Mehr als nur ein sinnlicher Traum?
mir“, sagte sie mit heiserer Stimme.
„Also gut. Ich gebe dir mein Ehrenwort. Du kannst mir vertrauen“, versicherte er mit einer für ihn ungewöhnlichen Ernsthaftigkeit. „Ich war immer vorsichtig. Meinen Partnerinnen zuliebe und auch wegen mir selbst. Und One-Night-Stands hatte ich nie.“
„Nie?“, fragte Amy kritisch.
„Vielleicht ein Mal“, gab er grummelnd zu.
„Wusste ich es doch.“
Als Heath etwas erwidern wollte, unterbrach sie ihn. „Was ist, wenn das Kind größer wird, dich als seinen Daddy liebt und dir dann plötzlich einfällt, dass die Ehe doch nichts für dich ist?“
„Das wird nicht passiren.“
„Aber wenn dir langweilig wird?“
„Warum sollte es?“
Unbehaglich rutschte Amy auf ihrem Stuhl hin und her. Heath erschien ihr fremd und verschlossen. Alles, was er sagte, wirkte, als ob es nur die halbe Wahrheit wäre und er etwas zurückhalten würde.
Sie fühlte sich beinah wie damals mit vierzehn, als sich die anderen Mädchen kichernd über Jungen und Zungenküsse unterhalten hatten. Zwar war sie jetzt erwachsen – und obendrein noch schwanger –, aber noch immer wusste sie über bestimmte Dinge nicht wirklich Bescheid.
In einer Art Flucht nach vorn fragte sie so unbeteiligt wie möglich: „Du hast immer beteuert, nicht heiraten zu wollen. Wie kannst du dir jetzt so sicher sein, dass die Ehe dich nicht langweilen wird?“
Heath kniff die Augen zusammen. „Wie gesagt, die Dinge ändern sich. Früher wollte ich nicht heiraten – jetzt schon.“
Wieder schien es ihr, dass er ihr etwas verschwieg. Vergeblich versuchte sie, aus seinen verschlossenen Zügen schlau zu werden. Schließlich fragte sie: „Wegen dem Baby?“
Nach einer Weile bestätigte er: „Ja. Wegen dem Baby.“
Irgendwie hatte Amy auf Widerspruch gehofft. Sie wollte wissen, was in Heath wirklich vorging – den sie offenbar gründlich unterschätzt hatte. Das Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte, bekam immer mehr Risse. Ein Draufgänger schien er wirklich nicht zu sein. Allmählich wurde Amy es leid, dass sich immer alles nur um das Baby, den ersehnten Saxon-Spross, drehte. Schließlich waren Heath und sie auch noch da, und es ging um ihre gemeinsame Zukunft.
Sie wollte herausfinden, wie er sich die Ehe vorstellte. Und bis jetzt hatten sie nur über Sex gesprochen.
Enttäuscht sagte sie daher: „Na ja, wenn wir beide das Beste für das Kind wollen, dann wird sich alles Weitere schon finden.“
Lächelnd antwortete Heath: „Ganz so einfach ist es sicher nicht. Ein paar Gedanken über unsere Ehe werden wir uns schon machen müssen – und uns Mühe geben.“ Dabei beugte er sich zu ihr.
Amy hielt den Atem an. Plötzlich erschien der Raum heller, und der berauschende Duft der Gardenien im Hof stieg ihr in die Nase.
Gespannt musterte sie Heath. Seine dunklen Augen über den hohen Wangenknochen wirkten nachdenklich. Er war definitiv ein Mann, der einer Frau gefährlich werden konnte.
Sie spürte, wie heftig ihr Herz klopfte, und zwang sich, so ruhig wie möglich weiterzuatmen. Doch ein seltsames Gefühl in ihrem Bauch wollte nicht vergehen …
Erregung, wie sie überrascht feststellte.
Schnell wandte sie den Blick ab – bevor Heath etwas merkte.
„Amy …“, begann er zögernd.
Die Spannung wuchs, und unwillkürlich musste sie ihn wieder ansehen. Auf dem weißen Tischtuch stand plötzlich eine kleine schwarze Samtschatulle. Amy schluckte und konnte sich vor Überraschung nicht rühren.
„Mach sie auf“, drängte Heath.
6. KAPITEL
Amy sah Heath an. Es war nicht schwer zu erraten, dass sich in dem Schächtelchen ein Verlobungsring befand. Besonders begierig war Amy nicht darauf, es zu öffnen.
Lieber sollte Heath das tun und ihr den Ring an den Finger stecken. Dann konnte sie sich einreden, vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein. Wenn sie Heath die Führung überließ, konnte sie ihre Hände in Unschuld waschen …
Doch offenbar ahnte er ihre Gedanken. Seinen Heiratsantrag hatte sie angenommen, und nun wartete er auf einen Beweis, dass sie keinen Rückzieher machen würde. Er wollte, dass sie sich selbst den Ring ansteckte …
Sie betrachtete ihre Hände. Noch immer trug sie Rolands Ring, einen lupenreinen, funkelnden Solitärdiamanten, den er ihr zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag geschenkt hatte. Doch wenn sie Heath heiraten wollte, musste sie seinen Ring tragen.
Nach einem tiefen Atemzug nahm sie die Schatulle in die Hand. Der Samt fühlte sich angenehm weich an.
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