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Mehr Stadtgeschichten

Mehr Stadtgeschichten

Titel: Mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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Burke.«
    »Warum?«
    »Ich hätte dich nicht herschleppen sollen. Aber ich hatte richtig Lust auf einen Hamburger.«
    »Schon gut. Ich auch.«
    »Wir hätten im Colonel Sanders’ essen sollen.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wir können heute abend auf dem Schiff essen.«
    »Ich bin doch keine … Langweilerin, oder?«
    »Das kann ich nicht beurteilen«, antwortete er grinsend. »Dazu bin ich viel zu sehr in dich verliebt.«
    Sie mieteten eine Pferdekutsche und trappelten mitsamt den vielen Luftballons am Wagen durch die Stadt. Es ist eine Romanze wie aus dem Groschenroman, dachte Mary Ann. Zu kitschig und zu perfekt, um wahr zu sein. Wenn ich zu lange darüber nachdenke oder anfange, Pläne zu machen, ist es garantiert sofort aus und vorbei. Also schmiegte sie sich an Burkes Schulter und schaltete ihr Hirn auf Leerlauf.
    »Wie geht es Michael?« wollte Burke wissen, als sie am Ritz vorbeifuhren.
    »Viel besser. Er war letzte Nacht nicht allein. Und heute morgen auch nicht. Das hab ich gleich auf die harte Tour rausgefunden.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich bin bei den beiden reingeplatzt.«
    Burke lächelte. »Ist es der blonde Kerl, mit dem er beim Frühstück war?«
    »Mhmm. O Gott, was müssen Melba und Arnold gedacht haben.«
    »Wer sind Melba und Arnold?«
    »Mr. und Mrs. Partnerlook. Das Ehepaar bei uns am Tisch. Sie glauben, Michael und ich sind verheiratet.«
    »Wie kommt das denn?«
    »Na ja … Ich hab es ihnen so gesagt. Ich meine, ich wollte nicht, daß es aussieht, als würden wir … einfach so zusammenleben oder so. Außerdem wären sie ausgeflippt, wenn ich ihnen erzählt hätte, daß Michael schwul ist, und mich hätten sie für ein Schwulenmuttchen gehalten.«
    »Für was?«
    Mary Ann küßte ihn aufs Ohr. »Ich liebe dich. Du hast von rein gar nichts eine Ahnung.«
     
    Als sie wieder am Strand waren, schmierten sie sich mit Schildkrötenlotion ein und streckten sich im Sand aus. Die schlichte, ungetrübte Schönheit der Szene machte Mary Ann schmerzhaft bewußt, daß das Ende ihrer Zeit mit Burke nahte.
    Aber bloß nichts forcieren, ermahnte sie sich. Du darfst ihn nicht verschrecken.
    »Burke?«
    »Hmmm?«
    »Es ist so schön.«
    »Ganz deiner Meinung.«
    »Ich meine … ich hätte nie gedacht, daß ich auf dieser Reise jemand wie dich kennenlernen würde.«
    »Na komm! Bei deinem Aussehen?«
    »Das ist lieb von dir, aber ich meine es ernst. Die meisten Typen, die ich in San Francisco kennenlerne, wollen bloß über ihre dämlichen Porsches reden, über ihre Stereoanlagen oder über ihre Selbstfindung. Daß ich so viel mit Michael zusammen bin, hat nichts damit zu tun, daß ich … verzweifelt wäre oder so was. Es ist bloß so, daß … na ja, daß Michael mir das Gefühl gibt, daß ich überhaupt was wert bin. Ich konnte mir schon kaum noch vorstellen, daß ich dieses Gefühl auch bei einem Hetero haben kann.«
    Schweigen.
    Mary Ann wurde augenblicklich rot. »Du findest das peinlich, was?«
    »Nein, wirklich nicht …« Er griff nach ihrer Hand und drückte sie. »Ich bin nicht gerade gesprächig gewesen, Mary Ann.«
    »Es geht nicht darum, was du sagst, Burke. Es geht darum … ich weiß nicht … wie du mich ansiehst, wie du auf Dinge reagierst. Ich weiß, daß du mich als Ganzes siehst. Und dafür werde ich dir immer dankbar sein. Ich möchte, daß du das weißt.«
    Er drehte sich auf die Seite und 20g sie an seine Brust, womit er das Gekicher von zwei vorbeikommenden Bengeln auslöste. Mary Ann hätte nichts weniger kümmern können. Einen rauschhaften Augenblick lang war sie überzeugt, daß sie und Burke aussahen wie Burt Lancaster und Deborah Kerr in Verdammt in alle Ewigkeit.
    »Burke?«
    »Ja?«
    »Hast du je daran gedacht, wieder nach San Francisco zu ziehen?«
    Schweigen.
    Du hast es vermasselt, du doofe Ziege! Jetzt weiß er, wie der Hase läuft. »Tut mir leid, Burke. Ich hätte das nicht fragen sollen.«
    »Ist schon okay.«
    »Nein, ist es nicht. Lassen wir das Thema. Ich werd dich nicht nerven, das versprech ich dir.«
    »Nein. Wir sollten reden. Es gibt da etwas, das ich dir schon längst hätte sagen sollen.«
    Mary Ann hatte intuitiv gewußt, daß dieser Augenblick kommen würde. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich, während sie darauf wartete, daß die Wahrheit sie treffen würde wie die Axt eines Henkers. »Bitte«, sagte sie schwach. »Ich möchte es lieber nicht hören.«
    »Mary Ann, ich habe drei Jahre in San Francisco gelebt … drei ganze Jahre meines

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