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Mein bestes Stuck

Mein bestes Stuck

Titel: Mein bestes Stuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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angekommen war.
    Einzig die Begrüßung ihrer Schwester Kathy fiel ein wenig unterkühlt aus. Julia wusste sofort, dass ihre Schwester wütend auf sie war. Ihre ganze stolze, steife Körperhaltung strahlte Missbilligung aus. Kathy bemühte sich, mit den Landinis auf Italienisch zu plaudern, und Julia ahnte, dass ihre Schwester damit klarstellen wollte, dass sie eben wusste, wie man sich um Gäste kümmerte. Sie verschwand nicht einfach von der Bildfläche und flüchtete auf ein französisches Weingut. Auch die Landinis wirkten angespannt, und allmählich wurde Julia nervös. Patrizia Landini hatte das Gesicht verzogen, und ihr Mann blickte unruhig im Raum umher, als suchte er den Notausgang. Beide trugen tadellose italienische Maßbekleidung, obwohl sie aus eher bescheidenen Verhältnissen in Umbrien stammten. Doch Julia hatte von Lorenzo gelernt, dass die meisten Italiener sehr
viel mehr Wert auf teure Kleidung als auf sonstigen Luxus legten. Ihr Vater in seinen Tweedhosen, den ausgetretenen Golfschuhen und seinem knittrigen Pullover, und ihre Mutter mit der umgebundenen Leinenschürze und den bequemen Schuhen bildeten einen krassen Kontrast zu den Landinis. Für Julias Eltern war Kleidung etwas, das man sich höchstens alle paar Jahre neu kaufte.
    Julia, ihr Vater und Lorenzo gingen in den Salon zu Kathy, um sie von ihrer Gastgeberinnenpflicht zu erlösen. Die Erleichterung auf den Gesichtern der drei Landinis, als sie einander mit lauten italienischen Ausrufen begrüßten, war beinahe komisch.
    »Patrizia stickt gern«, sagte Kathy verkniffen zu Julia, als sie aufstand. »Und Giuseppe möchte nächstes Jahr nach Portugal fahren. Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigt, Mutter braucht Hilfe in der Küche.«
    Mit dieser letzten Demonstration ihrer tadellosen Manieren und einem weiteren zornigen Blick auf ihre kleine Schwester war Kathy auch schon verschwunden. Seufzend sah Julia ihr nach. Manche Dinge änderten sich wohl nie.
    Lorenzo setzte sich auf das leicht abgenutzte Tweedsofa direkt unter dem Fenster mit Ausblick zur Küste und streckte seine Arme weit auf der Lehne von sich, genauso wie er es schon auf Château Deschanel getan hatte. Beim Gedanken an das südfranzösische Weingut spürte Julia ein Stechen in der Brust – fast kam ihr alles wie ein Traum vor.
    Lorenzos Eltern sahen ihren Sohn mit einer Mischung aus Stolz und Vorfreude an, als erwarteten sie, dass er sie nun mit seiner Weisheit und seinem Charme unterhielt.

    Julia schmunzelte. Er war nun ganz der verwöhnte kleine italienische Junge, der von seiner Mutter angelächelt und seinem Vater voller Bewunderung betrachtet wurde.
    Argyle Douglas erschien mit einem Tablett, auf dem zwei Flaschen Whisky, ein Wasserkrug und die besten Kristallschwenker der Familie platziert waren. »Sie nehmen doch einen kleinen Schluck, oder?«
    Julia musste angesichts des aufgesetzten breiten schottischen Akzents ihres Vaters grinsen; er hatte Spaß daran, diese Vorstellung bei Fremden abzuziehen. Die beiden älteren Landinis lehnten höflich ab, doch Lorenzo erhob sich und nahm eines der Gläser entgegen. Patrizia Landini wirkte fast angewidert, als ob ihr Sohn sich auf ein niederes Niveau herabgelassen hätte, sagte jedoch nichts.
    »Slainte, cheers!«, rief Lorenzo aus und kippte seinen Whisky in einem Zug hinunter.
    »Du wirst dich hier gut einleben, Schwiegersohn«, sagte Julias Vater und lachte wohlwollend, als ein weiterer Mann den Raum betrat.
    »Julia Elizabeth Ursula Douglas, was bist du nur für ein schlimmes Mädchen!«
    Julias Laune verfinsterte sich abrupt. Sie musste sich gar nicht erst umdrehen, um zu sehen, wer da den Salon betreten hatte. Jonty, Kathys widerlicher Ehemann, kam auf einmal wie aus dem Nichts geradewegs auf sie zugesteuert.
    Jonty Featherstone war klein, hatte einen hochroten Kopf und war stets übertrieben gut gelaunt. Manchmal glaubte Julia, er repräsentiere genau den Typ Mann, den sie ihr Leben lang gemieden hatte. In Jontys Gegenwart fühlte Julia sich immer unwohl – schon als junges Mädchen
war das so. Mit seinen zweideutigen Bemerkungen, seinem anzüglichen Augenzwinkern und dem Hang zum Grapschen jagte er ihr jedes Mal eine Gänsehaut über den Rücken, besonders um Silvester herum.
    »Jonty«, seufzte sie und versuchte, seine Umarmung und den obligatorischen leichten Klaps auf ihren Hintern so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, »da bist du ja.«
    »Ohne den Clown gibt’s bekanntlich keine Vorstellung.« Er

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