Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern
willkommen? Hat Jesus nicht auch „Sünder“ an seinen Tisch eingeladen? Und wo überhaupt sind die Väter dieser Kinder? Ein solches kirchliches Verhalten kann ich nicht nachvollziehen, auch den theologischen Grund sehe ich nicht! Gottes gute Gebote werden übertreten, immer wieder durch Ehebruch, Diebstahl, Lüge, Begehren, Gewalt. Das führt zu Verletzungen, schädigt die Einzelnen wie auch die Gemeinschaft!
Unser Glaube sagt nun gerade, dass wir vor Gott Schuld bekennen, beichten können und dass es Neuanfänge gibt. Genau das ermöglicht die Freiheit eines Christenmenschen: Trotz der Erkenntnis eigener Schuld aufrechten Hauptes einen Neuanfang zu wagen und sich nicht für den Rest deiner Tage durch dein eigenes Leben zu quälen oder dein Leben gar selbst zu beenden. Wir werden „auch die Frau achten“, die eine andere Entscheidung trifft, heißt es in der Erklärung von EKD und Bischofskonferenz unter dem Titel „Gott ist ein Freund des Lebens“ von 1989. 80 Nur wo wir eine solche Entscheidung achten, können wir offen und ohne Verurteilungen über Abtreibung sprechen, ja, auch über die Schuldgefühle, die eine Abtreibung oft erzeugt.
Vergewaltigung
Wir leben in der zweitbesten aller Welten. Es gibt ungewollte Schwangerschaft und manche ist das Ergebnis einer Vergewaltigung. Im Dezember 1992 war ich Teil einer Delegation von fünf Frauen aus fünf Kontinenten, die der Ökumenische Rat der Kirchen nach Kroatien geschickt hatte, um in einem Lager zu recherchieren, was es auf sich habe mit dem Vorwurf der systematischen Vergewaltigung als Kriegswaffe. Die Gespräche mit diesen Mädchen und Frauen, die teilweise schwanger waren, habe ich nie vergessen. Für mich ist nachvollziehbar, dass eine Frau das Kind einer Vergewaltigung nicht austragen will oder nicht lieben kann. Dass es die Möglichkeit einer ‚Pille danach‘ gibt, ist hilfreich, damit sie zusätzlich zu aller Traumatisierung nicht auch noch in diesen belastenden Konflikt der Abtreibungsfrage kommen muss.
Damals entstand „Frauen in Schwarz“ als internationales Netzwerk. Es wurde von den Müttern der Plaza de Mayo inspiriert, die im Argentinien der Militärdiktatur einmal in der Woche in weißer Kleidung mit den Namen ihrer verschwundenen Kinder und Enkel vor dem Regierungsgebäude schweigend im Kreis gingen. Ihre stille Anklage wurde zum Symbol des Aufbegehrens gegen Gewalt und Unterdrückung. In dieser Tradition machen Frauengruppen seit dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien Gewalt gegen Mädchen und Frauen öffentlich und insbesondere Vergewaltigung in bewaffneten Konflikten zum Thema. Das hat mir imponiert! Kleine Gruppen von „Frauen in Schwarz“ haben das über Jahre durchgehalten, an Donnerstagen in schwarzer Kleidung in Hannover und in Zagreb auf der Straße zu stehen. Eine Gruppe habe ich in Bangalore in Indien kennengelernt, als ich dort zu Bibelarbeiten eingeladen war. Aruna Gnanadason, die damalige Leiterin der Frauenabteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen, fragte mich, ob ich mitkommen würde. Mutige Frauen, die an einem Donnerstag mittags in Schwarz auf einer Verkehrsinsel standen und gegen Vergewaltigung protestierten. Sie wurden beschimpft und bedroht, aber sie blieben stehen. Ich habe es eine Stunde ausgehalten, dann hatte ich zu viel Angst. Und sie standen dort jede Woche drei Stunden.
In diesem Zusammenhang habe ich Monika Hauser kennengelernt. Sie ist Gynäkologin und hat in Bosnien und später auch an anderen Orten ein Zentrum für traumatisierte Frauen aufgebaut. Ich bewundere sie, wir sind uns mehrmals begegnet. Frauen wie sie tragen dazu bei, dass sexuelle Gewalt im Krieg endlich öffentlich debattiert wird. Denn es hat sie ganz offensichtlich immer gegeben. Krieg und Vergewaltigung sind eine entsetzliche Symbiose. Erst mit dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien wurde das öffentlich, auch durch die „Frauen in Schwarz“. Heute ist medica mondiale eine Organisation, die sich weltweit für Mädchen und Frauen einsetzt, die sexualisierte Kriegsgewalt erlebt haben. Inzwischen habe ich übrigens begriffen, dass auch Männer Opfer solcher Gewalt werden …
Verhütung
„Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan“ (1. Mose 1,28) – mit diesem Segenszuspruch endet der erste Schöpfungsbericht. Zur Zeit der Entstehung des Textes vor weit über 2000 Jahren war es wichtig, dass die Menschen sich vermehrten; das Volk Israel sollte und wollte wachsen. Heute dagegen ist die Erde
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