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Mehr Bier

Mehr Bier

Titel: Mehr Bier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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Schnapsnase. Ich setzte mich ihm gegenüber.
    »Ernst Slibulsky?«
    Er schaute in sein Bier.
    »Mhm.«
    »Kemal Kayankaya. Privatdetektiv.«
    Er trank einen Schluck. Dann musterte er mich und sagte: »Aha.«
    »Ich habe gehört, Sie suchen Arbeit. Ich habe Arbeit für Sie.«
    Der Kaffee kam, und er bestellte ein neues Bier.
    »Stundenlohn fünfhundert Mark.«
    Er lehnte sich zurück, streckte die Beine aus und grinste, da könne er sich endlich einen Steuerberater zulegen.
    »Sie müssen nichts weiter tun, als sich von mir in Handschellen ins Kripodezernat führen zu lassen und möglichst laut rumzuschreien, daß ich dazu kein Recht hätte.«
    »Schreien?«
    »Nur wenn wir reingehen. Falls wir wieder rauskommen, sollten Sie besser den Mund halten.«
    »Und falls nicht?«
    »Dann machen Sie weiter im Text, als hätten Sie von nichts eine Ahnung. Ich habe Sie mit der Kanone gezwungen, hätte mich als Bulle ausgegeben und so weiter. An Ihnen sind die nicht interessiert.«
    Er meinte, ich sei ein spaßiger Bursche und vertiefte sich wieder in sein Bier. Ich erzählte ihm dann so ziemlich alles, was bisher in Sachen Böllig gelaufen war. Nicht daß ich ihm vertraut hätte, aber es war meine einzige Chance, ihn zu gewinnen. Am Ende schaute er auf und fragte: »Wer hat dir meinen Namen gesteckt?«
    Ich schüttelte den Kopf. Das hatte ich dem Junior versprechen müssen. Slibulsky nahm ein Streichholz und schob es sich zwischen die Zähne. Dann zwinkerte er.
    »Und wer hat gewonnen?«
    »Mhm?«
    »Ich kenne keinen, der bei Karate vorbeischaut, und ohne ein Spiel zu machen wieder wegkommt.«
    Er zeigte mit dem Streichholz auf meine Hände. »Die blaue Billardkreide.«
    »Einmal ich, einmal er.«
    Er zog seine Brieftasche heraus.
    »Ein Freund von Karate ist schon in Ordnung. Selbst wenn er ein Schnüffler ist und ‘ne verflucht komische Aktion vorhat.« Er legte zwanzig Mark auf den Tisch.
    »Achthundert, und ich bin dabei.«
    Wir plänkelten uns auf siebenhundert runter, zahlten und verließen das Reich der Mitte.
    »Wir fahren vorher bei mir vorbei. Bißchen verkleiden, Handschellen holen, und so weiter.«
    »Und vierhundert Mark. Der Rest morgen.«
    Jemand hatte unter die Scheibenwischer sämtlicher Autos in der Straße rote Zettel geklemmt. ›Jimmys Jeansshop - Großer Einweihungshullahup!‹ Der Wisch wanderte in den Rinnstein, und wir fuhren los.
    Den Hut tief im Gesicht, stieß ich Slibulsky ins Polizeipräsidium. Die Frau an der Telefonzelle und der wachhabende Polizist schauten auf. Ich trieb Slibulsky direkt auf die Glasscheibe zu. Als wir davor standen, und die Frau das Fenster beiseite zog, fing er an.
    »Laß mich los, scheiß Schnüffler! Hab nix damit zu tun. Is alles Quark, Fräulein, was er Ihnen erzählt. Der hat verdammt kein Recht, mich hierher zu schleifen, und geschlagen hat er mich auch!«
    Ich langte ihm eine und lehnte mich ans Fenster.
    »Ich bin mit Kommissar Kessler verabredet. Er wird gleich kommen. Sollte er nochmal von unterwegs anrufen, richten Sie ihm bitte aus, ich hätte unseren Mann gleich mitgebracht.«
    Sie schaute mich verständnislos an. Der Bulle kam an die Scheibe.
    »Wissen Sie, wieviel Uhr es ist?«
    »Hören Sie, es ist dringend. Vielleicht gibt’s diese Nacht eine Großaktion…«
    »Du träumst, Schnüffler! Von mir kriegst du was geschissen…» »Halt’s Maul!«
    Slibulsky machte seine Sache gut. Die beiden im Empfang waren ratlos.
    »Also, alles klar? Ich werde im Büro auf ihn warten. Er hat mir die Schlüssel gegeben.«
    Ich klapperte mit meinen Hausschlüsseln.
    »Na, gut.« Dann griff der Uniformierte nach seiner Jacke und fügte hinzu: »Ich komme mit und passe auf, der könnte Ihnen Schwierigkeiten machen.«
    Ich winkte ab.
    »Nicht nötig, ich werde schon mit ihm fertig. Außerdem kann man mir nachher keinen Ärger machen, wenn ich zupacken müßte. Ich bin kein Polizist, verstehen Sie«, ich blinzelte ihm zu, »er muß reden.«
    Er grinste.
    »Verstehe. Sobald Kommissar Kessler kommt, werde ich ihn informieren.«
    Ich nickte und trieb Slibulsky durch die Halle in den Gang, der, wenn ich mich richtig erinnerte, zu Kesslers Büro führte.
    Die Frau sagte noch: »Aber Kommissar Kessler ist doch erst…«
    »Laß man, is wohl was Geheimes.«
    Endlich standen wir vor der Tür. Ich zog den Dietrich raus und machte mich ans Schloß. Fünf Sekunden später war offen.
    »Wenn jemand kommt, und wir haben Zeit zu verschwinden, klopfst du gegen die Tür. Wenn nicht, machst du

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