Mehr Bier
handelte es sich erneut um einen gewissen OB.
Fünfter Mai: OB bittet vertraulich um Hilfe wg. RHEINMAINFARBEN, Motto: Stimmung im Land wenden.
Achtzehnter Mai: OB einverstanden mit K. und Unternehmen B. OB drängt auf baldige Umsetzung. Vorschlag: erste Juniwoche.
Sechster Juni: Operationsgruppe um K. noch nicht einsatzbereit. Neuer Termin: Zweiundzwanzigster Juni. OB einverstanden.
Zwölfter Juli: OB mit Entwicklung zufrieden. K. ausbezahlt - eventuell später ausschalten.
Dann war es soweit. Zwei Scheinwerfer fraßen sich durch Regen und Dämmerung die Auffahrt hinauf. Eine Person stieg aus und verschwand in der Villa. Slibulsky spuckte aus.
»Los jetzt!«
Wir stiegen über die Mauer und rannten in Etappen von Tanne zu Tanne Richtung Bungalow. Der Wagen hatte eine Frankfurter Nummer. Unter dem Scheibenwischer des Minis klebte etwas Rotes. ›Jimmys Jeansshop - Großer Einweihungshullahup!‹ Ich bedeutete Slibulsky zu warten und rutschte über die Blumenbeete zur Glasfassade des Wohnzimmers. Die Beleuchtung war spärlich, nur aus der Küche fiel Licht in den großen Raum. Ich erkannte zwei Männer. Ein kleiner, der mit den Händen in der Manteltasche durch den Raum lief, und ein großer, der rauchend gegen die Wand gelehnt stand. Kessler und Henry. Ich lief um die Ecke und fand das Küchenfenster offen. Langsam schob ich es auf und horchte.
»…Sie haben mich in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht, mein Lieber.« Kesslers freundliche Stimme hatte die Schärfe einer Guillotine.
»Daß bei Ihrer Wahl Bölligs für unsere Sache persönliche Gründe eine entscheidende Rolle gespielt haben, Schwamm drüber. Wir hätten diese Panne verkraften können. Auch daß Ihnen anschließend nichts Besseres einfällt, als in dieses Haus zu ziehen, um mit der Witwe aller Welt vorzuführen, wie gelegen Ihnen der Tod Friedrich Bölligs kommt, im Vertrauen, es wäre nicht so schlimm gewesen, hatten wir doch vier Schuldige. Und eine junge Witwe mit Liebhaber ist nicht ungewöhnlich.«
Kessler atmete tief durch, dann zischte er. »Aber weder das eine noch das andere darf sein, wenn ein Dritter im Spiel ist, der sich nicht kaufen und nicht einschüchtern läßt, sondern am Ball bleibt. Dann…«, er seufzte, »ist das ganze ziemlich brüchig.«
Einen Augenblick lang war nur das Ticken der Küchenuhr zu hören. Dann brummte Henry: »Wegen dem Kaffer brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, der ist bei Kliensmann in Behandlung. Kliensmann ist ein vorzüglicher Arzt und ein guter Bekannter.«
Kessler zischte durch die Zähne. »Ich mache mir aber Sorgen! Der Kaffer, der angeblich bei ihrem vorzüglichen Doktor in Behandlung ist, hat mich nämlich vor zwei Stunden angerufen und mir zu verstehen gegeben, wo sich mein V-Mann Kollek seit mehreren Monaten eingenistet hat, ohne daß ich davon wußte. Dann habe ich nachgedacht und bin hierher gefahren, und sieh an, meine Idee war goldrichtig. Herbert Kollek, den ich sonstwo vermutete, öffnet mir im Bademantel die Tür zum Hause Böllig!«
Henry brummte Unverständliches. Kessler fauchte.
»Und überhaupt, Kliensmann! Wer weiß denn sonst noch von der Sache? Frau Böllig, der Gärtner, die Putzfrau?! Kann man es vielleicht in der Zeitung lesen?!«
»Nur der Nachtwächter.«
»Das hatten Sie mitgeteilt, und wir haben gehandelt. Wenn ich richtig informiert bin, hat er heute morgen die Maschine nach Paraguay genommen.«
Eine Weile schwiegen beide. Dann fragte Kessler eine Spur zu freundlich: »Weiß eigentlich irgend jemand, Nachtwächter eingeschlossen, von Ihrer Verbindung zu mir, oder sind Eingeweihte der Meinung, Sie hätten Böllig wegen seiner Frau und seines Geldes umgebracht? Den Mord mit einem politischen Terroranschlag zu kaschieren, hätten Sie sich ja auch ganz alleine ausdenken können.«
Henry glaubte, endlich etwas Positives vorweisen zu können, und tat genau das Falsche. Während er hoch und heilig versicherte, daß niemand etwas von dieser Verbindung wüßte, rannte ich los. An der ersten Hausecke stolperte ich über einen Draht und knallte der Länge nach ins Blumenbeet. An der zweiten pfiff und winkte ich Slibulsky zu, der nicht verstand und die Arme in die Luft warf. An der dritten zog ich die Beretta aus der Tasche und nahm Anlauf gegen die Haustür. Da fiel der Schuß. Ich stockte, dann sprang ich gegen die Tür, sie war nur angelehnt, und ich sauste in die Garderobe. Ich befreite mich von einem Haufen Mäntel und flitzte ins Wohnzimmer.
Kessler hielt den
Weitere Kostenlose Bücher