Mein bestes Stuck
Glaubwürdigkeit?«, unterbrach sie ihr Onkel.
»Was soll damit schon sein?« Julia wurde immer ungehaltener.
»Hör zu, Schätzchen, ich muss das einfach mal loswerden. Und dann kannst du abrauschen und den Mann heiraten, aber wenigstens habe ich meinen Senf beigetragen, und selbst wenn du danach nie wieder mit mir sprichst, haben wenigstens wir zwei keine Geheimnisse voreinander …«
»Sehr gut ausgedrückt.« Julia lächelte schwach. »Nun sag es schon. Aber vergiss nicht: Lorenzo hat mich nie belogen. Er hat mir nur ein paar Details einer früheren Romanze erspart.«
»Oh, ganz wie du meinst, Darling!« Erschöpft fächelte er sich mit der Hand Luft zu und lief langsam wieder zu seiner alten, glamourösen Form auf. »Schätzchen, es ist wirklich ganz entzückend, dass du bereit bist, deinen Mann bis aufs Blut zu verteidigen. Deine Eltern wären stolz auf dich. Aber meiner bescheidenen Meinung nach ist es ganz offensichtlich, dass Lorenzo so einiges aufs Spiel gesetzt hat, um dir einen Gutteil seiner Vergangenheit zu verschweigen.«
Als Julia in das ungewohnt ernste Gesicht ihres Onkels blickte, fühlte sie auf merkwürdige Art eine Dankbarkeit in sich aufsteigen, dass er so vehement seine Zweifel äußerte. Mit einem Mal erkannte sie glasklar, wie man auf Château Deschanel Lorenzo zum Bösewicht deklariert hatte, wie eine der schwierigsten Phasen seines Lebens mit der Trauer der Deschanels vermischt worden war. Und natürlich sah sie, wie Luc ihr einen bitteren Ausblick in die Zukunft
ihres Ehelebens gewähren wollte, selbst wenn er doch eindeutige Annäherungsversuche unternommen hatte. Es war nicht Lucs Schuld. Und nun auch noch Onkel Quinn, der sich so tief mit ihr verbündete, und sozusagen im Auftrag seiner Schwester – Julias Mutter – mit seiner Nichte sprach, nur um sicherzugehen, dass Julia auch genau wusste, was sie tat … All das erfüllte sie mit einem tiefen Gefühl von Glück. Und Familienzugehörigkeit.
»Ich weiß, Onkel Quinn«, sagte sie schließlich. »Und ich kann dir gar nicht genug danken, dass du mit mir so offen über diese persönlichen Dinge sprichst. Aber ich liebe Lorenzo! Er ist der Mann, den ich mir ausgesucht habe, und damit basta.«
»Tatsächlich? Denn so wie ich das sehe, gibt es da noch einen zweiten Mann, der scheinbar einen … nennen wir es einen unbewussten Einfluss auf deine Entscheidungsfindung ausübt.«
Julia lachte. Vielleicht war es das Mondlicht, vielleicht auch der Wein, vielleicht auch die surreal anmutende Vorstellung, diese letzte milde Nacht vor ihrer Hochzeit auf einem Weingut in Südfrankreich zu verbringen, aber ihr gesamter Körper schien aufgeladen von einer Kraft, die sie noch nie zuvor gespürt hatte.
»Onkel Quinn, jetzt hör mir mal zu.«
»Ich höre.« Ihr Onkel verschränkte die Arme vor der Brust und nahm eine pathetische Denkerhaltung ein.
Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihn eindringlich an. »Nein, ich meine wirklich zuhören. Ich werde Lorenzo niemals blind lieben. Meine größte Angst ist es, mich an einen Mann zu binden und dann den Rest meines
Lebens damit zu verbringen, seine Erwartungen zu erfüllen. Oder die Erwartungen anderer, wenn wir schon davon reden …«
»Jeder Mann auf der Welt könnte sich glücklich schätzen, dich an seiner Seite zu wissen«, murmelte Onkel Quinn.
»Danke, aber ich bin nicht perfekt, genauso wenig wie Renzo. Der Arme hatte wirklich keine leichte Zeit hier. Und weißt du was?«
Pass auf, Mädchen … Ach, ist doch egal. Sag’s einfach!
»Nein, aber ich bin ganz Ohr«, antwortete er.
»Ich finde Luc Deschanel unglaublich attraktiv. Und wer würde das auch nicht?«
»Da werde ich dir ganz sicher nicht widersprechen, Schätzchen. Dieser Waschbrettbauch ist wirklich …«
»Und ja, ich habe mit ihm geflirtet. Dem armen Renzo wird das wohl auch nicht entgangen sein, denkst du nicht?«
»Da wäre ich mir nicht so sicher.«
»Ach, hör doch auf! Natürlich hat er es mitbekommen! Wenigstens am Rande und auch wenn mildernde Umstände gelten …«
»Oh, so ein Unsinn«, neckte sie ihr Onkel. »Als Nächstes wirst du mir noch erzählen, dass dein Verlobter dich einfach nicht versteht.«
»Renzo versteht mich schon«, erwiderte sie beleidigt. »Er weiß, dass Liebe alle Unwegsamkeiten überwindet.«
»Wie bitte?«, lachte ihr Onkel auf. »Hattest du nach dem Käse ein paar Liebesperlen zum Nachtisch? Unwegsamkeiten? Ich bitte dich!«
»Komm schon, ich dachte, du verstehst das. Als
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