Mehr als nur Traeume
gehaltenen Tapete und einem Pfostenbett mit rosenfarbenem und gelbem Chintz. Eine kleine Couch, gelb und blaßgrün gemustert, stand am Fußende des Bettes auf einem rosenfarbenen Teppich. Neben dem Schlafzimmer befand sich ein Salon, ebenfalls in Rosa und Blaßgrün gehalten.
»Ich brauche hier ein Faltbett«, sagte Dougless.
»Ein Faltbett?« wiederholte der Page.
»Natürlich. Auf dem ich schlafen kann. Sie haben doch wohl nicht angenommen, daß ich in der Kammer Seiner Lordschaft schlafen würde, oder?«
Nicholas verdrehte die Augen. Er hatte sich nun schon lange genug im zwanzigsten Jahrhundert aufgehalten, um zu wissen, daß Dougless’ Verhalten ungewöhnlich war.
»Jawohl, Miss«, sagte der Page. »Ich werde veranlassen, daß Ihnen ein Faltbett heraufgeschickt wird.« Dann ließ er die beiden allein.
»Dougless«, begann Nicholas.
»Miss Montgomery«, korrigierte sie ihn mit kalter Stimme.
»Miss Montgomery«, sagte er ebenso kühl, »sorgen Sie dafür, daß meine Koffer heraufgebracht werden. Ich beabsichtige inzwischen mein Haus zu besichtigen.«
»Soll ich Sie begleiten?«
»Nein, ich möchte keine kratzbürstige Zicke dabeihaben«, sagte er wütend und verließ das Zimmer.
Dougless ließ die Koffer heraufschaffen und fragte dann den Portier, wo sich hier eine öffentliche Bibliothek befand. Sie kam sich sehr tüchtig vor, als sie sich mit Kugelschreiber und Notizblock auf den Weg ins Dorf machte; aber als sie sich der Bibliothek näherte, wurden ihre Schritte langsamer.
Denke nicht mehr daran, sagte sie sich. Es war alles nur ein Traum, ein unmöglicher, nicht zu verwirklichender Traum. Kalt, sagte sie sich, du mußt kühl und nüchtern denken. An die Antarktis, Sibirien. Er gehört einer anderen Frau, in einer anderen Zeit.
Es war nicht schwer zu finden, was die Bibliothekarin die »Stafford-Sammlung« nannte. »Viele Besucher erkundigen sich nach den Staffords, besonders die Gäste, die im Schloß wohnen«, erklärte die Bibliothekarin.
»Ich interessiere mich für den letzten Grafen, Nicholas Stafford.«
»Oh, ja, der arme Mann, zum Tode durch Enthauptung verurteilt und dann vor der Hinrichtung gestorben. Man nimmt an, daß er vergiftet wurde.«
»Vergiftet von wem?« fragte Dougless rasch.
»Wahrscheinlich von derjenigen Person, die ihn des Hochverrats beschuldigte. Er hat Thornwyck erbaut, wissen Sie? Wie ich gelesen habe, stammte sogar der Entwurf von ihm; aber es gibt keinen Beweis dafür. Es existieren nur Zeichnungen, die er signiert hat. Nun, da haben wir sie ja schon - alle Bücher in diesem Regal nehmen irgendwie Bezug auf die Staffords.«
Dougless nahm die Bücher nacheinander zur Hand und begann zu lesen.
Es stand nur wenig über Nicholas darin, und wenn ja, dann nur im negativen Sinn. Er war erst vier Jahre lang Graf gewesen, als man ihn wegen Hochverrats anklagte. Sein älterer Bruder, Christopher, war seit seinem einundzwanzigsten Lebensjahr vor ihm Graf gewesen, und die Bücher waren voll des Lobes, wie er das Familienerbe von Schulden befreit und den Besitz wieder in die Höhe gebracht hatte. Nicholas, der nur ein Jahr jünger war als sein älterer Bruder, wurde als leichtsinniger Lebemann geschildert, der Unsummen für Pferde und Frauen ausgegeben hatte.
»Er hat sich nicht verändert«, sagte Dougless laut und schlug ein anderes Buch auf. Dieses ließ sich über Nicholas noch weniger schmeichelhaft aus. Es berichtete in großer Ausführlichkeit die Geschichte von Lady Arabella auf dem Tisch. Offenbar befanden sich zwei Diener im Raum, als Nicholas und Arabella das Zimmer betraten, und die beiden versteckten sich in einem Wandschrank, als sie den Lord und die Lady ins Zimmer kommen hörten. Später erzählten sie allen, was sie gesehen hatten, und ein Sekretär namens John Wilfried hat die ganze Geschichte in seinem Tagebuch aufgezeichnet- ein Tagebuch, das sich bis zur Gegenwart erhalten hatte.
Das dritte Buch war noch bedenklicher. Es berichtete von den großartigen Leistungen des älteren Christopher und der Verschwendungssucht des jüngeren Bruders, der den ganzen Familienbesitz mit dem törichten Versuch ruinierte, Maria Stuart von Schottland auf Elizabeths Thron zu setzen.
Dougless knallte das Buch zu und blickte auf ihre Uhr. Es war Zeit für den Tee. Sie verließ die Bibliothek und ging in die kleine hübsche Teestube im Ort. Sie bestellte sich dort ihren Tee mit Hörnchen, setzte sich dann an einen Tisch und begann ihre Notizen durchzulesen.
»Ich habe
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