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Mein bestes Stuck

Mein bestes Stuck

Titel: Mein bestes Stuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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verschränkten Armen zurück und genoss
es ganz offensichtlich zu sehen, welchen Effekt diese Enthüllung auf seine Nichte hatte.
    »Er ist was ?« Sie war sich durchaus bewusst, dass ihr Mund vor Erstaunen weit offen stehen blieb. Sah bestimmt nicht besonders gut aus. »Aber er ist doch schwul! Oder etwa nicht?«
    Onkel Quinn senkte den Kopf ganz leicht. »Nun, ich hoffe und glaube es sehr, Schätzchen, aber – und das wird dich vielleicht überraschen – die Fähigkeit, Kinder zu zeugen, bleibt bei schwulen Männern bestehen, auch nachdem ihre sexuelle Orientierung klar ist.«
    »Das weiß ich auch!«, erwiderte Julia. »Ich bin einfach nur überrascht.«
    »Claude war verheiratet«, fuhr ihr Onkel fort. »Hortense, seine verstorbene Frau, klingt nach einer echten Dame, wenn man Claudes Erinnerungen an die tragisch kurzen Jahre, die die beiden miteinander verbringen konnten, glauben darf. Und wie sollte es auch anders sein – um das Herz eines so feinen Mannes zu gewinnen, muss man schon selbst zu den Besten gehören, habe ich nicht Recht?«
    »Eine Ablenkung?«, neckte ihn Julia und sah ihn liebevoll an.
    Der zuckte nur mit den Schultern. » Touché , Schätzchen. Marie-Louise plant, ein Restaurant in Haut-Priere zu eröffnen, und ich habe da so eine Ahnung, dass sie diesen Plan sehr bald in die Tat umsetzen wird. Aber sie liebt Luc – wie einen kleinen Bruder, denke ich -, und sie würde ihn niemals im Stich lassen, während er eine so schwere Zeit durchmacht.«

    Erneut fühlte Julia einen ziemlich unangenehmen Anflug von Eifersucht. Sie wollte Luc durch diese schwere Zeit helfen. Ach, das war einfach lächerlich, sie benahm sich wie ein Teenager.
    »Ich muss zurück nach unten«, Julia warf einen Blick auf ihre Uhr und stand auf. »Ich muss Lorenzo finden und will den anderen noch eine gute Nacht wünschen.«
    »Natürlich, Schätzchen«, sagte Onkel Quinn, ehe er sie fest umarmte. »Weißt du, du bist deiner Mutter sehr viel ähnlicher, als du es vermutlich jemals selbst erkennen wirst. Und nun hör mir noch ein letztes Mal zu. Das ist unheimlich wichtig, und ich meine wirklich lebenswichtig , okay?«
    »Was ist?« Julia stand schon in der Tür und machte sich auf weitere Belehrungen gefasst.
    »Wenn du gleich zurück nach oben kommst, weck mich bitte unter keinen Umständen auf, ja? Denn wenn ich mich morgen von Claude verabschieden muss und dabei aussehe, als hätte ich all mein Gepäck in meinen Tränensäcken verstaut, dann bist ganz allein du schuld!«
    »Verstanden«, sagte Julia kichernd und schickte sich an, die Tür hinter sich zu schließen. »Schlaf gut, Lieblingsonkel.«
    »Natürlich werde ich das. Oh, und nur noch eins …«
    Julia steckte den Kopf noch einmal durch die Tür und zog eine Grimasse. Er stand neben seinem Bett, den Kulturbeutel in der Hand und mit dem feierlichsten Gesichtsausdruck, den sie je bei ihm gesehen hatte.
    »Für was auch immer du dich entscheidest, Schätzchen, ich werde immer für dich da sein. Verstanden?«
    »Verstanden, Onkel Quinn. Vielen Dank!«

    »Dank mir nicht, Süße, sorg nur dafür, dass ich niemals bereue, das gesagt zu haben … Oh nein, das klang jetzt ein bisschen zu hart, so habe ich das nicht …«
    Julia lief kurzentschlossen zurück in das Zimmer und drückte ihren Onkel. »Ich weiß. Das weiß ich wirklich. Und dafür liebe ich dich. Nun geh aber endlich ins Bett.«
    Als sie nach unten ging, hörte Julia plötzlich lautes Gelächter und Geplapper aus dem Salon dringen. Lorenzo! Ja, es war eindeutig seine Stimme. Julia spürte Erleichterung. Er war zu den anderen zurückgekehrt.
    Sie öffnete die Tür und trat in den Salon. Alle waren da – außer Eleonore. Luc saß am Kamin, ein Glas Cognac in der Hand, und beobachtete sie mit verschleiertem, unklarem Blick. Sie wagte es nicht, ihm länger in die Augen zu schauen. Der liebenswürdige, fröhlich dreinschauende Claude erhob sich, als sie den Raum hereinkam und grinste sie breit an. Marie-Louise saß neben ihrem Vater und betrachtete Julia mit einer Mischung aus wohlwollender Freundschaft und leichter Skepsis. Nun, das ging schon in Ordnung. Mit einem Mal konnte Julia diese Frau voll und ganz verstehen.
    Und Lorenzo? Auch er hatte sich erhoben, wenn auch einen winzigen Moment nach Claude.
    Mit seiner beeindruckenden Größe, seinen dunklen Augen und seinem umwerfenden Äußeren konnte Lorenzo die Aufmerksamkeit sämtlicher Anwesender im Raum auf sich ziehen, ohne es bewusst darauf anzulegen. Und

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