Mein argentinischer Maerchenprinz
sie schlichtweg die Macht der Liebe?
Um diese leidigen Gedanken zu vertreiben, versuchte sie es mit einem Gespräch. „Ich wusste nicht, dass du ein Apartment in Buenos Aires hast.“
Offensichtlich litt er unter der intimen Enge ebenso wie sie, denn er öffnete den obersten Hemdknopf und lockerte seine Krawatte. „Ich arbeite oft bis spät in die Nacht.“
Während der Lift aufwärtsglitt, bewunderte sie die Aussicht über die Stadt.
„Das ist beeindruckend.“
„Schon, aber ein gläserner Aufzug ist nicht sehr hilfreich, wenn man seine Privatsphäre wahren will.“ Und wie sie wusste, war Raul sehr darauf bedacht, sein Privatleben zu schützen. Er hatte seinen immensen Reichtum genutzt, um ihre Beziehung völlig von der Außenwelt abzuschotten. Sie war verwöhnt, verhätschelt und behütet worden und hatte meistens nicht einmal etwas davon mitbekommen, denn alles in Rauls Leben verlief glatt und diskret.
Sein Hauptwohnsitz war das Strandhaus auf den Ländereien der Estancia , die zehntausend Hektar umfasste, von der Atlantikküste Argentiniens bis hin in das weite Weideland. Dort trainierte und züchtete sein sorgsam ausgewähltes, engagiertes Personal, zu dem auch sie gehört hatte, die Polo-Ponys, und die Estancia galt als beste Anlaufstelle für die Superreichen, die sich für den Polo-Sport begeisterten.
Die Pferdezucht war aber nur ein kleiner Teil eines riesigen Imperiums, bestehend aus Hotelketten, Finanz- und Exportfirmen. Unter dem Beifall weltbekannter Wirtschaftsredakteure für seine Weitsicht, hatte Raul seine geschäftlichen Aktivitäten so breit gefächert, dass die Schwankungen des Marktes sein Imperium und seine Gewinne nie beeinträchtigten.
Als der Aufzug hielt, ging Raul so eilig hinaus, als könne er sich nicht schnell genug von Faith entfernen. Nach kurzem Zögern folgte sie ihm resigniert.
Das Penthouse nahm das gesamte Dachgeschoss des Gebäudes ein und bot seinem Besitzer einen atemberaubenden Blick über Buenos Aires.
„Die Aussicht ist überwältigend“, sagte Faith schwach. „Man fühlt sich in einer ganz anderen Welt.“
Es war eine ganz andere Welt. Die Welt, in der er lebte. Wie hatte sie nur glauben können, sie könnte dieses Leben problemlos mit ihm teilen?
Raul runzelte die Stirn und sah aus dem Fenster, als habe er den Ausblick noch nie zuvor bemerkt. „Es ist nur eine Stadt.“
„Weshalb hast du das Haus gekauft, wenn nicht wegen der Aussicht?“
Er zuckte die Schultern. „Ich muss mich zwischen den Meetings irgendwo duschen und umziehen. Außerdem ist es eine Kapitalanlage.“
„Geht es in jeder deiner Entscheidungen um Geld?“
„Nicht immer.“ Was er damit meinte, sagte ihr der Blick seiner dunklen Augen, der sich glühend in ihre bohrte.
Wenn sie ihn jetzt so ansah, fragte sie sich, wie sie sich in seiner Nähe jemals hatte wohlfühlen können. Er strahlte Macht und Erfolg aus, doch allem voran besaß er diese dominierende sexuelle Ausstrahlung, die ihr immer wieder den Atem raubte.
Sekundenlang hielt er ihren Blick gefangen, dann wandte er sich von ihr ab. „Ich habe dir ja noch nicht alles gezeigt – das Schlafzimmer ist oben.“ Er klang angespannt und war so kurz angebunden, als wolle er nicht mehr als unbedingt nötig sagen. „Geh duschen, und such dir passende Kleidung aus dem Kleiderschrank.“
Kleidung? Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und erneut spürte sie das dumpfe Gefühl von Übelkeit in ihrem Magen. Seit wann hielt er ein Sortiment an Damenkleidung für seine weiblichen Gäste bereit? Sie war nie hier gewesen, was nur bedeuten konnte, dass …
Mit einer knappen Kopfbewegung deutete er auf eine schmale Wendeltreppe in einer Ecke des Raumes. Sich seiner beobachtenden Blicke schrecklich bewusst, durchquerte sie den Raum und stieg die Treppe hinauf.
Oben fand sie sich in einem prächtigen Schlafzimmer wieder, das sich über das gesamte obere Geschoss erstreckte. Von Eifersucht gepackt, bemühte sie sich konsequent, das riesige Bett zu ignorieren. Natürlich hatte Raul schon vor ihr Frauen gehabt, doch sie hatte sich immer eingeredet, das gehöre seiner Vergangenheit an. Aber hatte er, während er mit ihr zusammen war, hier allein gewohnt, wenn er zu seinen Meetings nach Buenos Aires geflogen war? Hielt er es überhaupt ein paar Nächte ohne Sex aus? Sie bezweifelte es, wenn sie an sein unersättliches Verlangen nach ihrem Körper dachte.
Sie versuchte die Vorstellung zu verdrängen, wie seine geschickten Hände den Körper
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