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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sein Pferd aufgewirbelt hatte, setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm und stützte den Kopf auf die Hände. Was nun? dachte sie. Mußte sie wieder von vorne anfangen und ihn mit den Verhältnissen des zwanzigsten Jahrhunderts vertraut machen? Als sie ihn zum erstenmal sah, war er aus dem Jahr 1564 zu ihr gekommen; doch diesmal aus dem Jahr 1560, so daß die Ereignisse der darauffolgenden vier Jahre für ihn noch Zukunft, also ihm nicht bewußt sein konnten.
    Ihr Kopf ruckte hoch. Natürlich! Das war die Lösung. Als er die Wahrheit über Robert Sydney erfahren hatte, war er anschließend wieder in seine Zelle - oder was man im Mittelalter als Gefängnis verwendete - zurückversetzt worden, wo er nun wirklich nichts ausrichten konnte, um sein Leben zu retten. Aber diesmal war er aus einer vier Jahre davorliegenden Zeit zu ihr gekommen. Jetzt blieb ihm also eine Frist von vier Jahren, um zu verhindern, was ihn auf das Schafott gebracht hatte.
    Mit einem schon viel besseren Gefühl erhob sie sich vom Baumstamm. Sie mußte ihn wiederfinden, ehe er wieder Dummheiten machte und vor einen Bus lief. Sie hob ihre schwere Segeltuchtasche vom Boden, hängte sie sich um die Schulter und ging in die Richtung, in die Nicholas davongaloppiert war.
    So eine schlechte Straße hatte sie bisher noch nicht erlebt. Sie war von tiefen Furchen durchzogen und mit Unkraut überwuchert. Die Landstraßen in Amerika waren schon schlimm genug; aber weitaus besser als diese. Holpersteine auf der Fahrbahn hatte sie in England bisher noch nicht gesehen.
    Sie wich auf die Böschung aus, als sie ein Fahrzeug um eine Biegung herumkommen hörte. Ein müde aussehender Esel zog einen Karren mit zwei Rädern. Neben dem Karren trottete ein Mann in einem Kittel, der aus Sackleinwand geschneidert zu sein schien. Von der Wade abwärts waren seine Beine nackt und mit häßlichen Geschwüren bedeckt. Dougless gaffte den Mann mit offenem Mund verwundert an, und der Mann drehte sich um und gaffte nicht weniger verwundert zurück. Sein Gesicht sah aus wie gegerbtes Leder, und als er den Mund öffnete, konnte Dougless die verfaulten Zähne darin erblicken. Der Mann betrachtete sie von oben bis unten, und als er ihre mit Strümpfen bedeckten Beine sah, grinste er anzüglich und zeigte wieder seine verdorbenen Zähne.
    Dougless wandte sich rasch von ihm ab und ging schneller voran. Die Straße wurde immer schlechter, und überall lag Dung umher. »Verwendet England jetzt Pferdemist zum Ausbessern von Schlaglöchern?« murmelte sie.
    Auf der Kuppe eines kleinen Hügels blieb sie stehen und blickte in ein Tal hinunter. Da waren drei kleine Häuser -Hütten eher - mit strohgedeckten Dächern und kahlen Vorplätzen, auf denen Hühner, Enten und Kinder sich tummelten. Eine Frau, die einen langen Rock trug, kam aus einer der Häuser und schüttete vor der Haustür einen Bottich aus.
    Dougless setzte sich wieder in Bewegung. Vielleicht konnte die Frau ihr sagen, in welche Richtung sie gehen mußte. Aber als sie sich den Häusern näherte, verlangsamte sie ihren Schritt. Sie konnte das kleine Dorf riechen. Tiere, Menschen, verfaulende Speisereste. Dunghaufen - das alles vermischte sich zu einem üblen Gestank. Dougless hielt sich die Nase zu und atmete durch den Mund. Wahrhaftig, dachte sie, die Regierung sollte so etwas nicht zulassen. Unter solchen Verhältnissen durften Leute doch nicht leben!
    Sie ging zum ersten Haus der Ortschaft und versuchte, ihre Schuhe einigermaßen rein zu halten. Ein Kind, das ungefähr drei Jahre alt sein mochte und ein schmutziges Nachthemd trug, blickte zu ihr hoch. Das arme Ding schien seit einem Jahr kein Bad mehr gesehen zu haben, und Windeln kannte es offenbar auch nicht. Dougless schwor sich, daß sie sich bei den Behörden beschweren würde, wenn sie sich mit Nicholas auseinandergesetzt hatte. Dieses Dorf war eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit.
    »Entschuldigen Sie!« rief sie in das Dunkel eines Hauses hinein. Es schien dort drin nicht besser zu riechen als draußen. »Hallo? Ist denn keiner daheim?«
    Niemand antwortete ihr; aber Dougless hatte das Gefühl, als würde sie beobachtet. Sie drehte sich um und erblickte drei Frauen und eine Horde von Kindern hinter sich. Die Frauen waren nicht sauberer als das Kind, über das sie fast gestolpert wäre. Ihre langen Kleider waren mit Speiseresten und Gott weiß was noch bekleckert.
    Dougless versuchte ein Lächeln aufzusetzen. »Entschuldigen Sie - aber ich suche die Kirche

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