Mehr als fromme Wuensche
Wirtschaftsfachleute bedeutet das Unwort: Ein Betrieb entlässt Mitarbeiter und produziert danach genauso viel oder sogar mehr. Wer danach noch einen Arbeitsplatz hat, ist in der Regel stärker belastet. Und die Arbeitslosenzahl steigt. Kann das nun wirklich als ökonomisch sinnvoll oder irgendwie produktiv erscheinen?
Da geraten doch die Maßstäbe durcheinander. Da kündigt ein Unternehmen an, dass es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „frei setzt“, auf gut deutsch: zu Arbeitslosen macht – und schon steigen die Börsenkurse. Da macht ein Unternehmen Gewinne und will den Betrieb schließen – oder schöner formuliert: die Produktion nach Osteuropa verlagern.
Das erleben wir zurzeit immer wieder. Und ich habe den Eindruck, es greift nicht nur Angst um sich, sondern auch ein erhebliches Misstrauen. Ein Firmenskandal jagt den nächsten, und „denen da oben“ wird nahezu alles an Egoismus und Bereicherungsabsichten zugetraut.
Das ist eine dramatische Entwicklung. Früher waren die Unternehmer Teil des Lebens am Ort, die Menschen kanntensich. Im Gottesdienst am Sonntag saß der Chef ebenso wie der Arbeiter mit seiner Familie. Das soziale Leben war enger verbunden. Und die Leute wussten: Der „Boss“ sorgt sich um uns, dem liegt am Betriebsklima, zu dem kannst du auch mal hingehen und mit ihm reden. Ja, der weiß vielleicht sogar, was in der Familie los ist. Heute scheint es, als wird alles von irgendwelchen Mächten im Hintergrund dirigiert; die Börse bestimmt oder irgendein Konzernmanager der Firma, die das Unternehmen gekauft hat. Und der sitzt in Cincinnati oder in Sao Paulo. Es zählt anscheinend nur noch, was Gewinn abwirft.
Dabei geht das Prinzip Verantwortung verloren und auch das Gewebe, das die Gesellschaft zusammen hält. Alle diejenigen, die Arbeitsplätze in den Osten verlagern und lautstark verkünden, da werde nun mal billiger produziert, die wollen ja nicht auch selbst nach Litauen oder in die Ukraine auswandern. Nein, sie wollen hier leben in Deutschland; aber sie gefährden den sozialen Frieden.
In der Bibel steht: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb!“ (2. Korinther 9,7) Da kann ich nur sagen: einen fröhlichen Arbeitgeber auch! Vielleicht wird ja „Einstellungsproduktivität“ einmal „Wort des Jahres“ ...
Friede auf Erden ...
D er Libanon soll ein fruchtbares Land werden, schreibt der Prophet Jesaja in der Bibel. Und wir haben dieses Land zerstört, zerbombt gesehen, Hunderttausende von Menschen auf der Flucht. Ratlos haben wir in der Sommerhitze des Jahres 2006 gesessen und nicht gewusst, was wir sagen sollen.
Es ist leicht, Israel zu verurteilen. Wie können sie angreifen, Bomben werfen, einen ganzen Landstrich dem Erdboden gleich machen? Und auf der anderen Seite: Wie fühlst du dich in einem Land, in dem immer wieder Menschen entführt werden, Selbstmordattentäter ganze Busse in die Luft sprengen, in dem du im Café Angst haben musst, ob du diesen Besuch wohl überlebst? Israel hat im Nahen Osten ein blühendes Land, eine Demokratie aufgebaut inmitten von Diktaturen, inmitten von Terror und Anfeindung. Und es schien doch gerade eine Lösung greifbar: zwei Staaten, Palästina und Israel, die sich gegenseitig anerkennen.
Was wird nun werden? Es ist ja zu befürchten, dass der Krieg neuen Hass auf Israel schürt, der vom Iran und seinem Präsidenten angefacht wird. Ich glaube, es hilft nur, für den Frieden politisch einzutreten, für den Frieden zu beten und die Geschichten von gelingendem Frieden weiter zu erzählen, damit die Feindbilder und der Krieg nicht der einzige Weg sind, den die Menschen kennen.
Donald Rumsfeld, der ehemalige amerikanische Verteidigungsminister, hat ja im Zusammenhang mit dem Irakkriegetwas abfällig vom „alten Europa“ geredet, das keinen Mut hätte, zu den Waffen zu greifen. Einige Zeit danach habe ich ein Plakat gesehen. Es zeigt Europa, über dem eine Friedenstaube schwebt. Darunter stand: „Wir alten Europäer haben einen Vogel. Gott sei Dank!“ Dieser kleine Vogel scheint sich langsam, aber sicher auch in der Irakpolitik der USA zu zeigen.
Ja, vielleicht ist das das Wichtigste: energisch für Waffenstillstand einzutreten, die Menschen, die leiden, gleich welcher Nation, ins Gebet einzuschließen und die Hoffnung wach zu halten, dass Frieden möglich ist. Über die Gräben vergangener Kriege hinweg können wir in Europa heute gewaltfrei zusammen leben. Das sollte doch im Nahen Osten auch möglich sein. Israel hat dort ein
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