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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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völlig.
    Dass der
Homo sapiens
seit 400 000 Jahren überlebt hat, rührt zum Großteil daher, dass die Mehrzahl der Menschen ein Gewissen hat. Doch eine Minderheit ist einem anderen Wertesystem verbunden. Spider beherrschte Dinge, die andere Leute nicht konnten – und die ihn nicht im Geringsten berührten.
    Spider, das gequälte Kind, hatte Trost darin gefunden, Tiere zu quälen. Keine Schabe urteilte je über ihn, weil er eine Hasenscharte hatte. Kein Frosch lachte je über ihn, kein Hund verspottete ihn. Spider vergalt es diesen Lebewesen, indem er sie zu Tode quälte. Ein langsamer Tod für Käfer und Spinnen, die er bei lebendigem Leibe auf einer Herdplatte röstete. Ein plötzlicher, gewaltsamer Tod für Frösche: Er band sie an Feuerwerkskörper, so genannte Feuerräder, wodurch sie entweder in Stücke gerissen wurden und verbrannten, oder an Raketen, die sie mehrere hundert Meter in die Luft emportrugen, so dass sie, angebunden an die ausgebrannten Raketenstöcke, auf den Boden zurückfielen. Und ein unsichtbarer Tod für Hunde. Ausgesprochen wirksam waren in Hühnerfleischstückchen geschobene Rasierklingen, wie er feststellte.
    Hätte man ihn gefragt, warum er das tat, hätte er keine Antwort darauf geben können, doch für jeden Psychiater wäre offensichtlich gewesen, dass er ein klassischer Psychopath war. Dennoch hatte Spider einen Psychiater nur im Kino zu Gesicht bekommen, einmal – in
Das Schweigen der Lämmer
.
    Jetzt trug er einen leichten Trainingsanzug, einen Rucksack auf dem Rücken sowie dünne Fahrradhandschuhe und radelte in der stillen Dunkelheit die Ladbroke Avenue entlang: ein schräger Typ mit Smog-Maske und Sturzhelm, der aussah, als kehrte er von einer schrägen Samstagnachtparty nach Hause zurück.
    Die Straße war menschenleer. Er war erleichtert, dass der Jeep Cherokee immer noch da war und an derselben Stelle parkte wie heute Nachmittag, unter einer Straßenlaterne. Der Wagen hatte eine dünne Staubschicht angesetzt – offenbar war er also seit gestern nicht mehr bewegt worden. Spider drosselte sein Tempo und blickte zu den Fenstern von Dr. Cabots Wohnung hinauf. Dunkel. Gut.
    Am Ende der Straße bog er nach links und steuerte in eine Lücke zwischen zwei Gebäuden, vorbei an einer Reihe verschlossener Garagen und hinein in einen leeren, einsturzgefährdeten Fahrradschuppen, wo ihn von oben niemand sehen konnte.
    Er stieg ab und hob den Rucksack von den Schultern. Die Heckler & Koch P9 war ziemlich schwer, der Schalldämpfer machte sie noch schwerer. Außerdem hatte er eine Fotokopie des Grundrisses von Dr. Oliver Cabots Wohnung dabei, den er sich bei der Stadtverwaltung besorgt hatte, ein Foto von Cabot, das er sich aus dem Internet heruntergeladen hatte, eine Taschenlampe, einen Bund Dietriche, einen Bolzenschneider, einen Glasschneider und einen starken Saugnapf, um Fensterteile herauszulösen, eine SP -300C-Big-Kahuna-Betäubungspistole samt Gürtelklipp und zwei 9-Volt-Nickelkadmium-Batterien, einen Kampfgürtel aus Leder, ein Schweizer Armeemesser sowie eine leere Streichholzschachtel.
    Das Messer brauchte er, um sich Andenken von den Opfern abzuschneiden. Im Laufe der Jahre hatte er sich in einer Schublade in seinem Frisiertisch ein kleines Gruselkabinett zugelegt. Streichholzschachteln mit verschlüsselten Beschriftungen, darin kleine Haarbüschel, ein Fingernagel, ein winziger Hautstreifen, ein kleiner Fetzen Hemdstoff. Nichts Großartiges. Nichts, was der Polizei Hinweise liefern könnte, um ihn mit einem Mord in Verbindung zu bringen. Zeugs eben.
    Er riss die Klettverschlüsse des Rucksacks auf und begann mit den Vorbereitungen. Erst legte er sich den Gürtel um, dann schob er die Batterien in die Big Kahuna, die wie ein großer Handgriff aussah und sich wie Blei anfühlte, stellte sie an und feuerte eine Proberunde ab. Ein Blitz blauer Elektrizität schoss heraus und prallte knatternd gegen die Wellblechmauer des Fahrradschuppens. Okay. Gut. Er befestigte den Klipp am Gürtel, schaltete die Betäubungspistole aus und hakte sie ein. Dann überprüfte er noch mal, ob der Sicherheitsriegel vorgelegt war, und rammte die geladene Heckler & Koch in die rechte Hosentasche, die er weiter gemacht und verstärkt hatte, den Schalldämpfer in die linke.
    Als Nächstes hakte er die Taschenlampe, das Schweizer Armeemesser und den Bund Dietriche an den Gürtel. Schließlich schob er die Streichholzschachtel in eine Jackentasche, schloss den Rucksack, hängte ihn sich wieder

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