Mehr als ein Sommer
Herzen ist er ein Skandinavier.«
Die zweite Gabelladung rutschte ihm mit weniger Schwierigkeiten durch die Kehle, und während er sich durch die Massen auf seinem Teller arbeitete, stellte er fest, dass die zerlassene Butter und die weiße Soße die einzelnen Bissen sogar einigermaßen erträglich machten, ganz besonders, wenn er mit Milch nachspülte. Fast lecker.
Helen und Axel sahen ihm dabei zu, wie er den ganzen Teller leerte. Als er fertig war, schlug er sich mit beiden Händen auf den Magen, wie sich das in solchen Fällen gehörte.
»Es ist noch mehr da.« Helen wollte schon wieder zum Herd laufen.
»Nein!«, rief er, weit hastiger, als es seine Absicht gewesen war. »Ich lasse besser noch etwas Platz für den Nachtisch.«
Helen räumte sein Geschirr ab und fing mit dem Abwasch an. »Nachtisch gibt es später. Erzähl uns erst, warum du hier bist. Hast dich monatelang nicht sehen lassen, und wir wissen, dass du nicht den ganzen Weg von Calgary gefahren bist, weil du dem Duft des Lutefisk gefolgt bist.« Helen zwinkerte Axel zu.
Trevor schob seinen Stuhl vom Tisch zurück. »Ich dachte, ich wäre hier nicht willkommen, nachdem... na ja, ihr wisst schon.«
»Ja, wir wissen. Angela hat uns eine Geschichte von zwei Trotteln erzählt, die unten in Swede Lake eine Partie Hockey gespielt haben. Dass du dafür verantwortlich bist, dass Bjorne den Herzinfarkt hatte.« Helen warf das Abwaschtuch ins Wasser, und Seifenlauge spritzte auf den Fußboden. »Ein Haufen Unsinn. Er hat sich selbst ins Grab gebracht, der verdammte Narr. Hat das Rauchen nicht aufgeben wollen. Im Übrigen...« Sie drehte sich um und sah ihn forschend an. »Wessen Idee war das Spiel?«
Trevor zuckte mit den Achseln. »Wir waren beide ziemlich betrunken.«
»Mir kannst du nichts vormachen.« Sie zeigte mit dem Finger auf ihn. »Ich weiß, dass es Bjornes Idee war — so einen Blödsinn machte er immer. Du hast mehr Verstand. Der Dummkopf hat sich sein eigenes Grab geschaufelt.«
»Es macht eh keinen Unterschied mehr«, warf Axel ein. »Was passiert ist, ist passiert. Wichtig ist, dass Trevor hier ist.«
»Warum bist du hier, wenn du dachtest, du seist hier nicht willkommen?« Helen stemmte ihre seifigen Hände in die Hüften. »Ich hoffe, der Grund ist, dass du inzwischen genug Mut hast, dich Angie zu stellen. Sie pfeift dich einmal an, und das haut dich gleich um?«
»Ich... ich hatte gehofft, ich würde Angela hier finden«, stotterte Trevor und war sich nicht sicher, ob er sich Angela stellen oder sich doch lieber mit ihr hinlegen wollte.
»Sie würde dich sowieso nicht an sich ranlassen«, sagte Helen. »Sie ist drüben in Bjornes Haus. Ist vor einer Stunde aus Calgary zurückgekommen von einem ihrer hoffnungslosen Fälle, die ohne sie nicht überleben können. Daran hat sich nichts geändert. Sie schleppt die kläglichsten Streuner ins Haus, die du je gesehen hast. Wir hatten Katzen, Hunde, Mäuse — nichts, was es nicht gab. Kiefernnatter, Schleiereule. Erinnerst du dich an den Kojoten, Axel?«
Axel nickte langsam und bedächtig mit dem Kopf, wie es seine Art war. »Carlos. Hat ihn vor einem Falken gerettet; das Tier folgte ihr auf Schritt und Tritt. Angela war etwa dreizehn, als der Kojote läufig wurde. Ein hübsches Weibchen hat einmal mit dem Schwanz gewedelt, und weg war er.«
»Hat ihr das Herz gebrochen«, sagte Helen. »Sie schwört, dass sie ihn hinterher ein paarmal unten an der Blockhütte gesehen hat, aber das räudige Vieh ließ sie nicht mehr an sich heran.«
»Wir haben im Oktober nach der Beerdigung einen gesehen«, erinnerte sich Trevor. »Altes Tier. Hatte, glaube ich, ein zerfetztes Ohr.«
»Zerfetztes Ohr sagst du?« Axels buschige Augenbrauen, die breit und fedrig waren wie Motten, zuckten, als er das vernahm. »Kann nicht sein. Kojoten leben nur selten so lange. Vielleicht einer seiner Jungen, wie Caesar A.«
»Carlos war Caesars Vater?«
»Könnte sein. Ein Männchen hat sich vor zehn Jahren über unsere Collie-Hündin hergemacht, und wir nehmen an, dass es Carlos war. Die anderen sind zu scheu, um so nah an die Farm heranzukommen.«
»Das Tier, das ihr gesehen habt, hält sich besser von meinen Hühnern fern, oder es wird seinen Ahnen Gesellschaft leisten. Etwas war letzte Nacht da draußen, Axel«, beharrte Helen, wandte sich dann Trevor zu. »Als Angie das Interesse an streunenden Tieren verlor, fing sie an, streunende Männer mit nach Hause zu bringen.«
»Was willst du damit sagen?«
Helen
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