Mein bestes Stuck
passiert, bleibt auf der Bonne Chance .« Sie warf ihrem Chef einen bestätigenden Blick zu.
»Sieht ganz so aus«, kommentierte Luc trocken. »Wie auch immer, ich konnte mich vorhin kaum durch das Casino bewegen. Ständig sprachen mich die Leute an und fragten nach einem Autogramm.«
»Ach was!«, entfuhr es Julia. »Während ich mich also auf der Suche nach deiner Schwester ins Zeug gelegt habe, hast du ein Bad in der Menge genossen? Na, vielen Dank auch!«
»Man gewöhnt sich dran«, murmelte Eleonore.
Luc hatte seine Hände in die Hüften gestemmt und funkelte die beiden Frauen wütend an. Zu Gustave sagte er: »Denken Sie an die Überwachungsmonitore. Unsere Gesichter sind sicherlich überall aufgezeichnet. Mit Zeit, Datum und allem Drum und Dran. Überlegen Sie es sich gut, ob Sie uns wirklich hier festhalten wollen. Die Polizei wäre sicher nicht begeistert von Ihrem Vorgehen.«
Hatte Julia Halluzinationen oder war Gustave bei dem Wort »Polizei« zusammengezuckt? Jedenfalls sah er Eugène eindringlich an, wandte sich dann aber wieder an die Umherstehenden.
»Meine lieben Leute«, verkündete der Besitzer schließlich lächelnd, »Sie hier festhalten? Warum sollte ich das tun?«
Julia warf einen Blick auf die Sicherheitsmänner, die bei den Worten ihres Chefs auffällig genickt hatten.
»Das habe ich nicht damit sagen wollen. Ich meinte nur, ich nehme Sie beim Wort.«
»Natürlich haben Sie das damit sagen wollen!«, fuhr Luc den Casinobesitzer an.
»Na, na, ganz ruhig. Wir haben die Ehre, sehr viele Prominente hier auf der Bonne Chance begrüßen zu dürfen. Und wir kümmern uns immer sehr gut um sie, nicht wahr, Solange?«
Die Hostesse errötete heftig und schaute zu Boden.
»Monsieur Desch, oder Deschanel, oder welchen Namen Sie auch immer bevorzugen, Sie haben einfach zu viele James-Bond-Filme gesehen! Natürlich verlasse ich mich auf Ihr Ehrenwort, dass die Schuld Ihrer Schwester beglichen wird.«
»Gut«, antwortete Luc knapp.
»Morgen werden Sie bezahlen. Morgen und keinen Tag später.«
»Morgen«, bestätigte Luc. »Ich gebe Ihnen mein Wort.«
»Kann ich dann bitte meine Ringe zurückhaben?«, brach es erneut aus Julia heraus. »Bitte! Ich habe mit der ganzen Sache hier nichts zu tun …«
»Nicht so schnell, Mademoiselle«, sagte Gustave. »Es wird den Ringen wohl kaum schaden, wenn sie hier bei mir bleiben, bis die Schuld beglichen ist.«
»Was?« Vor lauter Zorn und Enttäuschung schossen Julia Tränen in die Augen.
»Es ist eine Frage des Vertrauens«, fuhr Gustave fort. »Immerhin vertraue ich darauf, dass Ihr Freund morgen seine Schulden bei mir bezahlt. Ich nehme an, da Sie ihn ja offenbar sehr gut kennen, vertrauen auch Sie darauf, oder?«
Es blieb nichts mehr zu sagen. Niedergeschlagen trottete
sie hinter den anderen her zum Ausgang. Die Spieler an den Tischen drehten sich um und starrten der kleinen Prozession hinterher. Eugène war ganz in seinem Element. Er machte den Weg frei, und die beiden Sicherheitsmänner eskortierten die beiden Deschanels und eine unglücklich dreinschauende kleine Schottin, die ihre Tränen nur schwer zurückhalten könnte, zurück zur Gangway.
»Na endlich!« Simon eilte ihnen entgegen, als sie hinaus in den milden, dunstigen Abend von Monte Carlo traten. Der Tag war unbemerkt vergangen, während sie sich im Bauch der Bonne Chance befunden hatten. »Eleonore, geht es dir gut? Ich bin fast gestorben vor Angst!«
Eleonore hatte inzwischen angefangen, lautlos zu weinen.
»Simon, kannst du uns bitte nach Hause fahren?«, fragte Luc und sah seinen Freund bittend an.
Dieser nickte. »Natürlich. Das Auto steht gleich dort drüben auf der anderen Straßenseite.«
Eleonore setzte sich neben Julia auf die Rückbank, drehte den Kopf zum Fenster und fiel in tiefes Schweigen. Niemand drängte sie, etwas zu sagen. Julia wusste ohnehin nicht, über was sie reden sollte. Und Luc? Wer wusste schon, was Luc dachte. Vermutlich war er froh, seine Schwester endlich wiedergefunden zu haben, doch zu welchem Preis? Nun hatte er nicht nur seinen Vater zu betrauern, sondern sich auch noch um seine Schwester zu kümmern, dazu kamen die Schulden, die bezahlt werden mussten … Und sollte er noch ein paar Hirnzellen frei haben, musste er ein Paar Ringe auslösen und diese seiner rechtmäßigen Besitzerin übergeben.
Die Fahrt zum Château fiel sehr viel kürzer aus, als Julia erwartet hatte. Der Hinweg war durch die Fahrt auf der Vespa reichlich in die Länge
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