Mehr als nur Traeume
»Okay, dieser Punkt geht an Sie.« Sie sah ihn wieder an. »Schön. Kommen wir auf das Geschäftliche zurück. Zuerst gehen wir in einen Drugstore, oder in eine Drogerie, wie man das hier nennt, und kaufen dort Toilettenartikel.« Sie seufzte. »Lidschatten, Rouge - ich könnte im Augenblick jemanden umbringen für einen Lippenstift. Zahnbürsten, Zahnpasta, Haarspray.« Sie hielt inne und blickte ihn an. »Zeigen Sie mir mal Ihre Zähne.«
»Madam?«
»Lassen Sie mich mal in Ihren Mund schauen.« Wenn er ein überarbeiteter Gelehrter war, würde er Plomben in den Zähnen haben; aber wenn er aus dem sechzehnten Jahrhundert stammte, würde kein Zahnarzt jemals seine Zähne angefaßt haben.
Nach einer Weile öffnete Nicholas gehorsam den Mund, und Dougless bewegte den Kopf hierhin und dorthin, um seine Kiefer begutachten zu können. Ihm fehlten drei Backenzähne, und da schien ein Loch in einem anderen Zahn zu sein; aber sie fand keinen Hinweis auf eine moderne Zahnbehandlung. »Wir müssen mit Ihnen zu einem Dentisten.«
Nicholas zog den Kopf zurück. »Der Zahn tut mir nicht so weh, daß man ihn ziehen sollte.«
»Deshalb fehlen Ihnen also drei Zähne? Man hat sie Ihnen gezogen?«
Er schien zu denken, daß dies doch wohl nicht anders sein konnte, und deshalb zeigte Dougless ihm ihre Plomben und versuchte ihm zu erklären, was ein Dentist war.
»Ah, da sind Sie ja«, sagte der Vikar vom anderen Ende der Kirche her. »Ich fragte mich schon, ob Sie sich wieder vertragen würden.«
»Wir waren nicht. ..« begann Dougless und unterbrach sich dann selbst. »Ja, wir haben uns ausgesprochen.« Sie stand auf. »Wir müssen jetzt gehen. Wir haben sehr viel zu erledigen. Nicholas, sind Sie soweit?«
Lächelnd bot er ihr seinen Arm und führte sie aus der Kirche. Draußen hielt Dougless kurz an und blickte sich auf dem Friedhof um. Es war erst gestern gewesen, daß Robert sie hier zurückgelassen hatte.
»Was blinkt denn dort?« fragte Nicholas, der zu einem der Grabsteine hinsah.
Es war der Stein, wo Gloria gestürzt war, sich den Arm angestoßen und dann Robert vorgelogen hatte, daß Dougless sie geschlagen habe. Neugierig begab sich Dougless zu diesem Grabstein. Am Fuße des Steins, unter Gras und Lehm versteckt, befand sich Glorias Fünftausend-Dollar-Armband. Dougless hob es auf und hielt es einen Augenblick in die Sonne.
»Die Qualität der Diamanten ist ausgezeichnet«, sagte Nicholas. »Die Smaragde sind billiges Zeug.«
Dougless lachte und schloß die Hand über dem Armband. »Jetzt werde ich ihn finden«, sagte sie. »Er wird wieder hierherkommen und nach mir fragen.« Sie ging in die Kirche und sagte zu dem Vikar, falls sich ein gewisser Robert Whithley nach diesem Armband erkundigen sollte, möge er ihm ausrichten, daß Dougless es habe. Sie teilte ihm den Namen der Pension mit, wo sie sich gegenwärtig mit Nicholas aufhielt.
Als sie die Kirche zum zweitenmal verließ, war sie in bester Stimmung. Alles würde sich nun zum Guten wenden. Robert würde ihr so dankbar sein, daß sie das Armband gefunden hatte, daß er. . . wer weiß? Vielleicht würde sie England doch noch mit einem Heiratsantrag verlassen.
»Lassen Sie uns einkaufen gehen«, sagte sie vergnügt zu Nicholas. Während sie die Straße hinuntergingen, machte sie in Gedanken eine Liste aller Gegenstände, die sie benötigten, damit sie so gut wie möglich aussah, wenn Robert zu ihr zurückkam. Gesicht, Haare, Garderobe - ganz bestimmt eine Bluse, deren Ärmel nicht aufgeschlitzt waren.
Zuerst begaben sie sich zum Münzhändler und verkauften ihm wieder eine Münze, diesmal für tausendfünfhundert Pfund. Dougless rief in der Pension an, um sich ihr Zimmer für drei weitere Nächte reservieren zu lassen, während der Händler inzwischen einen Käufer für Nicholas’ selteneren Münzen auftreiben wollte. Und um Robert die nötige Zeit zu verschaffen, sie wiederzufinden, dachte Dougless bei sich.
Dann gingen sie in eine Drogerie.
»Was ist das?« flüsterte Nicholas, die Reihen von bunt verpackten Waren betrachtend.
»Shampoo, Deodorant, Zahnpasta, was man eben so braucht.«
»Ich kenne keines von diesen Worten.«
Dougless hatte den Kopf voll mit Robert und den Möglichkeiten, die das Armband in ihrer Tasche ihr verschaffte; doch plötzlich betrachtete sie die Produkte in den Regalen mit den Augen eines Zeitgenossen von Königin Elizabeth I. -falls Nicholas aus dieser Zeit stammte, was natürlich nicht der Fall war. Sie wußte jedoch aus
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