Mehr Sex weniger Abwasch
Dachten wahrscheinlich, das Schlimmste hinter sich zu haben. Dann machten sie sich an den Abstieg. Auf dem Weg nach unten kam die Sonne heraus, und es wurde wärmer. Der Kletterführer Bill Ward brach als Letzter auf. Doch da alle dachten, es würde ein leichter Abstieg werden, machte er sich nicht die Mühe, eine Sicherung in die Bergwand zu setzen – eine Vorkehrung, die bei einem Sturz Leben retten kann. Als er dann abrutschte und stürzte, riss er die anderen Kletterer, die allesamt bei ihm am Seil mit angebunden waren, mit in den Abgrund. Drei von ihnen starben.
Die Kletterer verfügten nicht über eine » realistische Selbsteinschätzung an jenem verhängnisvollen Tag auf diesem › Anfängerberg‹, was mit einem tragischen Unfall endete«, schrieben die Ökonomen Andrew Lo und Jeremiah H. Chafkin in einem Blog zum Thema Risikobewusstsein in der Unternehmenswelt.
Wenn wir mehr Geld leihen, als wir zurückbezahlen können, wenn wir Versicherungen kaufen, deren Sinn uns nicht klar ist, oder Häuser, die in ihrem Wert steigen werden, das wissen wir einfach, dann setzen wir viel Vertrauen in Dinge, die wir nicht kontrollieren können.
Freek Vermeulen, Assistenzprofessor an der London Business School, vergleicht Wirtschaftsmanager in ihrer Selbstsicherheit mit Ikarus, dessen wächserne Flügel schmolzen, als er der Sonne zu nahe kam: » So etwas sehen wir bei Unternehmern häufig: Sie haben Erfolg, und werden dadurch selbstsicher und blind gegen die Gefahren, die andere Entwicklungen für sie darstellen. So ein Verhalten führt nicht selten zum Niedergang.«
Das Gleiche könnte man auch über Phil und Martha sagen. » Wir hatten so viele wunderbare Jahre zusammen, da wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, dass Phil unglücklich sein könnte«, meinte Martha. » Als die Kinder aus dem Haus waren, machten wir uns gemeinsam auf eine schöne Reise, nur dann schlug ich einen kleinen Umweg ein und merkte gar nicht, dass Phil nicht mehr bei mir war.«
Die Lösung : Vertrauensindex prüfen
Wenn Sie wüssten, dass eine gute Chance bestünde, dass Ihre Stadt morgen von einem Schneesturm getroffen würde, dann würden Sie sich einen Wasservorrat zulegen, sich mit Nahrung eindecken und die Fenster verbarrikadieren, richtig? Sie wären ja dumm, wenn Sie das nicht täten. Warum nicht die gleichen Vorkehrungen treffen, um sich für einen Notfall in der Partnerschaft zu rüsten?
Lassen Sie uns diese Wetter-Metapher ein wenig weiterspinnen: Der Grund, warum Sie von dieser Chance auf einen Schneesturm wissen, sind die Meteorologen, die regelmäßig bestimmte Warnindikatoren überprüfen und sehen, wenn einige davon ausschlagen. Die Technik gestattet es dem Wetterdienst, einen bevorstehenden Schneesturm zu erkennen, was wiederum uns ermöglicht, uns darauf einzustellen und rechtzeitig zu reagieren.
Genau so können Sie auch in Ihrer Partnerschaft verfahren. So unromantisch es klingen mag, aber Sie können einige Indikatoren entwickeln, mithilfe derer Sie ermessen können, welche Gefahren im Anzug sind.
Ökonomische Indikatoren sind Messgrößen, welche die Gesundheit der Wirtschaft widerspiegeln. Zu den wichtigsten gehören Arbeitslosigkeit, Veränderungen im Bruttosozialprodukt, Inflation sowie die Anzahl von Neubauten, die in einem bestimmten Zeitraum entstehen. Ein sehr bekannter Indikator ist der » Konsumklimaindex«, der die Konsumneigung der Privathaushalte und die Meinungen der Menschen über die künftigen Entwicklungen misst. Wenn also jeder plötzlich sehr viel weniger konsumiert und der Meinung ist, die Welt ginge bald unter – was bedeutet, dass Ihre Selbstsicherheit rückläufig ist – sackt der Index ab.
Ein weiterer wirtschaftlicher Indikator stammt von dem Wirtschaftswissenschaftler Robert Shiller. Er entwickelte den sogenannten Crash Confidence Index. Dieser misst den Anteil der Anleger, die einem bevorstehenden Börsencrash eine geringe Wahrscheinlichkeit zuordnen. Wenn der Markt wächst, so zeigt der Index, glauben die Menschen, dass die Party ewig weiterginge, und damit steigt auch die Selbstsicherheit, dass es keinen Crash geben wird. Shillers Index erreichte 2006 ein Allzeithoch, als der Markt noch kräftig stieg und kurz darauf auf den Crash zusteuerte. Sein Allzeittief erreichte der Index Anfang 2009, als eine Erholung des Marktes langsam zu wirken begann.
Wir halten Shiller für einen sehr klugen Kopf. Und die Idee, dass Warnzeichen den Rahmen einer Sache sprengen können, gefällt uns ganz
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