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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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rieb es an. Mit einem erschrockenen Keuchen wichen die Frauen vor ihr zurück. »In eure Häuser!« befahl Dougless, das brennende Zündholz auf Armeslänge von sich weghaltend. »Los, geht in eure Häuser!«
    Die Frauen zogen sich in ein Haus zurück, als das Streichholz schon bis zu Dougless’ Fingerspitzen heruntergebrannt war. Sie ließ das verkohlte Streichholz fallen und begann zu laufen.
    Sie rannte von den übelriechenden Häusern weg, ließ auch diesmal die Straße links liegen und lief in den Wald hinein. Sie rannte, bis sie außer Puste war, sank dann auf den Waldboden nieder und lehnte sich gegen einen Baum.
    Offenbar war sie, als sie in der Kirche ohnmächtig wurde, in das sechzehnte Jahrhundert hinübergeglitten. Sie war nun ganz auf sich allein gestellt, weil Nicholas sie ja noch gar nicht kannte - allein in einer Zeit, als die Seife noch nicht erfunden worden war oder noch keine allgemeine Verwendung fand. Und die Leute schienen sie hier als Mißgeburt oder als böse Hexe zu betrachten.
    »Wie kann ich also Nicholas mitteilen, was er wissen muß, wenn ich ihn nicht einmal sehen kann?« fragte sie sich bang.
    Die ersten kalten Regentropfen fielen auf sie herunter. Sie holte ihren zusammenfaltbaren Regenschirm aus ihrer Segeltuchtasche und spannte ihn auf. Zum erstenmal blickte sie ihre alte, abgewetzte Reisetasche dankbar an. Sie hatte das Ding nun schon viele Jahre, es auf jede Reise mitgenommen und allmählich mit allen Dingen gefüllt, die man eben auf einer Reise so braucht: Kosmetiksachen, Toilettengegenstände, Nähzeug, Schreibzeug, Magazine, Nachthemd, Naschkram, Filzstifte und allerlei sonst noch, was sich mit der Zeit am Grund der Tasche angesammelt hatte.
    Sie kauerte sich unter dem Schirm zusammen, als der Regen heftiger wurde. Der Boden unter ihr wurde feucht, und sie überlegte, ob sie sich ein Magazin unterlegen sollte. Aber wer weiß? Vielleicht würde sie am Ende noch Magazine verkaufen müssen, um ihr Leben zu retten.
    Sie legte den Kopf auf die Knie. »O Nicholas, wo bist du?« flüsterte sie.
    Dann erinnerte sie sich an den Abend des ersten Tages, an dem sie sich kennenlernten und er in diesen Schuppen gekommen war, als sie weinte. Er hatte gesagt, er habe sie nach ihm »rufen« hören. Wenn das damals funktioniert hatte, konnte es vielleicht auch jetzt seine Wirkung tun.
    Mit gesenktem Kopf konzentrierte sie sich darauf, Nicholas im Geiste zu bitten, daß er zu ihr kommen möge. Sie stellte sich vor, wie er sich auf ein Pferd schwang und zu ihr ritt. Sie dachte an ihre gemeinsame Zeit im zwanzigsten Jahrhundert. Sie lächelte, als sie sich an ein Dinner erinnerte, das ihre Wirtin auf ihre Bitte hin für sie beide zubereitet hatte: in Butter geschwenkte, gedünstete Maiskolben, Avocados, gegrillte Koteletts und Mangofrucht zum Nachtisch. Nicholas hatte gelacht wie ein kleiner Junge. Sie erinnerte sich an die Musik, die er auf dem Klavier gespielt hatte, sein Entzücken über die Bücher und seine Mißbilligung der modernen, schmucklosen Kleider.
    »Komm zu mir, Nicholas«, flüsterte sie. »Komm zu mir.«
    Es wurde schon dunkel, der Regen wurde immer schlimmer, und sie schlotterte vor Kälte, als Nicholas auf seinem Rappenhengst erschien.
    Sie grinste zu ihm hinauf. »Ich wußte, daß du kommen würdest.«
    Aber er lächelte nicht, sondern blickte vielmehr finster auf sie hinunter.
    »Lady Margaret möchte Euch sehen«, sagte er.
    »Deine Mutter? Deine Mutter möchte mich sprechen?« Sie konnte es in dem Regen nicht genau erkennen; aber sie hatte den Eindruck, daß er momentan geschockt war von ihren Worten. »Schön«, sagte Dougless, erhob sich vom Boden, reichte ihm dann ihren Regenschirm und eine Hand, damit er ihr auf das Pferd hinaufhelfen sollte.
    Er nahm ihr den Regenschirm ab, untersuchte ihn genau, hielt ihn dann über seinen Kopf und ritt davon, Dougless im Regen stehen lassend. »Da soll doch gleich ...«, fluchte sie leise. Sollte sie zu Fuß gehen, während er hoch zu Roß vor ihr herritt?
    Sie zog sich unter ein paar Bäumen zurück, wo sie einigermaßen vor dem Regen geschützt war, und nach einer Weile kam Nicholas, den Regenschirm über sich haltend, zurück.
    »Ihr habt mit mir zu kommen«, sagte er.
    »Etwa zu Fuß?« schrie sie zu ihm hinauf. »Du reitest, und ich soll hinter dir herwaten durch kniehohen Schlamm? Gib mir wenigstens meinen Regenschirm zurück!«
    Er schien einen Moment lang verwirrt zu sein. »Ihr sprecht eine seltsame Sprache.«
    »Nicht so

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