Mehr Sex weniger Abwasch
Kulissen geheime Verhandlungen begonnen. Nach knapp drei Wochen erklärt sich Chruschtschow bereit, Schiffe und Raketen abzuziehen und die Abschussrampen abzubauen. Im Gegenzug garantieren die USA , nicht in Kuba einzumarschieren.
Die Kuba-Krise zu Zeiten des Kalten Krieges brachte die Welt an den Rand einer Katastrophe – an der sie nur knapp vorbeischlitterte.
Heute bemüht man diese Krise gerne für klassische Studien der Spieltheorie, ein Teilgebiet der Mathematik. Diese Theorie analysiert das rationale, ineinandergreifende Entscheidungsverhalten von Menschen, Unternehmen und Regierungen in strategischen Situationen. In der Spieltheorie hat die Kuba-Krise ihr Pendant im sogenannten » Feiglingsspiel« ( Chicken Game ): Zwei Spieler drängen sich gegenseitig immer weiter an den Abgrund. Wer zuerst kneift, hat verloren.
Nun ersetzen wir mal Kennedy und Chruschtschow durch Joel und Lisa. Und die Atomraketen ersetzen wir durch Joels und Lisas Kühlschrank, in dem seit drei Tagen gähnende Leere herrscht. Ehemann und Ehefrau verharren in einer Pattsituation – keiner lenkt ein. Jeden Abend bestellen Sie Pizza beim Lieferservice und leiden an Verdauungsproblemen wie nie zuvor. Joel würde sich nicht zum Supermarkt bewegen, Gott bewahre, er ist schließlich die letzten fünf Samstage einkaufen gewesen, während Lisa beim Tennisspielen war. Und auch Lisa fällt es im Traum nicht ein, einkaufen zu gehen – sie macht ohnehin alles im Haushalt, einschließlich Joes Wäsche, und sie kümmert sich darum, dass die Rechnungen bezahlt werden. Wenn Joel sich also einbildet, sie ginge auch noch zum Supermarkt, dann hat er sich geschnitten. Er kann auch mal seine Dreckwäsche unter dem Bett hervorholen und sich um die Rechnungen kümmern – sie kann warten. Sie wartet bis heute.
Vielleicht sind Sie und Ihr Partner reifer als Joel und Lisa. Vielleicht legen Sie es ja nie auf derartige Konfrontationen an, machen einander nie ein schlechtes Gewissen und warten auch nie Däumchen drehend ab, bis der andere sich bewegt.
Sehr viel wahrscheinlicher aber ist, dass auch Sie ein klein bisschen Joel und Lisa und ein klein bisschen Chruschtschow und Kennedy in sich tragen, dass Sie in Ihrer Partnerschaft nicht über eine » Beziehungspolitik« erhaben sind, die sich » am Rande des Abgrunds« bewegt, dass auch Sie strategisch planen, wie Sie einen anhaltenden Kampf gewinnen und am Ende bekommen, was Sie wollen – und das tun Sie wahrscheinlich öfter, als Sie zugeben.
Deshalb sind wir der Meinung, dass eine kurze Einführung in die Spieltheorie an dieser Stelle ganz hilfreich sein kann. Strategische Handlungsweisen halten wir nicht für schlecht. Das klingt vielleicht kalt und berechnend, aber Strategien im Alltag einer Partnerschaft sind ein Stück Realität (vielleicht auch in Ihrer). Wenn Ihre Freunde Sie auf ein Wochenende ohne Partner einladen und Sie gerne mitkommen würden, fangen Sie automatisch an zu überlegen, wie Sie das Ihrem Partner möglichst ohne großes Tamtam beibringen, richtig? Sie überlegen, was Sie ihm im Gegenzug bieten können. Sie überlegen, wie Sie es ihm sagen, wann Sie es ihm sagen, oder auch, ob Sie ihn vielleicht mit Blumen bestechen sollen?
Genau das bezeichnet man als » Strategie-Entwurf«. Und die Spieltheorie verrät Ihnen, wie Sie derlei Strategien verfeinern können.
Wir haben uns dieses Thema bis zum Schluss aufgehoben, da es etwas komplizierter ist als andere Theorien, die wir vorgestellt haben. Betrachten Sie es als den Meisterkurs in diesem Buch. Sind Sie bereit?
Zunächst gibt es einige Dinge, welche die Spieltheorie und eine Partnerschaft gemein haben:
In der Partnerschaft wie in der Spieltheorie gibt es zwei Spieler. (In der Spieltheorie kann es auch mehr als zwei geben, aber da wir hier nicht der Polygamie das Wort reden, bleiben wir bei zwei!).
In der Partnerschaft wie in der Spieltheorie versucht jeder Spieler das Beste für sich herauszuholen, ist aber durch die Tatsache, dass er nicht alleine spielt, eingeschränkt. Es gibt immer auch einen anderen in der Gleichung (einen Konkurrenten, einen Rivalen, eine Ehefrau), der oder die ebenfalls das Beste für sich herauszuholen sucht.
In der Partnerschaft wie in der Spieltheorie gibt es » kooperative« Strategien, in beide Parteien zusammenarbeiten – und am Ende eine für beide bestmögliche Lösung. Und es gibt » nichtkooperative« Strategien, in denen jede Partei am Ende der Sieger sein will.
In der Partnerschaft wie in der
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