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Mehr als nur ein halbes Leben

Mehr als nur ein halbes Leben

Titel: Mehr als nur ein halbes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Genova
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im Glanz dieses Augenblicks zu sonnen. Ich bin in Vermont, die Sonne scheint, das Haus ist still, und ich habe die Sonntagsausgabe der New York Times zu Ende gelesen. Ich lächle meine Skier an, will die Freude über meine Leistung mit jemandem teilen. Und ich könnte schwören, sie lächeln zurück. Das Einzige, was in diesem Augenblick noch fehlt, ist ein heißer Kaffee. Wo bleibt meine Mutter? Sie sollte inzwischen zurück sein.
    Außerstande, noch eine Minute länger auf mein Koffein zu warten, und beflügelt von meiner neu gewonnenen Selbstsicherheit nach der erfolgreichen Lektüre, beschließe ich, zum Kühlschrank zu gehen, um mir eine Cola light zu holen. Wenn Bob der Meinung ist, dass ich so weit bin, eine Piste mit sechshundert Metern Höhenunterschied auf Skiern hinunterzufahren, dann werde ich doch wohl in der Lage sein, ein paar ebenerdige Meter in die Küche zu laufen, oder? Ich schnappe mir meinen Gehstock, und wir beide humpeln die paar Schritte vom Esstisch hinüber zum Kühlschrank. Ich finde den Türgriff, obwohl er auf der linken Seite und nicht einmal mit leuchtend buntem Klebeband umwickelt ist. So weit, so gut. Ich lasse den Gehstock los und stürze mich auf den Griff. Geschafft. Dann ziehe ich die Tür auf, aber ich stehe genau vor dem Kühlschrank, sodass es mir nur gelingt, die Tür gegen mich selbst zu knallen. Ich drücke sie wieder zu. Zuerst muss ich ihr aus dem Weg gehen. Nach links. Den Türgriff als Haltestange nutzend, schlurfe ich so weit zur Seite, dass die Tür ausreichend Platz hat, und ziehe noch einmal an ihr.
    Aber es besteht ein entscheidender Unterschied zwischen Haltestangen in einem Krankenhaus und Kühlschrankgriffen: Haltestangen bewegen sich nicht. Ich kann mich dagegenlehnen, taumeln, mit meinem ganzen Gewicht an ihr zerren und ziehen, und diese Haltestange wird trotzdem – genau wie Bob bei den meisten Auseinandersetzungen – keinen Zentimeter nachgeben. Nicht so ein Kühlschrankgriff, sobald die Tür offen ist. Mir ist klar, dass das eine offensichtliche Tatsache ist, aber es ist eine, auf die ich mich nie zuvor physisch verlassen musste, daher war mir ihre Bedeutung nicht bewusst, bevor ich an der Tür zog.
    Als die Tür aufschwingt, reißt sie meinen Arm und meinen Körper mit, und ich verliere in der Hüfte unerwartet das Gleichgewicht, bin aber mit beiden Füßen noch immer fest auf dem Boden, während jeder Muskel meines ausgestreckten Arms von der Anstrengung bebt, mich in dieser misslichen Pose zu halten. Ich starre auf den Boden und klammere mich an den Griff, als hinge mein Leben davon ab, während ich meine ganze körperliche und geistige Kraft zusammennehme, um mich wieder hochzustemmen. Doch ich überschätze die Gegenkraft, die dafür erforderlich ist, lehne mich schließlich zu weit nach hinten und knalle die Tür zu. Als ich es noch einmal versuche, passiert genau dasselbe. Ich versuche es immer wieder, torkele nach vorn und taumele nach hinten. Und jedes Mal, wenn ich nach vorn torkele, erhasche ich einen verlockenden Blick auf die silbernen Dosen mit Cola light, die in dem obersten Fach stehen. Dann taumele ich nach hinten, die Tür geht mit einem saugenden Geräusch zu, und sie sind verschwunden.
    Schwitzend und keuchend beschließe ich, mir eine kleine Verschnaufpause zu gönnen. Trotz der Ernsthaftigkeit, mit der ich mein Verlangen zu stillen versuche, entfährt mir ein amüsiertes Kichern. Mein Gott, das alles wegen einer Dose Cola. Okay, Sarah, weiter geht’s. Es muss einen Weg geben.
    Diesmal wage ich, während ich an der Tür ziehe, rasch einen Schritt nach vorn und ziehe den anderen Fuß nach. Das verhindert, dass ich anfange zu torkeln, aber jetzt stecke ich zwischen der Tür, an der ich mich noch immer festhalte, und den Fächern des Kühlschranks. Nicht ideal, aber ein Fortschritt. Ich stehe fünf Dosen Cola light Auge in Auge gegenüber.
    Aufgrund meiner Position bin ich mir nicht sicher, ob ich den Türgriff mit der rechten Hand loslassen kann, ohne auf den Boden zu knallen. Und da sonst niemand zu Hause ist, will ich das Risiko nicht eingehen. Daher muss ich entweder meine linke Hand benutzen oder mich geschlagen geben. Die Kanten der Einlegeböden sind eiskalt und bohren sich auf meiner linken Seite in Schulter, Ellenbogen und Handgelenk, was zwar unangenehm ist, aber auch ein Glück, denn durch die sensorische Stimulation werde ich mir der Existenz meines linken Arms und meiner linken Hand bewusst. Doch als ich an meine kalte

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