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Mehr als nur ein halbes Leben

Mehr als nur ein halbes Leben

Titel: Mehr als nur ein halbes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Genova
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rufe ihn in fünf Minuten zurück.«
    Auf irgendein Zeichen von Richard hin, das ich nicht sehen kann, hebt Jessica ihre Tasche vom Boden auf und legt sie auf ihren Schoß. Der Abspann läuft, der Film ist aus, und sie will zusehen, dass sie von hier verschwindet.
    »Entschuldigen Sie, dass ich nur kurz bleiben konnte, aber ich muss diesen Anruf erledigen«, sagt Richard.
    »Natürlich, kein Problem, danke fürs Kommen. Und keine Sorge. Ich werde bald wieder hier raus sein.«
    »Gut.«
    »Aber können Sie mir einen Laptop schicken und mich über Besprechungen auf dem Laufenden halten, solange ich hier bin, Jessica?«
    »Sarah, wir vermissen Sie«, antwortet Richard. »Aber wir wollen, dass Sie sich Zeit lassen und erst zurückkommen, wenn Sie wieder hundertprozentig gesund sind. Je früher Sie gesund werden, desto früher können wir Sie wieder ins Feuer werfen. Konzentrieren Sie sich nur auf sich selbst, und machen Sie sich keine Sorgen um die Arbeit. Es ist alles unter Kontrolle.«
    »Ich werde Ihnen noch mehr Fudge schicken«, verspricht Jessica – wie ein Elternteil, der mit einem Kind verhandelt und ihm irgendeine lahme Alternative zu dem anbietet, was das Kind wirklich will, aber nicht haben kann.
    »Können wir Ihnen sonst noch irgendetwas besorgen?«, fragt Richard.
    Einen Computer, ein Handy-Ladegerät, meinen Terminkalender, irgendeine Rettungsleine zu meinem Job.
    »Nein, danke.«
    »Gute Besserung. Wir vermissen Sie«, sagt Jessica im Hinausgehen.
    Richard kommt jetzt in Sicht.
    »Hat mich gefreut, Sie zu sehen, Sarah.«
    Er bückt sich zu mir hinunter und beugt sich vor, um mir einen höflichen Kuss auf die Wange zu geben. Das nehme ich zumindest an. Ich bin bereits im Begriff, seinen unschuldigen Wangenkuss zu erwidern, als seine Lippen auf einmal erstaunlich genau vor meinen sind, und ohne Zeit zu überlegen, was ich da tue, drücke ich ihm einen dicken Schmatzer genau auf die Lippen.
    Ich bin sicher, die Verblüffung auf seinem Gesicht ist dieselbe wie die auf meinem. In meiner Verlegenheit suche ich hektisch nach einer Erklärung. Er muss meine linke Wange angesteuert haben, die Wange, deren Existenz mir nur theoretisch bewusst ist. Diese neurologische Logik reicht mir als Erklärung, aber Richard sieht mich an, als hätte ich vergessen, welche Art von Beziehung wir haben. Als hätte ich den Verstand verloren.
    »Okay, äh, na dann«, räuspert er sich. »Gute Besserung.«
    Und dann sind sie beide zur Tür hinaus.
    Na toll. Ich habe eben meiner Assistentin einen Mordsschrecken eingejagt und meinen Chef sexuell belästigt.
    Ich öffne die Schachtel mit dem Fudge und nehme mir noch ein großes Stück. Sie wollen mich nicht wiederhaben, solange ich nicht hundertprozentig gesund bin. Ich kaue auf dieser Information herum, während ich auf dem Stück Fudge kaue. Was, wenn ich nicht hundertprozentig gesund werde?
    Ich stecke mir noch ein Stück Fudge in den Mund. Was, wenn ich nicht hundertprozentig gesund werde? Ich esse noch einen Würfel. Ich esse, bis mir schlecht wird, aber ich schaffe es noch immer nicht, die Frage zu beantworten, und ich kann nicht aufhören, sie mir zu stellen, daher esse ich die ganze Schachtel leer. Nur dass sich die Schachtel noch immer schwer anfühlt. Ich schüttele sie und höre und spüre Fudge an den Rand der Schachtel rutschen. Auf die linke Seite. Die Seite, für die ich kein Bewusstsein habe. Ich schüttele die Schachtel noch einmal, diesmal so, als würde ich versuchen, sie zu ermorden, und ein paar Würfel kommen purzelnd in Sicht. Ich esse sie.
    Was, wenn ich nicht hundertprozentig gesund werde?

DREIZEHNTES KAPITEL
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    »Bitte sag mir, dass da noch andere sind«, flehe ich.
    Meine Mutter hat mir eben die drei Hüte vorgeführt, die sie in der Mall für mich gekauft hat. Den dritten trägt sie immer noch auf dem Kopf – einen lächerlich großen viktorianischen Teehut, der mit einem Turm roter Rosen verziert ist –, dazu lächelt sie leicht ernüchtert.
    »Was soll das denn heißen? Was gefällt dir denn an dem hier nicht?«
    »Du siehst aus wie Minnie Pearl.«
    »Tue ich nicht.«
    Das Preisschild baumelt sogar noch über den Rand der Krempe.
    »Na schön. Dann siehst du eben verrückt aus.«
    »Ich habe selbst auch so einen Hut, den ich zu meinen Red-Hat-Veranstaltungen trage.«
    Sie nimmt den Hut ab und lässt ihn in ihrem Schoß kreiseln, bewundert ihn aus allen Blickwinkeln. Dann schnuppert sie an den künstlichen Blumen, setzt ihn sich wieder auf, zieht

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