Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mehr als nur ein Zeuge

Mehr als nur ein Zeuge

Titel: Mehr als nur ein Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
Vom Netzwerk:
über Hausaufgaben.
    »Nein, alles bestens. Alle mögen mich, bis auf diese paar Typen und das auch nur, weil sie neidisch sind.«
    »Maureen hat mir auch erzählt, dass du eine Freundin hast, aber dass ihr euch schon wieder getrennt habt.«
    |281| »Ashley. Das Mädchen, das dir im
Topshop
so gut gefallen hat. Wir haben uns ein paarmal getroffen, aber ihre Eltern sind dagegen, weil ich Carl eine reingehauen habe.«
    »Bist du traurig deswegen?«
    »Nein, eigentlich war sie eh nicht mein Typ.«
    Mum sieht aus, als würde sie sich das Lachen verbeißen. Sie tätschelt mir die Hand. »Du solltest das alles sowieso noch nicht so ernst nehmen.«
    »Jedenfalls nicht mit ihr.«
    »Mit keiner. Meine Güte, du bist erst vierzehn! Du bist doch noch mein kleiner Junge.«
    Brrr! Nicht zu fassen. Ich könnte sie jetzt darauf hinweisen, was sie und mein Dad alles getrieben haben, als sie fünfzehn waren, aber ich lasse es.
    »Mum, heute Abend findet bei Ellie eine kleine Feier statt, weil sie einen wichtigen Wettkampf gewonnen hat. Ich wollte hingehen   … wenn du willst, kannst du mitkommen, und Maureen bestimmt auch.«
    »Maureen hat einen Termin bei ihrem Vorgesetzten, wegen uns   – wie wir zurechtkommen.« Mum sieht mich stirnrunzelnd an. »Ich habe den Eindruck, dass sie sich Sorgen macht, ob wir mit der ganzen Situation fertigwerden.«
    »Maureen ist in Ordnung. Sie will uns bestimmt nur helfen.« Herrgott noch mal! Wollen die mich etwa ins Heim stecken? Das würde uns Maureen doch nicht antun, oder?
    »Sie hat lang und breit mit mir darüber gesprochen, |282| dass ich mich mehr um dich kümmern soll. Louise hat dasselbe gesagt: dass du nicht im Park rumstreunen und in Messerstechereien verwickelt würdest, wenn ich meine Mutterpflichten ernster nehmen würde, mehr mit dir reden und nicht alles Gran überlassen würde.«
    »Ach, du weißt doch, wie Lou ist«, sage ich beruhigend. In unserer Familie hält keiner groß hinterm Berg, wenn es drum geht, den anderen zu erzählen, was sie besser machen könnten.
    Jetzt kommen ihr die Tränen. »Ich kann’s einfach nicht glauben, dass irgendwer dich ernsthaft umbringen will, Ty! Du bist doch ein Kind und kein Verbrecher! Was soll ich denn ohne dich machen? Ich hab dich so lieb.«
    »Ich geh ja nicht weg«, sage ich verlegen. Sie hat sich eigentlich wieder ganz gut gefangen, aber wahrscheinlich ist sie noch nicht so weit, vernünftig über die Schießerei zu reden. Außerdem vermute ich, dass sie es nicht so schlau findet, zweimal auf jemanden einzutreten, der womöglich mit einer Knarre hinter mir her war.
    »Was ist jetzt mit Ellies Party? Kommst du mit?«
    »Du hast morgen wieder Schule, ich weiß nicht, ob du da hingehen solltest«, sagt sie, was so nach Tante Lou klingt, dass ich es nicht ernst nehme.
    »Es dauert bestimmt nicht so lange. Sie hat nur ein paar Freunde eingeladen.«
    »Na schön. Einverstanden. Die Familie ist so nett. Und Ellie ist einfach großartig. So aufbauend.«
    »Sie findet, dass du wieder laufen solltest. In einem Lauftreff oder so.«
    |283| »Ach ja   … An so was hab ich manchmal auch schon gedacht.«
    Ich stehe auf. »Dann geh ich mich mal umziehen .« Sie beschließt, mitzukommen, und um halb acht klopfen wir wieder mal bei Ellie und Claire.
    Ellies Mutter freut sich, als sie meine Mum sieht, umarmt sie und erkundigt sich nach Gran. Was mich betrifft, ist sie deutlich verunsichert, fragt aber, wie es meinen Rippen geht. Ich kann es kaum erwarten, Claire wieder in ihrer kleinen dunklen Höhle zu besuchen. Aber das müssen wir diesmal geschickter anstellen.
    Als ich in den Garten rausgehe, denke ich sofort, dass es möglich sein müsste, unbemerkt zu verschwinden. Es sind massenhaft Leute da, überall rennen Kinder rum. Leute trinken Bier, auf dem Grill brutzelt es und in der Küche ist eine Karaoke-Anlage aufgebaut. Es ist eine richtige Party. Mum wirkt ein bisschen eingeschüchtert, aber Janet stellt ihr ein paar von Ellies Freunden aus dem Sportverein vor, und auf einmal ist sie wieder die Nicki von früher; das zum Flirten aufgelegte, lustige, Späße machende Mädchen kommt wieder zum Vorschein. Noch eine Stunde und ein paar Drinks und sie singt lauthals
Dancing Queen.
    Aber wo steckt Claire? Sie erinnert mich an ein gut getarntes Tier, das man nicht auf den ersten Blick sieht, weil es mit dem Hintergrund verschmilzt, eine Eidechse oder ein Nachtfalter. Es dauert gut zehn Minuten, bis ich sie entdeckt habe. Sie sitzt im Garten, wo eine

Weitere Kostenlose Bücher