Mehr von deinen Küssen
Mann wusste. Oder von den Brandmalen. Denn damit würde sie sich an die Nacht im Stall erinnern und was danach geschehen war.
“Wo ist er jetzt?”
“Ist das wichtig, Jackson?”
“Für mich schon.”
“Warum?”
“Weil ich ihn am liebsten erwürgen würde.”
Sie seufzte. “Das würdest du glatt tun, nicht wahr?”
“Nur allzu gern.” Noch lieber würde er sie in die Arme nehmen und die schreckliche Erinnerung aus ihrem Gedächtnis löschen. Aber das konnte er ihr nicht sagen. Er hatte kein Recht mehr dazu. “Wer war dieser Todd, Haley? Wo ist er?”
“Todd Flynn war mein Mann. Nach der Scheidung nahm ich wieder meinen Mädchennamen an. Er sitzt momentan im Gefängnis.”
“Für wie lange?”
“Für Jahre. Es hängt natürlich auch von seiner Führung ab. Ich werde benachrichtigt, wenn er entlassen wird.”
Jackson hatte Männer von Todds Schlag schon getroffen. Es waren widerwärtige Typen, machtbesessen und unkontrollierbar. Blanke Wut stieg in Jackson auf. “Haley, ich würde dir niemals antun, was er dir angetan hat.”
Sie suchte seinen Blick. “Das weiß ich, Jackson. Ich hatte zwei Jahre Zeit, um von Todd zu lernen, was genau ein Mann mit zwei Gesichtern ist.”
“Zwei Jahre? So lange bist du bei ihm geblieben?”
“Fast. Sein Verhalten änderte sich langsam. Zunächst fiel mir nichts weiter auf. Er mochte seinen Job nicht, dann bekam er nach einem Unfall Probleme. Ich dachte, seine Veränderung läge an seiner Unzufriedenheit und einer gewissen Bitterkeit und hoffte, eine Therapie würde ihm helfen. Er lehnte sie ab. Er wurde immer herrschsüchtiger und argwöhnischer, und schließlich handgreiflich.”
“Er hat dich geschlagen.”
“Nur ein Mal. Und ich bin gegangen. Die brennende Zigarette kam später, als Bestrafung für die Scheidung.”
Haley schwieg wieder. Jackson wartete ab, weil er nicht recht wusste, was er sagen sollte.
“Geh, Jackson. Du hast recht, ich bin müde. Weil es so anstrengend ist, aus dir schlau zu werden. Geh bitte.”
Jackson erwiderte nichts. Nach einem Moment wandte er sich um und ging den Weg zurück, den er gekommen war.
Jetzt war es wieder still um Haley herum, bis auf das Plätschern des Flusses und die Laute der Tiere.
Sie begann zu weinen.
8. KAPITEL
Die Frau war groß und hager, ihr dunkles, von grauen Strähnen durchzogenes Haar war zu einem strengen Knoten festgesteckt. Ihr Kleid war abgetragen, aber sauber und gebügelt. Sie saß kerzengerade auf dem Stuhl, ohne sich anzulehnen.
Die Hände hatte sie ruhig im Schoß gefaltet, ohne jedes Anzeichen von Nervosität. Eine Frau, die gelernt hatte, Geduld zu haben. Eine starke Frau mit Prinzipien.
Neben ihr saß ein Junge. Nicht kerzengerade, nicht ruhig. Sein Blick wanderte umher, seine Miene drückte Verdruss aus. Seine Kleidung war ebenso sauber wie die der Frau.
Jackson schaute auf die beiden durch die Glastür von Jerichos Büro. Als er das Wohltätigkeitsfest verließ, hatte er nicht gewusst, was ihn erwartete, aber mit einer Frau wie dieser hatte er nicht gerechnet. Wie sich herausstellte, gehörte sie zur Familie Rabb und hatte den Jungen ins Büro des Sheriffs gebracht.
Jackson fasste es nicht. “Der Junge hat seine Drogen an Dancer ausprobiert?” Von der Statur her sah er wie vierzehn aus, sein Gesicht wirkte jedoch älter. Das Leben war hart in Rabb Town. “Ist sie seine Großmutter?”
“Nein. Der Junge ist ein Nachzügler. Sie ist nicht so alt, wie sie aussieht.”
“Sie ist also diejenige, die dir den Hinweis gegeben hat.” Jackson betrachtete die Frau aufmerksam. Auch ihre abgearbeiteten Hände waren absolut sauber. Eine Frau, der nichts geschenkt wurde. Aber die Rabbs waren ja für alles Mögliche bekannt, nur nicht dafür, fürsorgliche Familienväter zu sein.
“Warum ist sie nach all den Jahren der Feindschaft zwischen den Rabbs und dem Rest der Welt, besonders den Cades, plötzlich hergekommen?”
“Das hat mit dem Jungen zu tun. Und damit, dass Daisy Rabb zum ersten Mal in ihrem Leben von jemandem unterstützt wird.” Jericho nahm eine Mappe von seinem Schreibtisch. “Hier, sieh dir das an.”
Die Mappe war dick und schwer. Weil Jackson annahm, dass sich darin jede Menge Akten über die Vergehen des Jungen befanden, setzte er sich an einen kleinen Tisch.
Doch statt der kriminellen Vorgeschichte kamen außerordentlich detailgetreue Zeichnungen von Tieren und Pflanzen zum Vorschein, die in den Sümpfen der Küstenregion beheimatet waren.
Jackson war
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