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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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erfüllten sie mit dunklen Vorahnungen. Sie wünschte, sie könnte Oliver anrufen, nur um seine Stimme zu hören.
    Ross spähte aus dem Erkerfenster. »Diese verdammten Kaninchen.«
    Faith sah zwei auf dem Rasen mümmeln. Der Himmel hatte sich bewölkt, und es blies ein starker Wind. Von einem Rosenbusch fielen einzelne Blütenblätter. Rasputin fing an zu bellen. Ein Jaguar fuhr durchs Tor, zwei Minuten zu früh. Sie verzog das Gesicht. Verdammt, warum kamen die Gäste jetzt schon? Wussten die denn nicht, dass die Höflichkeit gebot, zehn Minuten später zu kommen?
    »Jules und Hilde«, sagte Ross.
    Faith leerte ihr Glas zur Hälfte, stellte es auf einen Seitentisch und ging zur Tür.
    »Faith, wie schön, Sie zu sehen.«
    Braune Augen begrüßten sie mit freundlichem Lächeln, neben ihnen missmutig dreinblickende grüne Augen – als wären ihre Besitzer unter Zwang gekommen. Das braune Augenpaar gehörte zu Jules Ritterman, der im dunklen Anzug vor der Tür stand. Das grüne unter der altmodischen blonden Frisur zu seiner Frau, Hilde, sie war dreißig Zentimeter größer und stand mit grimmigem Gesicht neben ihm. Sie trug ein viel zu weites, türkisfarbenes Kleid und hatte die kleinste Schachtel Pralinen in der Hand, die Faith je gesehen hatte.
    Es dauerte eine Weile, bis sie die Augenpaare auseinander halten konnte. Sie betrachtete das eine Augenpaar, dann das andere. Sie waren dort, vor ihr, aber plötzlich war sie nicht mehr sicher, dass sie überhaupt da waren. Sie spürte einen Stoß heißer Luft, als stünde sie vor einem offenen Ofen, und kurz darauf eine jähe, schneidende, intensive Kühle, als hätte ihr jemand eine Spritze mit kaltem Wasser injiziert.
    Ihr Gehirn war blockiert. Die Namen ihrer Gäste waren ihr entfallen. »Hallo – hi – großartig – gute Fahrt gehabt? Ross ist hier – er erwartet Sie beide – ich meine – wir – wir beide –«
    Oh, verflucht, jetzt kam noch ein Wagen die Auffahrt herauf. Ein weißes Auto. Wer ein weißes Auto kaufe, sei entscheidungsschwach, hatte sie irgendwo mal gelesen.
    Die braunen Augen sahen sie merkwürdig an. Die grünen auch. Sie war sich nicht sicher, was sie als Nächstes tun sollte. Sie hereinbitten? Ja.
    Sie trat einen Schritt zurück, aber jetzt stand Ross neben ihr. Er schüttelte Jules Ritterman die Hand, gab dem nordischen Eisberg einen Kuss, und plötzlich hielt Faith die winzige pinkfarbene Schachtel mit Godiva-Pralinen in der Hand.
    »Meine Lieblingspralinen«, sagte sie.
    Kein Lächeln.
    »Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?«
    »Eigentlich trage ich heute Abend gar keinen«, sagte Hilde.
    Faith betrachtete das Kleid. Verflucht, wieso hatte sie gemeint, dass die Frau einen Mantel trug? »Nein«, sagte Faith. »Natürlich. Jules, darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?«
    Dieses verdammte bevormundende Lächeln, dann: »Ich trage auch keinen, Faith.«
    Diese Augen wieder. Was zum Teufel war mit den Augen der beiden los?
    Sie betrachteten sie. Mitleid? Lag Mitleid darin?
    Ich drehe nicht durch. Bitte, Gott, gib, dass ich nicht überschnappe
.
    Beide Augenpaare glitten an ihr vorbei. Als sie nach hinten sah, stand dort, wie durch ein Wunder, Mrs. Fogg – mit mürrischem Gesichtsausdruck, in präsentabler weißer Bluse und schwarzem Rock und mit einem Tablett mit Champagner-Flöten.
    Autoreifen knirschten auf dem Kies. Das weiße Auto. Ein bescheiden wirkender Wagen. Ein unscheinbar aussehender Mann und eine unscheinbar aussehende Frau stiegen aus. Beide hatten graue Haare und trugen fast identische Frisuren. Beim Mann sah das ganz ordentlich aus, auf eine langweilige, schulmeisterliche Art. Bei der Frau wirkte es lächerlich. Sie schritten zur Haustür mit dem vehementen Gesichtsausdruck von Wanderern, die sich einer schwierigen Passage näherten.
    »Seine Ehren Ralph Blakeham«, sagte Ross.
    Aha, der Richter.
    »Und meine Frau, Molly«, sagte der.
    Molly reichte Faith ein Glas mit selbst gekochtem Quittengelee. Sie hatte gerade noch Zeit, das Etikett zu lesen, dann glitt ihr das Glas aus der Hand und zersprang auf den Fliesen vor der Tür mit der Wucht einer Mörsergranate.
    Während Mrs. Fogg die Scherben zusammenfegte und Faith Rasputin am Kragen packte, damit er sich in den Glassplittern nicht die Pfoten zerschnitt, drängten sich die übrigen Gäste sofort um sie herum.
    In der Küche setzte sich Faith auf einen Stuhl und entfernte die mit Quittengelee überzogenen Glasscherben von ihren Schuhen. Mrs. Fogg leerte die

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