Mein bestes Stuck
und dabei auf dem Weg zum Appartement der Deschanels von mehreren Straßensperrungen aufgehalten wurden.
Nachdem sie die Vespa in einer hübschen, begrünten Nebenstraße geparkt hatten, herrschte zunächst ein etwas unbeholfenes Schweigen zwischen ihnen. Julia versuchte krampfhaft, ihr vom Helm zerdrücktes Haar wieder in Ordnung zu bringen, und dachte gleichzeitig fieberhaft darüber nach, was sie sagen könnte.
Luc ergriff als Erster das Wort. »Du bist bestimmt sehr aufgeregt wegen deiner Hochzeit. Erwartet ihr viele Gäste?«
Julia nickte. »Fast zweihundert. Der Douglas-Clan macht bei Festen keine halben Sachen.«
»Und dein Verlobter, wird er einen Kilt tragen?«
Bei diesem Gedanken musste Julia kichern. »Ganz sicher nicht. Er ist Italiener.«
»Und warum wäre das ein Problem?« Er warf ihr ein schelmisches Grinsen zu. »Gibt es in Schottland ein Gesetz, wer einen Kilt tragen darf und wer nicht? Vielleicht sollte ich Quinn fragen.«
»Na ja«, meinte Julia, »er verweigert sich dem Kilt, nicht weil er Italiener ist, sondern eher, weil er eben Lorenzo ist.«
»Tracht ist also nicht so sein Ding?«
»Er arbeitet bei PPR«, erklärte Julia, »und hat ein Faible für maßgeschneiderte Anzüge. Manchmal sind Mitarbeiterrabatte wirklich der reinste Segen!«
»Da bin ich sicher.«
»Ich weiß nicht viel über Weinbau«, begann sie, um möglichst elegant und unauffällig das Thema zu wechseln. Ein Vorhaben, das ihr nur um Haaresbreite misslang. »Aber ich kenne Familien, deren Leben sich über Generationen hinweg nur an einem einzigen Ort abspielt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich den Mut hätte, zurück ins Haus meiner Eltern zu ziehen! Das war für dich sicher eine große Umstellung, nach der Band. Ich meine, ihr wart ja quasi ununterbrochen auf Tournee.«
Er nickte. »Ja, das stimmt. Nach Hause zu kommen, war
wie eine Herausforderung. Doch meine Rückkehr gab mir auch ein Gefühl von Sicherheit, die ich damals brauchte, nachdem meine Mutter verstorben war. Und nun, da auch mein Vater nicht mehr lebt, ist es …« Er hielt inne, als suchte er nach den richtigen Worten.
»Ja«, ermunterte ihn Julia.
»Papa hat wundervolle Arbeit geleistet. Er hat die Firma über Jahrzehnte durch sämtliche Krisen und Stürme manövriert, egal ob es technische Veränderungen, Bedrohung durch die Konkurrenz, Befall der Rebstöcke oder Missernten waren, er war einfach da! Selbst als er krank wurde, war er noch da, und er hat alle Vorgänge überwacht, alles lief weiter wie am Schnürchen, weil er eben da war. Und nun ist er auf einmal weg. Und das ist seltsam. Und schwer zu ertragen.«
Julia fühlte, wie ihre Augen plötzlich feucht wurden, doch sie blinzelte die Tränen eilig fort. Sie hatte kein Recht, um Menschen zu trauern, die sie nicht einmal gekannt hatte.
»Ich glaube«, fuhr er nachdenklich fort, »sein Tod ist nur eine von vielen Veränderungen, die sich auf Château Deschanel in nächster Zeit ereignen werden. Und das gefällt mir nicht. Eigentlich fürchte ich mich sogar davor.«
»Aber du kannst die Veränderungen auch nicht aufhalten, oder?«, fragte Julia.
Luc sah auf, als überraschte ihn ihre Weisheit.
Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, das kann ich tatsächlich nicht. Es ist nur … ach, es ist nur so, dass ich fürchte, mein Vater hat eine Art Leben geführt, das heutzutage gar nicht mehr möglich ist. Und dass, egal was ich auch tue, ich nie erreichen werde, was er erreicht hat.«
Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Julia ahnte, dass er weitersprechen würde, wenn ihm danach war und wollte ihn nun nicht mehr drängen.
»Der Tod meiner Mutter hat Papa sehr schwer getroffen«, setzte er schließlich wieder an, als sie auf dem Trottoir weitergingen. »Für Eleonore und mich war es natürlich auch nicht leicht. Meine Band hat sich kurz nach Mutters Beerdigung aufgelöst, und auch wenn das eine mit dem anderen nichts zu tun hatte, schien es die richtige Entscheidung, zurück nach Hause zu kommen und sich um das Weingut zu kümmern.«
»Und dann bist du dageblieben«, sagte sie.
Er nickte. »Ja, ich bin dageblieben.«
»Ich bin sicher, dass dein Vater sich sehr gefreut hat, dich wieder an seiner Seite zu haben. Man ist schließlich nichts ohne seine Familie, nicht wahr?«
Er sah sie an und lächelte. »Das ist wahr.«
»Ich kann mir ein Leben ohne meine Familie gar nicht vorstellen. Frean Hall – das ist das Anwesen meiner Familie – hat ein bisschen Ähnlichkeit
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