Mein bestes Stuck
du mit
Hugo zusammen warst, hattest du da nicht den einen oder anderen harmlosen Flirt?«
»Oh doch«, sagte Onkel Quinn. »Und Hugo auch. Normalerweise erwischte es uns in London, was wirklich eine gewissen Ironie birgt, aber das ist eine andere Geschichte.«
»Na also!«, gab Julia selbstzufrieden von sich und lehnte sich zurück.
»Aber Hugo und ich wussten, dass, egal was passiert, selbst wenn die Welt dem Ende entgegengeht, die Sonne aufhört zu scheinen, unsere Beine abfallen und der Ozean austrocknet, wir uns lieben würden. Wir waren seelenverwandt, Schätzchen. Und so etwas findet man nur einmal im Leben, vertrau mir. Alles andere ist bloß Ablenkung.«
Julia zog gedankenverloren an den Fäden der Stickerei auf der Tagesdecke, und zu ihrem großen Schrecken hatten sich einige Fäden gelöst; eine Blume hatte sich quasi ganz in Luft aufgelöst.
»Oh, könnte ich mir …«
»… das Reisenähset ausleihen? Aber sicher doch, Schätzchen.« Onkel Quinn erhob sich seufzend und zog ein kleines Lederetui aus seinem Kulturbeutel. Julia nahm das Nähzeug aus dem kleinen Etui und begann, die Stickerei zu reparieren. Feine Handarbeiten gehörten zu ihren Stärken. Zu denen ihres Onkels aber auch. Eine Hinterlassenschaft der lieben Granny Gibson, von der sowohl Julia als auch Quinn diese hohe Kunst erlernt hatten.
»Ich bin ein Versprechen eingegangen, Onkel Quinn. Ich werde Lorenzos Frau werden, und dazu stehe ich. Natürlich werde ich das! Nur weil ich eine verrückte Woche
bei den verrückten Franzosen im Süden des Landes hatte, heißt das noch lange nicht, dass sich meine Gefühle über Nacht ändern. Wofür hältst du mich? Für wankelmütig? Außerdem würde Mum mich schier umbringen! Alles ist arrangiert. Zumindest gehe ich davon aus. Um genau zu sein, hätte ich die letzten Tage daheim in Frean Hall sein und mich um alles kümmern sollen. Aber wie es der Zufall wollte, musste ich mein Schicksal den erstklassigen Organisationskünsten von Mum und Kathy überlassen. Nun liegt es an mir, meinen Verlobten und mich – und natürlich dich – rechtzeitig nach Hause zu bringen. Und zwar pünktlich zur Hochzeit.«
Onkel Quinn nickte zustimmend. »Ich wünschte, ich hätte deine kleine Rede aufgezeichnet, um sie deiner Mutter vorzuspielen. Sehr schöne Worte, bedächtig gewählt, Prinzessin. Was bleibt mir also anderes übrig, als mich angesichts deines so überlegenen moralischen Standpunkts vor dir zu verneigen?«
»Luc brennt sicher auch darauf, uns endlich loszuwerden«, meinte Julia, wobei sie den spöttischen Ausruf ihres Onkels ignorierte und sich wieder der Stickerei zuwandte. »Und Marie-Louise auch.«
»Marie-Louise? Warum das denn?«
Julia hielt inne und sah ihren Onkel an. »Nun, ich gebe es ja zu, ich habe mich vielleicht ein kleines bisschen unschicklich gegenüber ihrem Mann verhalten …«
»Wessen Mann?« Onkel Quinn war sichtlich perplex. »Du meinst, du hast Roger kennengelernt?«
»Roger?« Nun wirkte auch Julia verwirrt. »Wer soll denn Roger sein?«
Onkel Quinn kratzte sich am Kopf. »Nun, Schätzchen, wenn du es geschafft hast, neben Luc Deschanel auch noch Marie-Louises Ehemann zu erobern, dann ziehe ich meinen nicht existierenden Hut vor dir.«
»Wie bitte? Marie-Louise ist verheiratet ? Mit einem anderen?«
»Allerdings!«, rief Onkel Quinn aus. »Sie hat einen ausgesprochen entzückenden Ehemann drüben in Haut-Priere, einen Tierarzt! Claude sagt, seine Praxis sei die am meisten frequentierte im gesamten Var. Dachtest du etwa, sie sei hinter Luc her?«
»Nein!« Julia warf den Kopf zur Seite und stach sich versehentlich mit der Nähnadel in den Finger. »Autsch! Ja! Natürlich dachte ich das! Ich dachte, die beiden seien ein Paar. Sie wirkten so … so innig.«
»Hast du noch nie etwas von Freundschaft gehört?«, neckte sie Onkel Quinn. »Ehrlich, Schätzchen, manchmal bist du so ein Unschuldslamm …«
»Sag so etwas nicht«, entgegnete Julia scharf zurück. »Ich bin es ein für alle Mal leid, ständig im Dunklen zu tappen.« Wütend sog sie an ihrem Daumen, der pochte und leicht blutete. »Warum bekomme ich nie etwas mit? Wo ist Lorenzo, wo ist Eleonore, wie steht es um Luc, wer spricht nicht mit wem, warum ist Marie-Louise mit einem anderen zusammen …«
»Ich habe Claude danach gefragt«, sagte Onkel Quinn.
»Claude? Warum sollte er ausgerechnet er sich für Marie-Louises Liebesleben interessieren?«
»Weil er ihr Vater ist, Schätzchen.«
Er lehnte sich mit
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