Mehr als fromme Wuensche
den du dir mixen kannst? Und ja, auch Gräber werden ein Thema sein, Trauerrituale in unserer Gesellschaft. Nein, in einen Sarg sollten Kinder sich wirklich nicht legen. „Probeliegen“ ist in diesem Fall eher beklemmend, ja makaber. Das kann auch Alpträume erzeugen. Aber einen Sarg sehen und anschauen, wahrnehmen, was das ist, das halte ich schon für richtig und wichtig.
Nein, der Tod ist kein Spiel! Der Tod ist bitterer Ernst. Es tut furchtbar weh, wenn wir Menschen, die wir lieben, verlieren. Aber Sterben darf deshalb kein Tabuthema sein, Sterben gehört zum Leben. Wenn wir das Sterben verschweigen, dann dürfen wir Kinder ja mit Alten, Kranken und Sterbenden gar nicht mehr in Kontakt bringen. Eine traurige Gesellschaft wäre das! In der Bibel heißt es in Psalm 90: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Das finde ich bis heute eine wichtige Ermahnung. Wenn wir uns mit dem Sterben beschäftigen, lernen wir, dass Leben und Tod zusammen gehören. Das ist schon für Kinder wichtig. Ganz plötzlich kann der Tod doch in jedes Leben einbrechen. Als Christin bin ich überzeugt: Der Tod ist nicht das Ende, sondern der Anfang eines neuen Lebens bei Gott. Darüber sollten wir ins Gespräch kommen, Erwachsene wie Kinder.
Die große Hoffnung der Bibel sieht Gottes Zukunft als neue Wirklichkeit, in der wir gehalten sein werden. Davon sollten wir Kindern erzählen. Solche Zukunftshoffnung lenkt nicht ab von der Notwendigkeit, hier und heute, mitten in unserer Welt auf Veränderung zu drängen, für Gerechtigkeit und Frieden einzutreten. Aber sie tröstet doch, wenn wir versagen und sehen, wie oft Menschen Leid und Schmerz zugefügt wird, ohne dass wir eingreifen können.
Süßer das Handy nie klingelt
I ch sitze in der Kirche, ein Handy klingelt. Nervtötend, denke ich. O nein, es ist auch noch das des Pastors auf der Kanzel. Peinlich! Das kann ja wohl nicht wahr sein! Aber siehe da, hat er extra gemacht zum Thema: Was, wenn der liebe Gott direkt in deinem Leben anrufen würde. Na ja. Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich das für einen guten Einfall oder einen müden Gag halten soll.
Mich nervt das Handygebimmel. Dabei bin ich heilfroh, dass es Mobiltelefone gibt. So kann ich beispielsweise meine Töchter unterwegs erreichen, das macht das Leben leichter. Aber muss ein Mensch im ICE in sein Handy brüllen: „Ja, Liebes, wir laufen gerade in Hannover ein, ja, bin gleich da, Bussi, Bussi“? Auf der Straße erschrecke ich manchmal, wenn jemand, an dem ich vorbei gehe, energisch in ein kaum sichtbares Mikrofon spricht. Neulich telefonierte im Flugzeug – wir standen noch am Boden – ein Mitflieger dröhnend laut, wie viel tausend Euro er denn investieren wollte. „Alter Angeber“, habe ich gedacht. Wenn Telefonieren wirklich auch während des Fluges erlaubt werden sollte, macht bei Langstreckenflügen wahrscheinlich nachts niemand mehr ein Auge zu.
Telefonieren ist prima, Handys sind hilfreich. Aber was ist das bloß für ein indiskretes Mitteilungsbedürfnis? Inzwischen wissen viele Eltern gar nicht, dass Gewaltvideos auf den Handys ihrer Kinder laufen. Das ist ein echtes Problem! Und warum soll es toll sein, wenn Leute die eigenen Nacktfotos wildfremdenMenschen schicken? Gegen SPAM Mails kann sich der Empfänger wenigstens schützen, gegen SPAM auf dem Handy scheint kein Kraut gewachsen. Das Privateste wird preisgegeben, per Foto festgehalten, gefilmt und durch die Gegend geschickt. Da bleibt wohl nur zu hoffen, dass das irgendwann langweilig wird – oder zu teuer.
Jetzt werden übrigens auch Kirchenlieder als Klingeltöne angeboten. Können Sie sich runterladen unter www.petriklingel.de . Dann klingelt bei Ihnen beispielsweise das Handy mit „Lobet den Herren“ oder „Großer Gott, wir loben dich“. Ob ich das mache, weiß ich noch nicht. Aber in dem ganzen Gebimmel wenigstens etwas Inhalt. Manchmal sehne ich mich nach einem schlichten alten Telefon, das bei mir im Wohnzimmer klingelt. Und dann telefoniere ich, ohne auch noch im Auto zu sitzen oder durch die Gegend zu laufen oder vor den Regalen im Supermarkt zu stehen ...
Unwort
„ E ntlassungsproduktivität“ – diesen Begriff haben Sprachwissenschaftler zum Unwort des Jahres 2005 gewählt. Wirklich auf den Punkt gebracht, finde ich, diesen Begriff als Unwort zu entlarven! Wenn ich entlassen werde, bin ich doch nicht mehr produktiv, sondern geschockt, sehe keine Perspektive mehr.
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