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Mehr als nur ein Zeuge

Mehr als nur ein Zeuge

Titel: Mehr als nur ein Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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fahren erschrocken auseinander.
    Alistair hält mich offensichtlich für einen totalen Trampel, dass ich sie einfach so störe, und sagt: »Hör mal, Kumpel, kannst du uns noch ’nen Augenblick in Ruhe lassen?«
    Mum tut so, als wären wir alle bei einem vornehmen Kaffeeklatsch, und sagt: »Ach, Alistair, ich weiß gar nicht, ob du meinen Sohn schon kennengelernt hast, T… Joe.«
    |294| »Sohn? Tetscho?«, fragt Alistair.
    »Nein, Joe«, sagt sie.
    Daraufhin schaut er erst sie und dann mich an und dann wieder sie, und man kann sehen, wie in seinem Kopf die Rechenmaschine rattert. Darum sage ich: »Ist schon okay, sie ist ungefähr so alt, wie sie aussieht. Und   …«, setze ich gemeinerweise hinzu, »damit ist sie immer noch ungefähr fünf Jahre älter als du.«
    »Joe!«, sagt Mum. Ich sehe ihr an, dass sie sich wünscht, wir hätten immer noch unsere kuschelige Nicki-und-Ty-Beziehung, in der sie mich oft als ihren kleinen Bruder ausgegeben hat.
    »Ich geh nach Hause«, sage ich pampig. »Seh ich dich später noch? Oder nicht?«
    »Soll ich dich fahren?«, fragt Alistair, und Mum weiß offensichtlich nicht, was sie machen soll, aber sie will mich auch nicht allein mit dem Bus nach Hause fahren lassen, während sie auf dem Rücksitz von Alistairs schickem Motorrad durch die Gegend gondelt oder was auch immer. »Das wäre sehr nett von dir, Alistair«, sagt sie. »Wir brauchen beide eine Mitfahrgelegenheit, stimmt’s, Joe?«
    Also schiebe ich mich auf den Rücksitz von Alistairs Auto, das sich als grottiger Ford Fiesta herausstellt, und die beiden sitzen vorne und unterhalten sich über Ellies Training und Ellies Technik und dass Michelle früher so gern gelaufen ist, bis sie dann leider schwanger wurde und blablabla-blablabla. Beide tun so, als wäre ich überhaupt nicht da, und ich ignoriere sie genauso.
    Als wir zu Hause ankommen, bin ich supermies gelaunt, |295| trample ins Haus und knalle die Tür zu, während Mum sich in aller Ausführlichkeit von Alistair am Gartentürchen verabschiedet.
    Maureen ist wieder da und erschrickt, als sie meinen Gesichtsausdruck sieht.
    »Was hast du denn?«, fragt sie. »Wo bist du gewesen?«
    »Geht Sie nichts an«, erwidere ich grob und stampfe die Treppe hoch in mein Zimmer. Ich warte drauf, dass Mum hinterherkommt, damit ich ihr sagen kann, was ich von ihr halte, aber sie bleibt eine ganze Stunde lang unten und ich höre sie mit Maureen plaudern und lachen, wahrscheinlich über mich.
    Ich mache mich bettfertig, erledige meine Mathe-Hausaufgaben im Bett, dann liege ich im Dunkeln und erinnere mich daran, wie es sich angefühlt hat, Claire in den Armen zu halten. Jetzt kommt sie mir gar nicht mehr zu jung und zu klein vor. Und sie ist überhaupt nicht gestört oder so was. Sie ist hübsch und zart und ihre Lippen fühlen sich ganz weich an und ihre Haut war warm und glatt. Als ich mir gerade vorzustellen versuche, was vielleicht beim nächsten Mal passieren könnte   … kommt Mum ins Zimmer gerauscht und macht Licht an.
    »Hey! Geh raus! Das ist
mein
Zimmer!«, protestiere ich.
    »Du hast doch keine Geheimnisse vor mir«, sagt sie. Das glaubt auch nur sie.
    »Geht’s dir wieder besser, Schatz? Das vorhin tut mir leid.«
    Klingt aber nicht so.
    »Du solltest dich was schämen«, sage ich.
    |296| »Ein bisschen peinlich war’s mir schon. Aber er ist ein echt netter Typ, und weißt du was, Ty? Ich glaube, ich habe einen Job!«
    »Was denn?«
    »Ellie hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ihre Helferin zu sein. Sie hat die Nase voll von den Mädchen, die ihr sonst immer zugeteilt werden, und hätte gerne jemanden, der eher auf ihrer Wellenlänge ist. Alistair findet die Idee auch gut.«
    »Und das vorhin war das Vorstellungsgespräch, was?«
    »Jetzt hör schon auf, Ty, wir waren auf einer Party und haben uns gerade besser kennengelernt. Wir haben uns unterhalten und er hat mir einen harmlosen Kuss gegeben. Dummerweise bist du genau in diesem Augenblick reingekommen. Er hat gefragt, ob ich morgen Abend was mit ihm trinken gehe. Wo hast du überhaupt die ganze Zeit gesteckt? Du warst auf einmal verschwunden.«
    Oha! Das ist streng geheim. Ich denke über diese Idee nach, dass sie Ellies Helferin werden will. Mum würde die ganze Zeit in meiner Schule abhängen. Sie würde Mr Henderson kennenlernen. Sie wäre bei meinem Training dabei. Grässlich!
    Außerdem ist es die völlig falsche Arbeit für meine Mum. Ein Helfer muss sich doch um den Betreffenden kümmern  

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