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Mein bestes Stuck

Mein bestes Stuck

Titel: Mein bestes Stuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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Gitarre zupfte. Als sie an die Stelle kamen, wo er eigentlich hätte anfangen müssen zu singen, blieb er jedoch still und überließ es einfach der Musik, die Geschichte zu erzählen.
    Er spielte die Hauptstimme zu Julias virtuoser Klavierbegleitung. Während die Klänge sich ineinander verwoben, schloss er die Augen, und Julia meinte – obgleich sie sich nicht hundertprozentig sicher war -, eine Träne in seinem
Augenwinkel zu sehen, die Gefahr lief, sich zu verselbstständigen.
    »Bravo!« Onkel Quinn applaudierte begeistert, als die letzten Akkorde ausklangen. »Wunderbar! Einfach wunderbar! Ihr zwei spielt wirklich großartig zusammen!«
    Julia errötete, und Luc nickte ihr lächelnd zu.
    »Komm«, sagte er, »spiel mir etwas Schottisches vor.«
    »Sind Sie … bist du … bist du dir sicher?« Julia erschrak, auch über die von ihm angeschlagene Vertraulichkeit, gleichzeitig reizte sie jedoch auch die Herausforderung. Dann fiel ihr ein, dass sie gar keine schottischen Lieder auswendig konnte. Ohne weiteres hätte sie stundenlang Beethoven spielen können; selbst ein bisschen Scott Joplin wäre ihr vermutlich geglückt.
    »Es tut mir leid, aber ich fürchte ich kann gar keine …«
    »Komm schon, Schätzchen!«, ermunterte Onkel Quinn sie. »Weißt du nicht mehr, Silvester, damals nach der Verlobungsfeier deiner Schwester? Wie alt warst du da? Vierzehn? Was war das noch für ein Song, den du da selbst komponiert und den ganzen Abend für uns in verschiedenen Variationen gespielt hast?«
    Julia erinnerte sich. »Oh! The Flowers o’ the Forest! Das ist aber eigentlich ein Stück für Dudelsack!«
    »Tatsächlich?« Onkel Quinn zog eine Grimasse.
    »Jetzt bist du wohl nicht mehr so wild darauf, das Lied zu hören, was?«
    » Ich würde es gern hören!«, sagte Luc. »Tust du mir den Gefallen?«
    Also spielte sie. Es war eine einfache Melodie, eine Klage auf eine verlorene Liebe. Sie schien die Schönheit des
Liedes auf besondere Art zu betonen, und in dem eleganten Salon des Château Deschanel breitete sich ein kleines bisschen Schottland aus. Das Lied war wohl kaum geeignet, um einen trauernden Mann aufzuheitern, schoss es Julia durch den Kopf, während sie spielte. Doch irgendwie schien es dennoch genau das Richtige zu sein.
    Nachdem der letzte Ton verklungen war, blieb es zunächst still im Raum.
    Onkel Quinn durchbrach das Schweigen als Erster. »Vielen Dank, dass du mich daran erinnert hast, dass Schottland mehr zu bieten hat als Homophobie und das Nationalgericht Haggis. Das war wirklich wunderschön!«
    »Ja, vielen Dank«, stimmte Luc mit ein. »Ein wundervolles Lied.«
    Der Moment der Ergriffenheit wurde unterbrochen durch die sich öffnende Tür, und eine attraktive junge Frau betrat den Salon.
    Julias Herz machte einen Satz. Eleonore!
    Onkel Quinn erhob sich sogleich von seinem Sessel. Auch Luc stand auf, ging auf die Frau zu, küsste sie auf beide Wangen und führte sie schließlich zu ihnen.
    »Marie-Louise, darf ich dir Miss Julia Douglas aus Schottland und ihren Onkel, Quinn Gibson … aus Paris vorstellen?« Er lächelte Quinn zu, während die Frau den beiden zur Begrüßung die Hand reichte. Julia war sichtlich enttäuscht, dass es sich bei der jungen Frau nicht um Eleonore handelte. Andererseits hätte das bedeutet, dass sie nicht länger hätten bleiben müssen, und dabei war es doch gerade so unerwartet nett. Schließlich hatte sie seit ewigen Zeiten nicht mehr Klavier gespielt.

    »Mein Vater, Claude, ist Monsieur Deschanels oberster Winzer. Oh, ich meine vielmehr …« Sie hielt inne und schlug sich die Hand vor den Mund.
    Luc legte ihr die Hand auf die Schulter und sah sie zärtlich an. »Ist schon in Ordnung, Marie-Louise, wirklich, glaub mir!«
    »Mein Vater ist jetzt dein oberster Winzer, Luc! Oh, ich werde noch eine Weile brauchen, um mich daran zu gewöhnen.«
    Luc umarmte sie kurz.
    »Ich wollte nachsehen, ob du womöglich noch etwas Heißes zu trinken haben möchtest, ehe du zu Bett gehst«, fuhr Marie-Louise fort. »Eine Schokolade vielleicht?« Dann wandte sie sich an Julia und Quinn. »Und für Sie? Kann ich Ihnen auch noch etwas bringen?«
    Quinn und Julia lehnten dankend ab. Ein Blick auf ihren Gastgeber verriet Julia außerdem, wie ausgelaugt und müde Luc tatsächlich war. Marie-Louises Erscheinen schien ihn offenbar in die eiskalte Realität zurückgeholt zu haben. Sein Vater war tot, er musste eine Beerdigung organisieren, und seine Schwester war verschwunden.
    Doch Julia

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