Mein bis in den Tod
von versengtem Fleisch und sah nach, ob er die Kugel finden konnte, aber die Sauerei war zu groß. Vielleicht hatte sich die Kugel beim Eintritt in den Kopf des Arztes aufgelöst oder sich in das Sofa gebohrt. Es war nicht wesentlich.
Mit der kleinen Schere am Messer schnitt er dem Mann eine Locke ab, die er in die Streichholzschachtel legte. Dann holte er die Taschenlampe aus dem Schlafzimmer und verließ die Wohnung. Leise schloss er die Tür hinter sich.
Adrenalin pumpte in seinem Körper, und er war dermaßen high, wie es kein Koks bewerkstelligen konnte. Noch eine Minute, und er würde davonradeln. Zehn Minuten, und er würde in seinem Wagen sitzen. In einer Stunde würde er Sevroula abholen.
Und dann …
Auf leisen Sohlen schlich er zurück, die Treppe hinunter, während er sich die knarrende Bohle im ersten Stock in Erinnerung rief. Er schwebte förmlich darüber hinweg. Noch nie im Leben war er so leise gewesen, noch nie hatte er das Leben so sehr geliebt.
Ein dumpfes Summen.
Dann noch eines, klarer, näher.
Dann noch eines, weiter entfernt. Noch eines. Noch eines. Über ihm, dann unter ihm. Wieder über ihm. Auf beiden Seiten von ihm. Geklingel an der Haustür.
Scheiße.
Während er durch den Hausflur ging, hörte er ein lautes Krachen. Dann noch eins. Bumm … bumm … bumm.
Vor ihm, an der Haustür, splitterte Holz.
Die Tür der Erdgeschosswohnung ging auf, ein Mann kam heraus, nackt, ein Handtuch um die Taille geschlungen. »Was zum Teufel? He!«
Im selben Augenblick gaben das Schloss und der Türpfosten nach. Krachend öffnete sich die Haustür. Ein glatzköpfiger, tätowierter Typ in T-Shirt und Jeans kam in den Hausflur gerannt.
Das Licht ging an.
»Sie da!«
Der glatzköpfige Riese zeigte mit dem Finger auf Spider. »Du Dreckskerl, du beschissener Mörder.«
Die Big Kahuna war hinten am Gürtel eingeklickt und ausgeschaltet. Spider trat einen Schritt zurück und wollte die Heckler & Koch vorn aus der Jacke ziehen, aber sie verhedderte sich im Futter. Der Schrank kam auf ihn zu. Eine Hand riss ihm die Maske weg, Spider roch warmen Atem, der nach gebratenen Zwiebeln stank, dann prallte etwas mit enormer Kraft gegen seinen Bauch. Er taumelte gegen eine Wand und knallte mit voller Wucht gegen das idiotische Fahrrad.
Wie eine in die Ecke getriebene Ratte rutschte er zurück. Die Hand in der Jacke, an der Heckler & Koch ziehend, trat er mit den Füßen um sich und hörte einen Schmerzensschrei, als das Fahrrad dem Riesen gegen die Knie knallte. Er fiel aufs Gesicht und verhedderte sich in dem Rad.
Inzwischen hatte Spider seine Waffe hervorgeholt, er nahm den Riesen ins Visier, der sich aufrappelte, und drückte ab. Auf seiner Wange erschien ein kleines rundes Loch.
Einen Moment lang blieb die Zeit stehen, als hätte man den Pause-Knopf an einem Videogerät gedrückt. Der Riese sah ihn mit einem beinahe tadelnden Gesichtsausdruck an, als schelte er ein ungezogenes Kind. Der nackte Mann mit dem Handtuch um die Taille, Hand über dem Mund, die Augen starr vor Schreck, zog sich halb in seine Wohnung zurück.
Spider drückte noch einmal ab, und die Hälfte des Halses des Riesen verschwand. Der Kopf hing herunter, alle Gesichtsmuskeln waren erschlafft. Einen Augenblick waren nichts als lose Enden, ausgefranste Haut und Sehnen zu sehen; dann begann das Blut zu sprudeln, ungleichmäßig, als käme es aus einem Schlauch mit einer teilweisen Blockade, dann rollte der Riese auf die Seite, wie ein Sack, der von einer Rutsche fiel.
Der Gestank von Exkrementen, gemischt mit Kordit und Curry. Spider rappelte sich auf.
Der Nackte schrie: »Bitte nicht! Bitte erschießen Sie mich nicht!«, zog sich ganz in seine Wohnung zurück und schlug die Tür zu.
Spider merkte, dass er seine Maske nicht mehr trug.
Der Mann hatte sein Gesicht gesehen.
Er starrte hinaus auf die Straße.
Verdammt, was für ein Murks.
Er hörte das Schrappen von Möbeln. Warf sich gegen die Tür der Wohnung, dann trat er mit den Füßen fest gegen das Schloss. Von drinnen hörte er eine Stimme rufen: »Bitte nicht, ich sage nichts, ich habe Sie nicht gesehen!«
Er feuerte zweimal auf das Schloss, was ein faustgroßes Loch in der Tür hinterließ. Dann warf er sich mit der Schulter gegen die Tür. Sie gab etwas nach. Drinnen hörte er ein Kreischen. Einen Schrei.
Dann draußen eine Sirene.
Sein Blick sprang zurück zur offenen Haustür.
Hau ab.
Er blickte noch mal zur Tür, dann ging er, widerstrebend. Rannte die Treppe
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