Mehr Sex weniger Abwasch
haben wir nicht zusammen verbracht.«
Beide beschrieben sie ihre Beziehung zu jener Zeit als perfekt. » Die Trennung machte es möglich, uns voll und ganz auf die Arbeit zu konzentrieren, aber wir hatten auch jemanden, bei dem wir uns zu Hause fühlen konnten«, sagte Connor und räumte ein, dass » zu Hause« ein sehr vage definierter Begriff gewesen sei – und dieser » Jemand« meist nur eine Stimme am anderen Ende der Telefonleitung.
Sie waren leidenschaftlich. Leistungsorientiert. Stolz aufeinander.
Nach einigen Jahren der Fernbeziehung beschlossen sie, dass es an der Zeit war, wie ein verheiratetes Paar zu leben. Sie überredeten ihre Vorgesetzten, sie zeitgleich für ein Projekt in Indien einzusetzen. » Die besten drei Jahre meines Lebens«, schwärmte Connor. Lindsay pflichtete ihm bei.
2005 wurde Lindsay schwanger. Bis ihre Tochter Lola fünf war, nahmen sie sie mit nach Nepal und Bangladesch, reisten mit ihr quer durch den Kontinent.
Als Lola ins Schulalter kam, gingen sie zurück in die USA , nahmen Jobs bei der Regierung an, gaben Lola in eine Montessori-Schule und hatten das Gefühl, dass ihr aufregendes Leben der Vergangenheit angehörte.
Ebenso wie ihr Sexleben.
Das Problem : Schlechte Gewohnheiten
Das Liebesleben während der ersten zehn Jahre ihrer Beziehung beschrieben Connor und Lindsay einmütig als » gut«.
» Ich würde nicht sagen, dass wir wild und unbändig waren, aber wir hatten ziemlich oft Sex, der in aller Regel auch gut geklappt hat. Wir haben gar nicht groß darüber nachgedacht. Wir haben es einfach gemacht«, sagte Connor.
Doch dann kam Lola zur Welt, sie zogen nach Washington D. C., und die Gewohnheit, Sex zu haben, kam ihnen langsam abhanden. Sie sprachen mehr darüber, als dass sie es taten.
» Wir haben schon sehr lange keinen Sex mehr«, warf Lindsay ein, als wäre Connor sich dessen gar nicht bewusst.
» Okay, dann haben wir heute Abend Sex«, antwortete er.
Doch Lindsay hatte jeden Abend etwas anderes zu tun. » Wenn ich das oder das bis morgen nicht fertigkriege, bringen die mich um.«
In der Wirtschaftswissenschaft gibt es die sogenannte Rational-Addiction-Theorie. Sie besagt, dass wir Süchte entwickeln, indem wir bestimmte Dinge laufend betreiben (Alkoholkonsum, Glücksspiel, Sex, Drogenkonsum, Zigarettenkonsum, kurzlebige Beziehungen). Wir halten daran fest, weil nach unserem Empfinden der Nutzen die Kosten überwiegt. Ein Heroinsüchtiger beispielsweise weiß, dass Heroin abhängig macht und ihn letztendlich umbringen wird, aber er entscheidet, lieber high und süchtig als nüchtern und nicht süchtig zu sein. Mit anderen Worten: Süchtig zu sein ist eine völlig » rationale« Entscheidung insofern, als dass der Süchtige das Für und Wider, langfristig wie kurzfristig, in Betracht gezogen hat. Dieser Theorie zufolge gilt dies auch für sogenannte » gute« Süchte wie Arbeiten, Musikhören, Sex mit dem Partner oder derart in einen Menschen verliebt zu sein, dass man ihn heiraten möchte.
Laut Gary Becker, Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger, der den Begriff » rationale Sucht« prägte, ist die beste Methode, um eine Sucht zu überwinden, ein kalter Entzug. So wie wir durch fortgesetzte Nutzung im Laufe der Zeit Gewohnheiten annehmen, können wir diese wieder ablegen (und neue entwickeln), indem wir entscheiden, dass der Nutzen die Kosten nicht mehr überwiegt.
Was hat dies nun mit Connor und Lindsay zu tun? Jede Menge.
Connor und Lindsay waren früher süchtig nach Sex – nicht im wörtlichen, aber im ökonomischen Sinne: Sie waren daran gewöhnt. Der Nutzen überwog die Kosten. Dann änderte sich die Gleichung. Aus welchen Gründen auch immer war der Nutzen nicht mehr so klar und die Kosten waren gestiegen. Also brachen sie mit der alten Gewohnheit und hatten plötzlich eine neue: kein Sex. Und noch eine: endlos darüber zu reden, warum sie keinen Sex mehr haben.
Erinnern Sie sich an die negativ fallende Nachfragefunktionskurve? Nun, indem sie ihr Liebesleben regelrecht totredeten, trieben die beiden den Preis für den Sex weiter in die Höhe. Um Sex zu haben, mussten sie erst darüber reden, und das kostete sie Zeit und Energie, die sie besser investiert hätten, um … jawohl, Sex zu haben.
Lindsay redete sich auf die Tatsache hinaus, dass das Leben in Washington sie träge und lustlos gemacht hatte. Ihr Job lauge sie aus, sagte sie. Und vielleicht ginge auch der Reiz verloren, wenn man sich jeden Tag sieht. Connor meinte, Lola
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