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Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Titel: Mein Auge ruht auf dir - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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hören.
    Die Detectives Benet und Rodriguez standen im Wohnzimmer. Auf dem Boden waren drei Schubladen des antiken Sekretärs abgestellt, die vierte hatten sie auf dem Beistelltisch abgelegt und durchwühlten sie gerade. Über sich im ersten Stock hörte sie Schritte im Flur.
    »Was …«, setzte sie an.
    Benet sah auf. »Der Chief Detective ist oben, falls Sie mit ihm reden wollen. Wir haben für diese Räumlichkeiten einen Durchsuchungsbeschluss, Ms. Lyons«, sagte er. »Hier, sehen Sie!«
    Mariah beachtete das Dokument gar nicht. »Wo ist meine Mutter?«, fragte sie.
    »Im Arbeitszimmer Ihres Vaters. Mit der Krankenpflegerin.«
    Während sie durch den Flur ging, fühlten sich ihre Beine an, als wären sie aus Blei. Jemand, der zur Polizei gehören musste, saß auf einem herbeigeschafften Küchenstuhl am Schreibtisch ihres Vaters und durchsuchte die Schubladen. Wie befürchtet, kauerte ihre Mutter wieder im begehbaren Schrank und drückte sich gegen die Rückwand. Neben ihr stand Delia. Ihre Mutter hatte den Kopf geneigt, sah aber auf, als sie Mariahs Stimme hörte.
    Sie hatte sich einen Seidenschal ums Gesicht gewickelt, sodass nur noch die Stirn und die blauen Augen zu sehen waren.
    »Sie lässt nicht zu, dass man ihr den Schal abnimmt«, sagte Delia entschuldigend.
    Mariah trat in den Schrank. Sie spürte den Blick des Detective. »Mom … Kathleen, es ist hier doch viel zu warm für einen Schal«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Warum hast du ihn überhaupt angezogen?«
    Sie kniete sich hin und half ihrer Mutter auf. »Komm, nehmen wir ihn ab.« Ihre Mutter ließ sich umstandslos den Schal abnehmen und aus dem Schrank führen. Erst jetzt bemerkte Mariah, dass die Detectives Benet und Rodriguez ihr ins Arbeitszimmer gefolgt waren. Benets leicht süffisanter Miene nach zu urteilen, schien er immer noch davon überzeugt zu sein, dass ihre Mutter ihnen allen etwas vormachte.
    »Was dagegen, wenn ich mit meiner Mutter und Delia ausgehe, solange Sie das Haus durchsuchen?«, fragte sie den Detective. »Am Sonntagmorgen gehen wir oft zum Brunch in die Esty Street in Park Ridge.«
    »Natürlich nicht. Nur eine Frage noch: Sind das Zeich nungen Ihrer Mutter? Wir haben sie in ihrem Zimmer gefunden.« Er hielt einen Skizzenblock hoch.
    »Ja. Das gehört zu den wenigen Dingen, die ihr immer noch Freude bereiten. Sie hat früher leidenschaftlich gern gemalt.«
    »Verstehe.«
    Später im Restaurant, als der Kellner bei ihrer Ankunft das vierte Gedeck abräumen wollte, unterbrach ihn ihre Mutter. »Mein Mann kommt nach«, sagte sie. »Nehmen Sie seinen Teller nicht weg.«
    Fragend sah der Kellner, der wusste, dass ein Tisch für drei Personen reserviert war, zu Mariah.
    »Lassen Sie es bitte«, antwortete sie.
    In der folgenden Stunde versuchte sie sich damit zu trösten, dass ihre Mutter eines der von ihr bestellten pochierten Eier aß und sich sogar daran erinnerte, dass sie früher zum sonntäglichen Brunch gern eine Bloody Mary getrunken hatte. Mariah bestellte eine, allerdings »ohne den Wodka«, wie sie dem Kellner heimlich zu verstehen gab.
    Der Kellner, ein Mann Anfang sechzig, nickte nur. »Bei meiner Mutter ist es genauso«, sagte er leise.
    Sie ließ sich viel Zeit mit dem Kaffee und hoffte, vermutlich vergeblich, wie sie sich eingestehen musste, dass die Polizei nicht mehr im Haus war, wenn sie jetzt, eineinhalb Stunden später, zurückkehrten. So sahen sie dann auch schon von ferne die Streifenwagen in der Einfahrt stehen. Allerdings waren die Beamten gerade im Aufbruch begriffen. Detective Benet reichte Mariah eine Inventarliste mit allem, was sie mitnehmen würden. Sie warf einen Blick darauf. Papiere aus dem Schreibtisch ihres Vaters. Einen Karton mit Dokumenten, darunter einen Ordner mit Pergamenten. Und den Skizzenblock ihrer Mutter.
    Sie sah zu Benet. »Ist das nötig?«, fragte sie und deutete auf den letzten Eintrag auf der Liste. »Wenn meine Mutter ihren Skizzenblock sucht und nicht findet, wird sie sich darüber sehr aufregen.«
    »Tut mir leid, Ms. Lyons, wir müssen ihn mitnehmen.«
    »Noch etwas, was Sie wissen sollten: Der Ordner mit den Pergamenten könnte ein Schriftstück von großem Wert enthalten.«
    »Wir wissen von dem Brief, den Jesus an Josef von Arimathäa geschrieben hat. Ich darf Ihnen versichern, dass wir einen Experten beauftragen werden, den Ordner in aller Sorgfalt durchzugehen.«
    Dann waren sie fort.
    »Kathleen, wollen wir nicht etwas spazieren gehen«, schlug Delia vor. »Es ist

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