Mehr als nur Traeume
sofort an Librax denken. Sie hatte es seit Tagen nicht mehr gebraucht. »Wer ist es?« fragte sie leise.
»Robert Whitley«, antwortete die Pensionswirtin.
»Allein?«
»Er hat eine junge Dame bei sich.«
Nicholas kommandierte noch immer den Taxifahrer herum; aber als er Dougless’ Gesicht sah, stellte er das sofort ein und schaute zu, wie Dougless stumm dem Fahrer ein Trinkgeld gab und dann die Treppe zur Vorhalle hinaufstieg. Mit jeder Stufe, die sie erklomm, wurden ihre Bauchschmerzen schlimmer.
»Endlich«, sagte Robert, als Dougless in die Vorhalle kam. »Wir haben schon den ganzen Tag auf dich gewartet. Wo ist es?«
Sie begriff sofort, was er meinte, wollte ihm das aber nicht zeigen. Hatte er sie überhaupt nicht vermißt? »Wo ist was?«
»Das Armband, das du gestohlen hast!« rief Gloria. »Deswegen hast du mich auf dem Friedhof ja zu Boden gestoßen, damit du mir mein Armband wegnehmen konntest!«
»Ich habe nichts dergleichen getan«, sagte Dougless. »Du bist gegen diesen Grabstein gefallen und .. .«
Robert legte den Arm um Dougless und brachte sie so zum Verstummen. »Also - wir sind nicht hierhergekommen, um uns zu streiten. Gloria und ich haben dich vermißt.« Er lachte ein wenig. »Oh, du solltest uns mal sehen. Alle Naselang verfahren wir uns. Keiner von uns beiden kommt sonderlich gut mit Straßenkarten zurecht, und mit den Hotels kennen wir uns überhaupt nicht aus. Du hast schon immer so gut Fahrpläne und Reisekataloge lesen können und weißt sofort, ob ein Hotel Zimmerservice hat oder nicht.«
Dougless wußte nicht, ob sie sich nun geschmeichelt fühlen oder deprimiert sein sollte. Er wollte sie wiederhaben; aber nur als Quartiermeister und Straßenkartenleserin.
Robert küßte sie auf die Wange. »Ich weiß, daß du das Armband nicht gestohlen hast. Es war nur ein glücklicher Zufall, daß du es wiederfandest.
Gloria wollte etwas sagen, aber Robert warf ihr einen Blick zu, daß sie den Mund wieder zumachte. Dieser Blick verbesserte Dougless’ Laune sofort. Vielleicht würde er seine Tochter dazu zwingen, etwas mehr Respekt vor ihr zu haben. Vielleicht...
»Bitte, Lessa«, sagte Robert, sacht an ihrem Ohrläppchen knabbernd. »Bitte komm doch zu uns zurück. Du kannst die Hälfte der Zeit vorn sitzen, und Gloria die Hälfte der Zeit hinten. Das ist doch fair, nicht wahr?«
Sie war sich nicht sicher, was sie nun tun sollte. Robert war jetzt so nett zu ihr, und es tat gut, seine Entschuldigung zu hören und zu denken, daß er sie brauchte.
»Nun, Madam«, sagte Nicholas, der in die Halle kam, »soll das heißen, daß Ihr unseren Vertrag brechen wollt?«
Robert sprang von Dougless fort, und sofort spürte sie den Haß, den er um sich verbreitete - einen Haß, der gegen Nicholas gerichtet war. War Robert etwa eifersüchtig? Er hatte noch die Ansätze von Eifersucht auf einen anderen Mann gezeigt - nur auf ihre Zeit. Er wollte nicht, daß Dougless ihre Zeit auch noch für etwas anderes verwendete als für ihn.
»Wer ist das?« forschte Robert.
»Nun, Madam?« fragte Nicholas.
Dougless fühlte sich dazu gedrängt, aus dem Haus zu flüchten und keinen der beiden Männer wiederzusehen.
»Wer ist das?« verlangte Robert zu wissen. »Hast du dir etwa in den paar Tagen, seit du mich verlassen hast, einen ... einen Liebhaber zugelegt?«
» Dich verlassen?« konterte Dougless. >Du hast mich verlassen und meine Handtasche mitgenommen. Du hast mich ohne, Geld, Kreditkarten und Garderobe hier sitzen ...«
Robert bewegte wegwerfend die Hand. »Das war ein Mißverständnis. Gloria hat deine Handtasche für dich aufgehoben. Sie wollte dir nur helfen. Sie hatte keine Ahnung, daß du hierbleiben wolltest und dich weigertest, die Reise mit uns fortzusetzen. Habe ich recht, Sweetheart?«
»Mir helfen ?« echote Dougless erbost. »Ich hatte beschlossen, hierzubleiben ?«
»Dougless«, sagte Robert, »müssen wir unsere privaten Probleme unbedingt vor diesem Fremden erörtern? Wir haben deinen Koffer im Wagen. Laß uns gehen.« Er nahm ihren Arm und schickte sich an, sie aus der Halle zu führen.
Nicholas stand unter der Eingangstür und blickte sie an. »Habt Ihr vor, mich zu verlassen?« fragte er im zornigen Ton. »Gedenkt Ihr, mit diesem Mann zu gehen, der Euch nur der Dienste wegen haben möchte, die Ihr ihm leistet?«
»Ich ... ich . ..«, stotterte Dougless verwirrt. Sie war mit beiden Männern vertraut. Robert brauchte sie als Pfadfinderin, die Straßenkarten lesen konnte; Nicholas
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