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Mehr als nur ein Zeuge

Mehr als nur ein Zeuge

Titel: Mehr als nur ein Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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Carl. »Vielleicht muss ich mir sogar die Nase operieren lassen. Fußball ist das Einzige, was mir Spaß macht, und wegen dir kann ich jetzt nicht mehr spielen.«
    »Jetzt du, Joe.«
    »Du hast die Sporttasche absichtlich so hingestellt, dass ich drüber falle und du mich treten kannst, obwohl ich dir nie was getan habe. In der Schwimmhalle habe ich gedacht, du und deine Kumpels wollen mich ertränken. Ich kann nichts dafür, dass ich eine Zugangskarte bekommen habe und du nicht, darum ist das alles nicht meine Schuld. Und jetzt wird mir die Karte auch noch weggenommen.«
    »Wirklich traurig, mit anzuhören, wie zwei der vielversprechendsten Sporttalente unserer Schule aufeinander herumhacken«, sagt Mr Naylor und klingt wie der Pfarrer in der Kirche. »Können wir vielleicht zu einer verbindlichen Übereinkunft kommen, dass ihr euch von nun an gemeinsam für das Wohl der Schule einsetzt? Vielleicht finden wir ja ein Projekt, an dem ihr zusammen arbeiten könnt?«
    »Meinetwegen«, willige ich ein. Wenn Carl wirklich operiert werden muss, tut er mir sogar ein kleines bisschen leid.
    |201| »Okay«, nuschelt Carl.
    »Dann könnt ihr beide euch jetzt vielleicht beieinander entschuldigen. Anschließend werde ich Mr Henderson bitten, mit euch ein Projekt auszusuchen, das euch einander näherbringt.«
    »Tut mir leid, Carl«, brumme ich.
    »Tut mir leid, Joe«, brummt er.
    »Schön«, sagt Mr Naylor. »Dann erwarte ich also von euch in Zukunft ein deutlich positiveres Verhalten zueinander. Ihr Jungs könntet unserer Schule noch viel Ruhm und Ehre bringen.«
    Damit sind wir entlassen. Ich bin nicht mehr suspendiert. Wahrscheinlich kriege ich sogar meine Zugangskarte wieder.
    Eigentlich müsste ich jetzt froh sein, aber ich bin nicht froh. Joe hat eine zweite Chance bekommen. Ich bin nur nicht sicher, ob er sie auch verdient hat.

|202| Kapitel 16
Privat   – Zutritt verboten!
    Sie haben gesagt, dass ich in den Ferien meine Gran besuchen darf. Aber es tut sich nichts. Ich frage Maureen immer wieder und sie sagt immer wieder, dass ich mich gedulden soll, und ich höre auch überhaupt nichts von Mum. Allmählich hab ich das Gefühl, dass sie mich vergessen hat, obwohl ich weiß, dass sie nicht telefonieren darf. Auch Ellie meldet sich nie. Jeden Tag gehe ich laufen und absolviere so viel von dem übrigen Training, wie ich mit den wenigen Geräten machen kann, die es in der öffentlichen Schwimmhalle gibt   – die haben Ermäßigung für unter Sechzehnjährige, wie sich rausgestellt hat   –, aber es ist trotzdem blöd, dass sie sich nicht meldet. Vielleicht hat sie den Eindruck, ich hätte sie im Stich gelassen, und jetzt ist ihr alles egal.
    Ashley ist die Woche mit ihren Eltern nach Spanien geflogen. Ich hab ihr am Freitagabend eine SMS geschickt: nicht rausgeflogen, schöne Ferien, cu Jx. Keine Antwort. Ich bin fast sicher, dass das bedeutet, dass sie Schluss gemacht hat.
    Als die Woche schon halb um ist, ruft Ellies Mutter Maureen an. Sie will wissen, wie es uns geht, und lädt |203| mich wieder zum Mittagessen ein. Ich glaube, Maureen ist froh, dass sie mal ein paar Stunden frei hat. Wahrscheinlich ist es ziemlich anstrengend, für einen mies gelaunten Teenager Babysitter zu spielen. Sie bringt mich Punkt zwölf hin, obwohl Janet gesagt hat, irgendwann zwischen zwölf und eins.
    Ich bin aufgeregt. Ich habe Schiss, Ellie wiederzusehen. Ob sie überhaupt mit mir spricht? Habe ich jetzt alles vermasselt? Noch unsicherer bin ich in Bezug auf Claire. Seit Mr Naylor von mir verlangt hat, dass ich mich bei Carl entschuldige, ist mir klar, dass ich mich auch bei Claire dafür entschuldigen müsste, dass ich ihr wehgetan und ihr Angst gemacht habe. Erst dann kann ich mich wieder mit Joe versöhnen.
    Alex macht auf. »Komm, wir spielen Fußball im Garten!«, ruft er sofort, und ich folge ihm nach draußen, wo Ellies Vater Gareth gerade dabei ist, den Grill anzuschmeißen.
    »Hallo, mein Junge, wie geht’s?«, begrüßt er mich und drückt mir eine Cola in die Hand. Ellie und ihre Mutter sind noch unterwegs, kommen aber wohl gleich wieder.
    Die Jungs rufen schon nach mir, aber ich frage Ellies Vater: »Wo ist Claire?«
    »Wahrscheinlich oben. Vielleicht kannst du sie ja überreden, runterzukommen und sich ausnahmsweise in die Sonne zu setzen.«
    Ich schleiche nach oben. Claires Zimmer liegt noch mal eine Treppe höher, im ausgebauten Dachboden. Auf |204| einem Schild an der Tür steht »Privat   – Zutritt verboten!«,

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