Mehr als nur Traeume
Wunsch«, fuhr er augenzwinkernd fort, »denn mein Leben gilt mir viel.«
»Es gibt nichts, was ich mir wünschen möchte«, erwiderte Dougless. »Ihr habt mir viel Güte erwiesen, mich überaus prächtig gekleidet und bewirtet. Mehr könnte ich gar nicht von Euch verlangen.« Außer Nicholas, dachte sie bei sich. Könntest du ihn mir in Geschenkpapier einwickeln und ihn in das Haus meiner Familie in Maine schicken?
»Ich bitte Euch«, sagte Kit lachend. »Es muß doch etwas geben, das Ihr Euch wünscht. Eine Truhe mit Juwelen vielleicht. Ich habe ein Haus in Wales, das ...«
»Ein Haus«, sagte Dougless. »Ja, ein Haus. Ich wünsche mir, daß Ihr Euch ein Haus in Thornwyck baut und Nicholas die Pläne dafür entwirft.«
»Mein Sohn?« fragte Lady Margaret entsetzt.
»Ja, Nicholas. Er hat ein paar Skizzen für ein Haus angefertigt, und es wird wunderschön werden. Aber er muß Kits - Lord Christopher - Erlaubnis dafür bekommen.«
»Und Ihr wollt in diesem Haus wohnen?« fragte Kit.
»O nein - ich meine, es soll mir nicht gehören. Ich will nur, daß Nicholas die Erlaubnis erhält, es zu entwerfen.«
Kit und Lady Margaret starrten sie beide an. Dougless blickte auf die Kammerfrauen, die um sie herumsaßen und stickten. Auch sie schienen höchst verwundert über ihren Wunsch.
Kit fand seine Fassung als erster wieder. »Euer Wunsch wird erfüllt. Mein Bruder wird sein Haus bekommen.«
»Vielen Dank. Ich danke Euch vielmals.«
Niemand im Raum sagte darauf noch ein Wort, und deshalb stand Dougless von ihrem Sessel auf und meinte, an Lady Margaret gewandt: »Ich glaube, daß ich Euch noch eine Charade schuldig bin.«
Lady Margaret erwiderte lächelnd: »Ihr braucht Euch nicht länger Euren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Rettung meines Sohnes hat ihn für Euch bezahlt. Ihr könnt in diesem Haus tun und lassen, was Ihr wollt.«
Dougless wollte zunächst protestieren, daß sie gar nicht wüßte, was sie mit sich anfangen sollte, aber dann überlegte sie, daß ihr da schon etwas einfallen würde. »Vielen Dank, Mylady«, sagte sie und machte einen Hofknicks, ehe sie den Audienzsaal wieder verließ. Ich bin meiner Pflichten entbunden, dachte sie, als sie in Honorias Schlafzimmer zurückging. Ich brauche niemanden mehr zu unterhalten. Ein Glück, überlegte sie, denn ihr Vorrat an Liedern war total aufgezehrt, und sie hätte nun auf Gesangseinlagen im Werbefernsehen zurückgreifen müssen.
Honorias Zofe half Dougless, ihr neues Samtkleid und ihr Stahlkorsett auszuziehen (das Korsett, das bereits unter dem Seidenüberzug Rost zeigte), und Dougless ging lächelnd zu Bett. Sie hatte verhindert, daß Nicholas Arabella schwän-gerte, und sie hatte Kit das Leben gerettet. Nun mußte sie nur noch Lettice und Nicholas auseinanderbringen. Wenn ihr das gelang, würde sie den Lauf der Geschichte geändert haben.
Lächelnd schlief sie ein.
18
Was nun folgte, waren für Dougless die glücklichsten Wochen ihres Lebens. Jeder im Haushalt der Staffords mochte sie, und es schien so, als könnte sie keinem schaden und niemand ihr böse sein. Sie selbst dachte zwar, daß dieses allgemeine Wohlwollen nach ungefähr einer Woche wieder abklingen würde, aber sie beschloß, das Beste daraus zu machen, solange es dauerte.
Sie verbrachte fast jede freie Minute mit Nicholas. Er wollte alles über die Welt des zwanzigsten Jahrhunderts wissen und wurde nie müde, Fragen zu stellen. Er hatte Mühe zu glauben, was sie ihm über Autos erzählte, und ihre Beschreibung von Flugzeugen verbannte er ins Reich der Fabel. Er ließ sich jeden Gegenstand aus ihrer Reisetasche erklären. Ganz unten entdeckte Dougless sogar ein paar in Stanniol eingewickelte Teebeutel, und sie bereitete Nicholas eine Tasse Tee mit Milch zu. Und er tat das, was er damals gemacht hatte, als sie ihm zum erstenmal eine Eiskrem kaufte -er küßte sie schallend auf den Mund vor Freude.
Als Ausgleich für ihre Erzählungen vom zwanzigsten Jahrhundert gab er ihr Gelegenheit, die Dinge kennenzulernen, die sein Leben bestimmten. Er führte ihr alle Tänze vor, die er beherrschte, und nahm sie eines Tages mit auf die Falkenjagd und lachte, als sie sich weigerte, den herrlichen Vogel auf ihrem Arm zum Töten auffliegen zu lassen. Er zeigte ihr Bussarde in Pferchen, an die tagelang nur weißes Brot verfüttert wurde, bis sie das Aas in ihren Kröpfen aufgezehrt hatten, ehe sie dann selbst geschlachtet und verspeist wurden.
Sie stritten sich über die Bildung der »unteren
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