Mehr als nur Traeume
geblieben?«
»Bogenfenster?«
»So zum Beispiel.« Dougless begann, die Fenster zu skizzieren, aber sie war keine sonderlich gute Zeichnerin.
Nicholas rollte sich auf die Seite und machte ein paar herrliche perspektivische Skizzen von den Fenstern. »Sehen sie so aus?«
»Ja, genau so. Wir wohnten in einem dieser Räume und konnten unten den Garten sehen. Die Kirche ist gleich nebenan, und im Reiseführer steht, daß es früher hölzerne Verbindungsgänge zwischen der Kirche und dem Haus gegeben hätte.«
Nicholas lehnte sich wieder in die Kissen zurück und begann zu zeichnen. »Ich habe keinem etwas von meinen Plänen erzählt, aber du sagst, daß das Haus zur Hälfte gebaut war, ehe ich .. . ehe ich .. .«
»Richtig. Ja. Nachdem Kit gestorben war, hattest du freie Hand und konntest alles tun, was du dir vorgenommen hattest. Aber nun ist Kit am Leben geblieben, und du wirst vermutlich seine Erlaubnis einholen müssen, ehe du dieses Haus bauen kannst.«
»Ich bin kein Baumeister«, sagte Nicholas, während er seine Skizzen betrachtete. »Wenn Kit ein neues Haus brauchte, würde er dafür einen Baumeister bestellen.«
»Einen anderen Baumeister bestellen? Warum? Du kannst das doch bauen. Das sind herrliche Skizzen. Ich habe Thornwyck selbst gesehen und weiß zufällig, daß es ein schönes Haus ist.«
»Ich soll ein Gewerbe betreiben?« fragte er, eine Braue hochmütig in die Höhe ziehend.
»Nicholas«, sagte sie streng, »es gibt vieles, was ich an eurem Jahrhundert schätze, aber euer Klassensystem und die Aufwandsgesetze gehören nicht dazu. In meinem Jahrhundert arbeiten alle Menschen. Es wird einem als Schande angerechnet, wenn man zu >müßigen Reichen< gehört. In England arbeiten sogar die Mitglieder des Königshauses. Prinzessin Diana fährt im ganzen Land herum, weiht neue Straßen und Schulen ein und gräbt Löcher für Bäume, die sie einpflanzt, um Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln. Und die Königin - also, die hat so viel zu tun, daß ich müde würde, wenn ich dir nur ihren Terminplan vorlesen müßte. Prinz Andrew nimmt Bilder auf; Prinz Michael schreibt Bücher; Prinz Charles versucht zu verhindern, daß England aussieht wie ein Büroviertel in Dallas. Und .. .«
Nicholas lachte leise. »Es ist auch heutzutage keine Seltenheit, daß Könige arbeiten. Oder glaubst du, daß unsere liebliche Königin ihre Hände in den Schoß legt?«
Plötzlich erinnerte sich Dougless daran, gelesen zu haben, daß einer der Gründe für die Hinrichtung von Nicholas die Sorge einiger Leute gewesen war, er könne die junge Königin Elizabeth verführen. »Nicholas, du denkst doch wohl nicht daran, an den Königshof zu gehen, nicht wahr? Du willst doch nicht einer von ihren jungen Männern sein, oder?«
»Einer ihrer...«, wiederholte Nicholas entsetzt. »Was weißt du über diese Frau, die unsere Königin ist? Einige behaupten, Maria von Schottland sei unsere wahre Königin und daß die Staffords ihre Streitmacht mit anderen vereinigen sollten, um Maria auf den Thron von England zu setzen.«
»Tu das nicht! Was du auch immer machst - setze dein Geld immer nur auf Elizabeth.« Als Dougless das sagte, fragte sie sich, ob sie damit nicht die Geschichte veränderte. Wenn die Stafford-Streitmacht und all ihr Besitz Mary zur Verfügung gestellt worden wären, würde sie dann den Thron bestiegen haben? Wenn Elizabeth nicht Königin geblieben wäre, hätte es dann eine Zeit gegeben, in der England die erste Weltmacht war? Wenn England nicht eine Weltmacht gewesen wäre, würde man dann in Amerika heute englisch sprechen? »Ein Knödelenglisch«, sagte sie leise, einen ihrer Vetter zitierend, der im Ausland lebte.
»Wen wird Elizabeth heiraten?« fragte Nicholas. »Wen wird sie neben sich auf den Thron setzen?«
»Niemanden, und nun werde nicht wieder aufbrausend, denn wir haben das alles schon einmal durchgekaut. Elizabeth heiratet niemanden und wird ihr Land und eine Menge anderer Gebiete in dieser Welt dazu ausgezeichnet regieren. Läßt du mich nun meine Geschichte zu Ende erzählen, oder willst du mich auch noch weiterhin belehren, daß das, was nicht passiert ist, passieren wird?«
Er grinste sie an. »Du hast dich freiwillig an einen Mann verschenkt, und ich kam, um dich zu retten. Ja, fahre bitte fort.«
»So war es zwar nicht ganz, aber . ..« Sie verstummte jählings und sah ihn an. Er hatte sie gerettet. Er war in dieser Kirche erschienen in einer Rüstung, die in der Sonne blitzte, und hatte
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