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Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Eriksson
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die Rechtsanwältin. Sexy Telefonstimme.« Brent zwinkerte ihm zu.
    »Und du?« Trevor steuerte die Unterhaltung weg von seinem nicht existierenden Liebesleben.
    »Nee, ich hatte vor ein paar Jahren eine. Cheryl.« Er sprach ihren Namen so gedehnt wie warmes Toffee, als wolle er den Moment voll auskosten. »Aber sie hat mir den Laufpass gegeben.«
    »Ein anderer Typ?«
    Brent drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. »Nee.« Er zündete sich die nächste an. »Weißt du, ich hab da so ein Laster.«
    »Schnaps?«
    »Na ja, zwei Laster. Das andere ist weiß und weich und macht, dass du dich so richtig gut fühlst. Zu viel Konkurrenz für Cheryl.« Brent griff nach seiner Jeansjacke. »Komm, ich zeig dir meinen Schlepper.«
    Trevor zahlte die Rechnung und folgte Brent über den Parkplatz. Der Schneefall hatte nachgelassen, und sie hingen ein paar Minuten draußen vor dem Sattelschlepper herum, während Brent die technischen Daten aufsagte: Länge, Gewicht, Hubraum, Fahrwerk, PS.
    »Das Ding muss eine hübsche Stange Geld kosten«, meinte Trevor, als sie rund um die riesige Maschine herumliefen.
    Brent schüttelte den Kopf. »Gehört mir nicht. Ich miete den von einer Firma. Habe vor einigen Jahren versucht, einen zu kaufen, aber am Ende hat die Bank ihn sich wiedergeholt.« Wie ein Affe kletterte er hinauf zum Führerhaus und öffnete die Tür. Trevor krabbelte ihm nach, hinein in ein Hotelzimmer im Miniaturformat.
    »Hey«, meinte er. »Unterscheidet sich nicht sehr von unserem Baumhaus im Ahorn auf Tante Gladys’ Hinterhof.«
    »Tante Glad-arsch meinst du?« Sie mussten beide lachen. »Das hier ist besser. Im Baumhaus gab es weder Fernseher noch Kühlschrank, und eher friert die Hölle zu, als dass das hier zusammenbricht.«
    Wieder lachten sie. Eine vertraute Leichtigkeit legte sich über Trevors Schultern wie ein alter Pullover. Er machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem und drehte sich so, dass er die Schlafkoje mit den zerwühlten Bettlaken und dem Magazin mit nackten Mädchen, das in der Mitte aufgeklappt war, im Blick hatte, und er fragte sich, wo Brent seine weiche, weiße, andere Frau versteckte. Durch das Lachen hatte Brent einen Hustenanfall bekommen, der Trevor an das Husten von Onkel Pat erinnerte, kurz bevor er gestorben war.
    »Erinnerst du dich an Mom?« Mit der Frage überraschte er sich selbst.
    Mit der Rückseite seines Hemdsärmels wischte Brent sich den Speichel vom Mund. »Klar erinnere ich mich an Mom. Blöde Frage.«
    »Ich erinnere mich nicht.«
    Brent lehnte sich gegen die Schlafkoje, verkreuzte die Arme vor der Brust und sah Trevor prüfend ins Gesicht. »Du erinnerst dich nicht?«, fragte er. »Ich denk mir mal, du Scheißerchen warst einfach noch zu klein.«
    »Erzähl mir von ihr.«
    Brent nahm mit einer Hand seine Kappe vom Kopf und fuhr mit der anderen durch sein fettiges, schütter werdendes Haar. »Na ja, lass mich mal nachdenken. Sie war eine feine Dame. Erinnerte mich an die Königin. Du erinnerst dich doch sicher an diese Bilder von Königin Elizabeth an der Wand in der Schule. Genau so. Nur war ihr Haar dunkler, und sie trug es lang.«
    Trevor versuchte, in seinem Kopf ein Bild von seiner Mutter zusammenzuzaubern, und es entstand die wunderschöne Frau aus seinem Traum im Flugzeug nach Kairo. May.
    »Und sie hat immer viel gelacht und die verrücktesten Sachen gemacht. Ich erinnere mich an ein Mal, wo wir runter zum Teich gegangen sind, um mit ihr Frösche zu fangen. Es war so heiß, dass sie reingesprungen ist, mit ihren Klamotten und allem. Dann hat sie uns um den Teich herumgejagt, und dabei klebte ihr das Kleid am Körper. Sie machte den besten Rhabarberkuchen der Welt.«
    »Hat sie...« Trevor zögerte, denn die nächste Frage war der wahre Grund dafür, dass er mitten im Winter bei einem eisigen Schneesturm diese Reise über den Highway 16 zu diesem schmuddeligen Fernfahrerrastplatz auf sich genommen hatte. Die Frage, die ihm im Kopf herumspukte seit dem Tag, da die Nachricht vom Unfall seiner Eltern sein Leben verändert hatte. Die Gelegenheit, sie zu stellen, war gekommen, und er hatte panische Angst vor der Antwort.
    »Hat sie...«, wiederholte er.
    »Nun spuck’s schon aus, verflucht noch mal.«
    »Hat sie mich gern gehabt?«
    Brent schlug sich auf die Schenkel und brüllte förmlich vor Erheiterung. »Dich gern gehabt. Gern gehabt, dich? Du willst mich wohl verarschen. Du warst Mamas kleiner Liebling. Dad hat sich immer darüber beschwert, dass sie nichts

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