Mehr Sex weniger Abwasch
Sex ein schlechtes Gewissen mache. Kaum lege sie sich abends ins Bett, um zu lesen, finge er schon an, sie zu berühren und zu küssen. » In nur zehn Sekunden ist er so weit«, jammerte Monica. » Mir bleibt dann nur, entweder mitzumachen – auch wenn mir gar nicht danach ist – oder ihn abzuweisen und zu enttäuschen.«
Das Problem : Koordinierungsfehler
Um derartige Situationen zu vermeiden, ging Monica äußerst planvoll vor. Sie ging vor Seth zu Bett. Fing um 22 Uhr an, Schokokekse zu backen.
Es war aber nicht etwa so, dass sie gar keinen Sex hatten. Nein, sie hatten Sex. Und ab und zu war der auch richtig gut.
Wie an jenem Hochzeitstag, an dem Seth sich etwas ganz Besonderes einfallen ließ: Er überraschte Monica mit einem Hotelzimmer mit Meerblick, Perlenohrringen und einem romantischen Essen bei Kerzenschein. » Ich war hin und weg«, sagte Monica. » Wir hatten einen fantastischen Abend und den besten Sex, an den ich mich erinnern kann.«
Warum? Was hatte sich geändert?
» Ich weiß nicht. Ich war einfach in der richtigen Stimmung.«
Doch kaum waren sie wieder zu Hause, führte Seth sich schon wieder wie ein hormongesteuerter Sechzehnjähriger auf. » Ich dachte bei mir, › Ich muss mich erholen‹, doch Seth wollte schon wieder nur das eine. Das war aber absolut nicht drin.«
Seth fühlte sich einmal mehr zurückgewiesen, und Monica hatte mal wieder ein schlechtes Gewissen.
Zweifelsohne bestand das Problem der beiden in ihrer unterschiedlichen Libido. Ein Ökonom aber könnte hier noch etwas anderes sehen, nämlich einen Koordinierungsfehler – und der ist sehr viel leichter anzugehen. In einem sogenannten Koordinationsspiel haben zwei oder mehrere Parteien eine identische Auswahl an Entscheidungsmöglichkeiten. Das Ergebnis des Spiels variiert in Abhängigkeit davon, was jede Partei zu tun entscheidet. Von einigen Ergebnissen profitieren alle Parteien, von anderen nur eine Partei, und von wieder anderen keine der Parteien.
Koordinationsspiele finden häufiger statt, als man meinen möchte. Etwa, wenn vier Autos aus vier verschiedenen Richtungen auf eine Kreuzung zufahren und jeweils vor dem Stoppschild zum Stehen kommen. Wer fährt dann als Erster? Oder wenn Bewerber für den Studiengang Wirtschaftswissenschaften die besten Fakultäten in ihrem Fach recherchieren. Oder wenn Seth versucht herauszufinden, ob Monica heute Abend möglicherweise Lust hat oder nicht.
Koordinierungsfehler passieren, wenn Entscheidungen gefällt werden, die auf Vermutungen darüber beruhen, welche Entscheidung die andere Partei treffen wird. Genau das passiert, wenn alle vier Autos gleichzeitig losfahren … Oder wenn Seth loslegt … und angreift.
Seth hat nun mal lieber Sex als keinen Sex. So die gegebene Tatsache. Wenn Sex bei Monica aber absolut nicht drin war, hätte Seth das lieber vorher gewusst – und dann auch keine Enttäuschung erlebt. Das Problem war, dass er nie wusste, wann Monica ihn zurückweisen würde (Und leider kam er auch nicht auf die Idee, dass kein Mensch sich spätabends in die Küche stellt, um Schokokekse zu backen, wenn es keinen zwingenden Grund dazu gibt) und er seine Handlungen insofern auch nicht koordinieren konnte. Wie sollte er sich entscheiden? Sollte er a) über sie herfallen oder b) sich für den Rest des Abends mit einem Roman und einem Glas Selters verkrümeln? Da Sex stets seine erste Wahl war, musste er Möglichkeit a) ausprobieren, ohne zu wissen, wie Monica darauf reagieren würde. Ein Koordinationsfehler par excellence!
Sex war damit für beide eine kostspielige Angelegenheit. Für ihn, weil er jede Menge Zeit und Energie aufwendete, zu überlegen, ob und wie er es richtig anstellte, nur um sich dann wie ein Versager zu fühlen, wenn es ihm nicht gelang. Für sie, weil sie sich mit ihren ewigen Versuchen, ihn sich vom Leib zu halten, selbst fertigmachte.
Monica und Seth mussten einen Weg finden, ihre Kosten zu senken. Romantische Mondscheinnächte in teuren Hotels waren auf Dauer auch keine Lösung.
Die Lösung : Signale aussenden
Nach dem ach so schönen Hochzeitstag wieder zu Hause sein, war für Monica ernüchternd. Sie hatte es genossen. Den Sex. Die Intimität. Warum nur konnte sie sich nicht öfter so fühlen?
Sie rief ihre Schwester an und vertraute sich ihr an. » Wir hatten unglaublichen Sex, aber jetzt ist alles wieder beim Alten, und ich habe wieder Schuldgefühle.«
» Kannst du sagen, was den Unterschied ausgemacht hat?«, fragte ihre Schwester.
»
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