Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mehr Stadtgeschichten

Mehr Stadtgeschichten

Titel: Mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
Vom Netzwerk:
Bruno, was …?«
    »Ich such Douchebag.«
    »Die kennst du?«
    »Sag einfach, wo sie is, Kleiner.«
    »Dort drüben. Neben dem Verstärker. Die in dem Müllsack.«
    Bruno schaute mit mürrischem Gesicht zur Tonanlage hinüber. Er vermied es, den Blicken der versammelten Punks zu begegnen. Drei von den Punkerinnen trugen Hefty-Plastik-Säcke, die sie mit Sicherheitsnadeln zu Ponchos umgearbeitet hatten.
    »Ach so«, schob Jimmy nach, als er Brunos Irritation bemerkte. »Es ist die mit den grünen Haaren.«
    Bruno ging zu ihr hin.
    »Du bist Douchebag?«
    »Ja.« Sie malträtierte ihren Kaugummi wie wild. Ihre Haare, die um ein paar Stufen heller waren als der Müllsack, waren knapp über der Haut abgesäbelt. Sie trug einen Button, auf dem PUNK POWER stand.
    »Ich heiß Bruno.«
    Sie kaute noch heftiger. »Und?«
    »Und ich will mit dir reden.«
    »Nix da. Jetz is Crime dran.« Sie deutete mit dem Kopf in Richtung Bühne, wo eine Musikergang in schwarzem Leder zu ihrem nächsten Angriff auf das Publikum in Position ging.
    Bruno schaute Douchebag finster an, beschloß aber, ihr ihren Willen zu lassen. Schließlich brauchte er das kleine Miststück. Da konnte er sich ihre Art auch ein paar Minuten länger gefallen lassen.
    Die Crime spielten so laut, daß er sich vorkam, als hätte er eine Hirnblutung. Die Punker und Punkerinnen verwandelten sich unter dem Zauber der Musik zu Spastikern und schüttelten sich, als säßen hundert Sträflinge auf dem elektrischen Stuhl. Der Song hieß »You’re So Repulsive«.
     
    In der ersten Pause beschäftigte Douchebag sich wieder mit Bruno. »Geil, hm?«
    »Ja«, log er.
    »Du hättst mal erleben solln, wie sie Mary Monday and the Bitches dagehabt ham.«
    »Ja?«
    »Absolut, Mann. Die harn die Mikros demoliert und die Tische zerlegt, und der Bühnenmanager is ausgeklinkt und … Mann, das war total ent-aaaartet!«
    »Hört sich ganz so an.«
    »Aber das is nix … ich mein, gar nix … wenn du dir mal die Damned oder die Nuns anhörst. Ich mein, die knallen vielleicht rein … Total abgefahrenes Zeug. Da kriegste das Gefühl, du willst kotzen! «
    Das Kaugummigekaue wurde ihm zuviel. »He … Nimm mal endlich das Zeugs ausm Maul, ja?«
    Sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, nahm dann den Kaugummi aus dem Mund, rollte ihn zu einer hübschen kleinen Kugel und stopfte sich die ins Nasenloch.
     
    Douchebag zuckte mit keiner Wimper, als Bruno seinen Vorschlag in groben Zügen darlegte.
    »Ich … würg ihr nur so ’n paar rein, hmh?«
    »Genau. Sie wohnt gar nich weit von hier.«
    »Und von dir krieg ich ’n Plan, was sie so macht und so? Ich mein, ich muß kein Bruch machen, oder?«
    »Nee. Wir machen ’nen fixen Termin. Aber das is mein Bier, Punky.«
    Sie strahlte, als er das sagte. Sie war jetzt eine richtige Punkerin. Sie war drauf und dran, sich richtige Punk-Referenzen zu besorgen. »Wie steht’s mit Kohle, Bruno? Was springt dabei raus für mich, hm?«
    »Wieviel willste?«
    Sie dachte kurz nach. »Ich will ’ne eigene Gruppe aufmachen. Wir brauchen dreihundert Mäuse.«
    »Is gebongt.«
    »Kennste die Scorpions?«
    »Klar.«
    »So ’ne Gruppe wird das. Bloß daß es alles Mädels sin. Aber wir singen nur, wenn wir die Regel ham, damit wir die Leute voll anekeln können, wenn wir …«
    »Stop, Punky … Okay, okay!«
    Douchebag zog einen Flunsch. »Kacke, Mann! Ich halt’s kaum mehr aus, bis ich dreizehn bin!«

Wie ausgewechselt
    Brian wollte gerade zur Tür hinaus, als in seinem Häuschen auf dem Dach das Telefon klingelte.
    »Ja?«
    »Hallo! Was läuft denn so?«
    Das mußte Chip Hardesty sein. Chip Hardesty würde selbst beim Begräbnis seiner Großmutter noch fragen: »Was läuft denn so?« Er wohnte in Larkspur, aber seine Wohnung war von seiner Praxis in Northpoint kaum zu unterscheiden. In beiden gab es Farne, Spiegel mit Watney’s-Ale-Werbung und Korbsessel, die an Ketten von der Decke hingen. Das Zahnarztdasein machte ihm nicht unbedingt Spaß.
    »Nicht viel«, sagte Brian. Zum erstenmal seit Jahren log er unverschämt drauflos.
    »Toll! Ich habe einen Plan.«
    »Ja«, sagte Brian mit aller Zurückhaltung. Zu Chips letztem Plan hatten ein Kasten Cold Duck gehört, eine gemietete Blockhütte am Lake Tahoe und zwei todsichere Zahnarzthelferinnen. Eine von den beiden – die von Chip natürlich – hatte ausgesehen wie eine zweite Olivia Newton-John.
    Brians Begleiterin hatte ihn auf unangenehme Art an Amy Carter erinnert und sich außerdem in

Weitere Kostenlose Bücher