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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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getötet wegen Kindesentführung?«
    »Im zwanzigsten Jahrhundert herrschen andere Verhältnisse als hier. Frauen können sich frei entscheiden, und Väter schreiben ihren Töchtern nicht vor, was sie zu tun und zu lassen haben. Männer und Frauen sind in meiner Zeit gewissermaßen gleichberechtigt.«
    Nicholas schnaubte: »Mir scheinen aber in deiner Zeit noch die Männer das Regiment zu führen; denn dieser Mann bekam alles von dir, was er sich wünschte, ohne dich zu seiner Ehefrau zu machen, seinen Besitz mit dir zu teilen und von seiner Tochter den dir gebührenden Respekt zu verlangen. Und du sagst, du hättest dir diesen Mann frei erwählt?«
    »Ich ... nun ... es ist nicht ganz so, wie du es darstellst. Robert war sehr gut zu mir. Wir verlebten ein paar schöne Zeiten zusammen. Erst als Gloria hinzukam, wurde es unangenehm.«
    »Wenn eine schöne Frau mir alles gäbe und ich mich als Gegenleistung nur als Mann bei ihr beweisen müßte - was du eine >schöne Zeit zusammen< nennst -, würde ich dieser Frau meinen Dank dafür zeigen. Verschenken sich alle Frauen in deiner Zeit auf so billige Weise?«
    »Es ist nicht billig. Du willst das nur nicht verstehen. Viele Leute leben bei uns erst zusammen, bevor sie heiraten. Es ist gewissermaßen eine Probe aufs Exempel. Und zudem glaubte ich, daß Robert mich bitten würde, ihn zu heiraten, aber statt dessen kaufte er . . .« Sie stockte. Nicholas gab ihr das Gefühl, als dächte sie viel zuwenig an sich selbst. »Du verstehst es eben nicht. Das ist alles. Männer und Frauen sind anders im zwanzigsten Jahrhundert.«
    »Hmmm. Ich begreife es doch. Frauen verlangen nicht mehr von einem Mann, daß er sie respektiert. Sie wollen nur eine >schöne Zeit< mit ihm haben.«
    »Natürlich wollen sie auch respektiert werden. Es ist nur so ...« Sie wußte nicht, wie sie ihr Zusammenleben mit Robert einem Mann des sechzehnten Jahrhunderts begreiflich machen konnte. Da sie nun selbst in der elizabethanischen Welt lebte, begann sie auch ihr Zusammenleben mit einem Mann in einem anderen Licht zu sehen und meinte, sich tatsächlich billig gemacht zu haben. Natürlich war die Heirat keine Garantie dafür, daß der Mann sie respektieren würde, aber warum hatte sie sich nicht gegen Robert gewehrt und ihm gesagt: »Wie kannst du mich nur so behandeln?« Oder: »Nein, ich will nicht die Hälfte von Glorias Flugschein bezahlen.« Oder »Nein, ich werde deine Hemden nicht bügeln.« Tatsächlich konnte sie in diesem Moment nicht begreifen, warum sie sich von ihm so schamlos hatte ausnützen lassen.
    »Willst du nun die Geschichte hören oder nicht?« schnaubte sie.
    Nicholas legte sich in die Kissen zurück und lächelte. »Ich möchte sie ganz hören.«
    Nachdem sie nun seine vielen Fragen, ihre Beziehung zu Robert betreffend, beantwortet hatte, konnte sie mit ihrer Geschichte fortfahren. Sie erzählte ihm, wie sie am Grab von Nicholas geweint hatte, er plötzlich erschienen war und sie ihm nicht geglaubt hätte, wer er sei. Sie erzählte ihm, wie er beinahe unter einen Bus geraten wäre.
    Sie kam mit ihrer Geschichte nicht viel weiter, weil er nun wieder anfing, Fragen zu stellen. Es schien, als hätte er eine Vision von ihr auf einem Fahrrad gehabt, und sie sollte ihm erklären, was das für ein Gerät sei. Er wollte wissen, was ein Bus war. Als sie ihm erzählte, daß sie ihre Schwester angerufen hatte, mußte sie ihm ein Telefon beschreiben.
    Dougless konnte ihm nicht alles erklären, was er wissen wollte, und so stieg sie wieder vom Bett herunter und holte ihre Reisetasche. Sie packte ihre drei Magazine aus und zeigte ihm Fotos.
    Als er die Magazine sah, konnte sie nicht mehr hoffen, mit ihrer Geschichte zu Ende zu kommen. Es gab ein elizabethanisches Sprichwort: »Lieber nicht geboren als nicht gebildet zu sein«, und Nicholas schien eine Verkörperung dieses Sprichworts zu sein. Seine Neugierde war unersättlich, und er stellte rascher Fragen, als Dougless sie beantworten konnte.
    Als sie keine Fotos mehr fand, die sie ihm zeigen konnte, zog sie ihren Spiralblock hervor und ihre farbigen Filzstifte und begann zu zeichnen. Die Stifte und der Block regten ihn zu neuen Fragen an.
    Sie wolle schon gereizt darauf reagieren, sagte sich dann aber, daß sie nun genügend Zeit habe, ihm alles zu erzählen, weil er ihr jetzt glaubte. »Weißt du«, sagte sie nachdenklich, »als ich Thornwyck sah, hatte der linke Turm eine andere Form als auf deiner Skizze. Und wo sind die Bogenfenster

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