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Griiiiingo! Du willst kaufen Schweeester meiniges? Ist Juungfrau!«
»Michael! Gott!«
»Michael genügt.«
Jon umarmte ihn herzlich. Nach Michaels Gefühl war die Herzlichkeit von der Art, mit der Danny Thomas in der Johnny-Carson-Show George Burns umarmt hätte. »Mensch, was machst du denn hier?«
Michael zuckte mit den Schultern. »Das ist der einzige Tuntenladen in Acapulco.«
Jon lachte. »Was du in Acapulco machst?«
»Ich bin auf einer Kreuzfahrt.«
»Auf der Pacific Princess?«
»Exakt. Und was führt dich hierher?«
»Oh … Vaginalinfektionen.«
»Du siehst aber gar nicht krank aus.«
Der Gynäkologe grinste. »Ich bin auf einem Kongreß, du Affe.«
»Es darf gelacht werden, hm?«
»Nein, wirklich. Wir haben eben viel freie Zeit.«
Das ärgerte Michael. Leute, auf die er mal gestanden hatte, sollten sich nicht auch ohne ihn amüsieren können. Aber da der Doktor bester Laune war, hatte es keinen Sinn, sich selber zu quälen. »Schön, daß wir uns wieder mal gesehen haben, Jon.«
»Gehst du schon?«
»Ja. Ich komm mir in dem Laden hier vor wie im Kokpit an einem schlechten Tag. Mir reicht’s.«
Jon sah sich auf der Terrasse noch einmal um. »Ich sehe, was du meinst.«
»Ja. Aber du findest sicher trotzdem was.«
»Ich dachte, das hätte ich schon.«
Michael ignorierte die Bemerkung. »Ich kann mir vorstellen, daß es später am Abend besser wird.«
»Ich habe einen Wagen, Michael. Wir könnten spazierenfahren oder so.«
Michael sah ihn einen Moment lang an und schüttelte dann den Kopf. »Ich glaube, eher nicht, Jon. Aber trotzdem danke.«
Der Doktor lächelte matt. »Du bestrafst mich, nicht?«
»Wofür?«
»Für … den Abend im Endup.«
Michael gelang ein unbekümmertes Schulterzucken. »Es war ja wirklich eine geschmacklose Geschichte. Ich mach dir keinen Vorwurf, daß du …«
»Nein. Ich war geschmacklos. Es war mir … schrecklich peinlich, Michael. Ich war mit ein paar kotzigen Tunten aus Seacliff unterwegs, und ich bin mit der Situation nicht klargekommen. Es war mein Fehler, Michael, nicht deiner.«
Michael lächelte. »Weißt du, daß ich gewonnen habe?«
»Das konnte ja gar nicht anders sein.«
»Gracias. «
Sie fuhren in Jons Volkswagen-Mietschüssel zur Capilla de la Paz. Ganz die Besucher einer ausländischen Stadt, plauderten sie unbeschwert über Nachtlokale in Acapulco, über den langweiligen Charakter von Kreuzfahrten und über die Gefahren für Potraucher in Mexiko.
Die Kapelle auf dem Berg lag verlassen da. Über ihr ragte das kolossale Kreuz auf, das sich weiß wie gebleichte Knochen vom Sternenhimmel abhob. Schweigend gingen die beiden bis zu seinem Sockel.
»Man hat mir erzählt«, sagte Jon, »daß das hier die Gedenkstätte für zwei Brüder ist, die bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind.«
»Ach, wie hübsch. Ich meine … Die Geschichte ist hübsch.«
»Vielleicht täusche ich mich aber auch.«
»Mir gefällt die Geschichte trotzdem.«
»Sieh mal, man kann das Schiff sehen.« Jon zeigte auf das Spielzeugboot, das unten im Hafen glitzerte. Michael spürte den Atem des Doktors auf seiner Wange.
»Und dort drüben«, fuhr Jon fort, »hinter den vielen Hotels … Michael?«
»Entschuldige. Ich habe nachgedacht.«
»Worüber?«
»Über Gedenkstätten. Genau gesagt über Beerdigungen.«
»Entzückend.«
Michael sah ihn an. »Sag bloß, daß du noch nie deine eigene Beerdigung geplant hast.«
Jon schüttelte lächelnd den Kopf.
»Na, dann schreib das jetzt mal alles auf, bitte. Ich möchte eine große Party im Paramount Theater in Oakland mit tonnenweise Dope und Leckereien, und alle meine Freunde müssen sich in diesem Art-déco-Tempel damit vollknallen. Und wenn die Party vorbei ist, sollen sie mich in der ersten Reihe aufbocken, aus dem Theater gehen und … das verdammte Ding dann zuschütten.«
Jon lachte und fuhr ihm über den Hinterkopf. »Kannst du das nicht auch haben, ohne daß du stirbst?«
»Mhmm. Es wär ja nicht das erste Mal.«
Jon lachte, nahm sein Gesicht in die Hände und küßte ihn. »Stirb nicht, bevor ich mit dir fertig bin, okay?«
Immer Ärger mit Burke
Mary Ann saß im Denny’s von Acapulco in einer in Pink und Orange gehaltenen Nische und inspizierte ihre Pommes frites. Sie kamen ihr verdächtig grau vor. »Iiih«, sagte sie und hielt Burke eines davon zur Begutachtung hin.
Lächelnd und ohne Murren sagte er: »Mit dem Milchshake ist es das gleiche.«
»Tut mir leid,
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