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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sie einem Mann weggenommen, der sie nicht liebte. Er hatte ihr die wahre Liebe gezeigt, die aus Geben und Nehmen bestand. Bei Nicholas konnte sie sie selbst sein. Sie brauchte nicht erst zu überlegen, was sie tun mußte, um ihn zu erfreuen. Sie schien ihm so zu gefallen, wie sie war. Sie hatte sich, als sie noch ein Kind war, bemüht, so perfekt zu sein wie ihre älteren Schwestern. Alle ihre Lehrerinnen schienen ihre drei älteren Schwestern unterrichtet zu haben, ehe sie selbst in die Schule kam. Und sie war immer eine Enttäuschung für ihre Lehrerinnen gewesen. Dougless paßte nicht im Unterricht auf, was ihren Schwestern nie passiert war. Dougless war nicht gut im Sport, wo ihre Schwestern immer nur Einser gehabt hatten. Ihre Schwestern hatten Legionen von Freundinnen gehabt, aber Dougless war immer ein bißchen schüchtern gewesen, hatte sich stets als Außenseiterin gefühlt.
    Ihre Eltern hatten sie nie mit ihren Schwestern verglichen. Das brauchten sie auch gar nicht, denn ihre Tennistrophäen, ihre Baseballpokale, ihre Auszeichnung für ausgezeichnetes Betragen und gute Zeugnisse standen oder hingen überall im Haus. Dougless hatte einmal einen dritten Preis für den Apfelkuchen gewonnen, den sie für den Kirchenbasar gebacken hatte, und ihr Vater hatte stolz ihre gelbe Schleife neben die blauen und pupurroten ihrer Schwestern für die »Siegerin im Turnierreiten< an die Wand gehängt. Die gelbe Schleife hatte sich seltsam daneben ausgenommen, und so hatte Dougless sie, peinlich berührt, wieder von der Wand entfernt.
    Ihr ganzes Leben schien von dem Wunsch geprägt, anderen Menschen gefällig zu sein und ihnen Freude zu machen; aber bisher war ihr das nie gelungen. Ihr Vater behauptete zwar stets, er sei mit allem einverstanden, was sie auch immer tat, aber Dougless brauchte sich doch nur die Leistungen ihrer Schwestern vor Augen zu führen, um zu wissen, daß sie mehr tun mußte. Robert war ein Versuch gewesen, ihrer Familie eine Freude zu machen. Vielleicht wäre Robert, ein geachteter Chirurg, die größte Trophäe im Haus gewesen.
    Nicholas hatte sie gerettet, dachte Dougless bei sich, aber nicht so, wie er das meinte. Er hatte sie nicht dadurch gerettet, daß er Robert irgendeine Treppe hinuntergeworfen hatte. Er hatte sie damit gerettet, daß er sie respektierte, und sie hatte begonnen, sich selbst durch seine Augen zu betrachten. Dougless bezweifelte sehr, ob ihre Schwestern die Situation in der Kirche von Ashburton so gut gemeistert hätten wie sie. Ihre drei älteren Schwestern waren ja so vernünftig, so weltklug, daß sie vermutlich die Polizei gerufen hätten, weil sie von einem Mann in einem Harnisch belästigt wurden, der behauptete, aus dem sechzehnten Jahrhundert zu stammen. Keine von ihnen wäre so Weichherzig gewesen, einen armen Kerl zu bemitleiden, der offensichtlich nicht alle Tassen im Schrank hatte.
    »Warum lächelst du auf einmal?« fragte Nicholas leise.
    »Ich dachte eben an meine Schwestern. Sie sind perfekt. Absolut fehlerfrei. Aber mir ist eben klargeworden, daß ein perfekter Mensch zuweilen auch ein wenig einsam sein kann. Vielleicht bemühe ich mich zu sehr, anderen Menschen gefällig zu sein, aber ich schätze, es gibt Schlimmeres. Vielleicht sollte ich nur einfach die richtige Person für meinen Wunsch finden, gefällig zu sein.«
    Nicholas war offensichtlich überfordert und verwirrt durch ihre Erklärung. Er nahm ihre Hand und begann deren Innenseite mit Küssen zu bedecken. »Dougless, du gefällst mir sehr.«
    Sie entriß ihm ihre Hand. »Wir dürfen . . . einander nicht berühren«, stammelte sie.
    Er blickte sie durch halbgesenkte Wimpern an. »Aber wir haben uns doch schon berührt, nicht wahr?« sagte er leise. »Ich erinnere mich, dich schon einmal gesehen zu haben. Ich scheine zu wissen, daß ich dich berührt habe.«
    »Ja«, flüsterte Dougless, »das stimmt.« Sie lagen auf dem Bett, waren allein im Zimmer, das dunkel war bis auf den goldenen Schimmer dreier Kerzen.
    »Wenn wir uns berührt haben, spielt es doch keine Rolle mehr, wenn wir uns noch einmal in diesem Leben berühren.« Seine Hände griffen nach ihr.
    »Nein«, sagte sie und blickte ihn dabei flehend an. »Wir dürfen das nicht. Ich würde in meine eigene Zeit zurückgeschickt werden.«
    Nicholas rückte nicht näher an sie heran, und er konnte nicht verstehen, warum nicht. Er spürte doch das Verlangen in ihr. Und bisher hatte ihn das »Nein« einer Frau davon abgehalten, sie zu berühren. Er

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