, die Lauge ist ganz herausgewaschen.«
    »Lauge?«
    »Die konserviert den Fisch. Mit meinem guten Silber kann man ihn aber trotzdem nicht essen.«
    Trevor nahm seine Gabel in die Hand — er konnte die Vorstellung nicht ertragen, sie schon wieder zu enttäuschen — und schob sich eine Ladung des warmen, fischigen Breis zwischen die Lippen. Er zwang sich dazu, das Zeug herunterzuschlucken und versuchte, nicht zu würgen. »Gut«, meinte er mit einem Lächeln, nickte dabei und hoffte, überzeugend zu wirken. »Mal so was ganz anderes.«
    Helen schlug sich mit der Hand auf den Schenkel. »Ich wusste es. Im

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