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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Euch dringend gesucht.«
    Sie blickte hoch und sah Nicholas vor sich stehen. »Soll ich aufstehen, bis Ihr Platz genommen habt, Euer Lordschaft?«
    »Nein, Miss Montgomery, es würde mir genügen, wenn Ihr meine Füße küßt.«
    Dougless hätte fast gelächelt, tat es aber nicht. Er besorgte sich Tee und Hörnchen, wofür Dougless zahlen mußte. Er trug noch immer kein Geld bei sich.
    »Was lest Ihr da?«
    Mit kühler Stimme referierte sie, was sie bisher entdeckt hatte. Abgesehen von einer leichten Röte über dem Kragen, schien er nicht auf ihren Vortrag zu reagieren.
    »Es findet sich kein Hinweis in diesen Büchern, daß ich der Oberhofmeister meines Bruders war?«
    »Keiner. Es steht nur darin, daß Sie Unsummen für Pferde ausgegeben und Frauen verführt haben.« Und sie hatte ge-glaubt, sie könnte so einen Mann lieben! Offenbar hatten das viele Frauen gedacht. Nicholas aß ein Hörnchen und trank seinen Tee. »Wenn ich in meine Zeit zurückkehre, werde ich eure Geschichtsbücher ändern.«
    »Sie können die Geschichte nicht ändern. Die Geschichte ist ein Bericht tatsächlicher Ereignisse. Und die Bücher sind bereits bedruckt.«
    Er gab ihr darauf keine Antwort. »Was steht über die Welt nach meinem Tod in den Büchern?«
    »So weit bin ich noch nicht gekommen. Ich las nur die Berichte über Sie und Ihren Bruder.«
    Er warf ihr einen kalten Blick zu. »Sie haben nur das Schlechte über mich gelesen?«
    »Es gab nur Schlechtes über Sie zu lesen.«
    »Und mein Entwurf von Thornwyck? Die Königin rühmte das Schloß als Monument eines großen Geistes.«
    »Es gibt keinen Beleg, daß Sie es entworfen hätten. Die Bibliothekarin erzählte mir, daß manche das zwar glauben, es aber nicht beweisen können.«
    Nicholas legte sein halb aufgegessenes Hörnchen beiseite. »Kommt«, sagte er zornig. »Ich werde Euch zeigen, was ich vollbrachte. Ich werde Euch das großartige Werk zeigen, das ich hinterlassen habe.«
    Er stürmte aus der Teestube, und das halbverzehrte Hörnchen bewies, wie erregt er war. Er eilte Dougless mit langen, wütenden Schritten voraus, und Dougless hatte Mühe, sein Tempo mitzuhalten.
    Für Dougless war das Schloßhotel schön, für Nicholas aber nur eine bessere Ruine. Links vom Eingang befanden sich hohe Steinmauern, die Dougless für eine Umfriedung gehalten hatte; aber er zeigte ihr, daß dies Wände von einem Schloßflügel waren, der niemals fertiggestellt wurde. Nun waren es nur noch hohe Wälle, zwischen denen Gras wuchs und an denen Wein emporrankte. Er beschrieb ihr die Schönheit der Räume, wenn sie nach seinem Entwurf fertiggestellt worden wären: die Paneele, die bunten Glasfenster, die Skulpturen an den Kaminfassungen aus Marmor. Er deutete auf ein steinernes Gesicht hoch oben an einer Mauer, das vom Zahn der Zeit schon recht mitgenommen war. »Mein Bruder«, sagte er. »Ich hatte dort seine Büste einhauen lassen.«
    Während sie die lange Allee dachloser Räume hinuntergingen und er Dougless schilderte, wie sie einmal hätten aussehen sollen, begann sie zu begreifen, was er hier geplant hatte. Sie konnte förmlich die Lautenklänge im Musikzimmer hören.
    »Und das ist nun daraus geworden«, sagte er schließlich. »Eine Stätte für Kühe und Ziegen und . .. Freibauern.«
    »Und deren Töchter«, sagte Dougless, sich selbst in seine abwertende Aufzählung einschließend.
    Er drehte sich um und blickte sie mit kalter Verachtung an. »Ihr glaubt, was diese Narren über mich geschrieben haben«, sagte er. »Ihr glaubt, daß mein Leben nur aus Pferden und Frauen bestand.«
    »Das habe ich nicht gesagt; es stand so in den Büchern geschrieben, Mylord«, antwortete sie ihm im gleichen Ton.
    »Morgen werden wir anfangen, zu suchen, was die Bücher nicht sagen.«
    Am nächsten Morgen standen sie beide vor der Bibliothek, als deren Tür aufgesperrt wurde. Nachdem Dougless zwanzig Minuten damit verbracht hatte, ihm das Katalogsystem der Handbibliothek zu erklären, holte sie fünf Bücher, die sich mit der Familie Stafford beschäftigten, aus den Regalen und begann zu lesen. Nicholas saß ihr gegenüber, starrte in die Buchseiten und runzelte etwas ratlos die Stirn. Nachdem sie eine halbe Stunde zugesehen hatte, wie er sich mit seiner Lektüre abquälte, erbarmte sie sich seiner.
    »Vielleicht könnte ich Ihnen abends in meiner Freizeit das Lesen beibringen, Sir«, sagte sie leise.
    »Mir das Lesen beibringen?« wiederholte er.
    »In Amerika bin ich Lehrerin an einer Schule, und

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